0437 - Serenas teuflische Horde
im Haus geblieben war. Zudem dachte ich an meinen Schützling. Zunächst einmal kam mir dessen Sohn entgegen.
Er fing an zu schreien, als er mich sah, und war nicht in der Lage, eine vernünftige Antwort zu geben. Kräftig schüttelte ich ihn durch und schrie ihn an.
»Wie viele sind es?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Das glaubte ich ihm sogar und hörte aus einem Nebenraum einen lauten Schrei. Gleichzeitig wieder das verdammte Klirren der Kette und auch das Geräusch, als sie irgendwo gegen knallte.
Ich ließ den Hausherrn stehen und rannte dem Echo des Schreis nach. Der Zombie war nicht mehr zu sehen. Dafür taumelte mir ein junger Mann entgegen, der einen Jogging-Anzug trug und sich das Gesicht hielt. Dort hatten ihn die Glieder der Kette getroffen.
Wo steckte der Unhold?
Der Luftzug gab mir die Antwort. Er entsteht nur, wenn die Luft zwischen zwei Öffnungen freie Bahn hat.
Und das hatte sie, denn eine Haustür stand offen. Ich rannte hin, verließ das Haus und blieb neben der Tür im Schatten stehen, ohne den anderen jedoch zu entdecken. Er hatte es geschafft und sich ein hervorragendes Versteck gesucht.
Genau wie der zweite.
Es waren vier!
Im Haus wurde ich gebraucht, hier draußen nicht. Also ging ich wieder zurück.
Um die am Boden liegende Frau hatten sich jetzt mehrere Menschen versammelt. Nur den jungen Mann im Jogging-Anzug sah ich nicht. Die Frau hatte zum Glück überlebt. Sie war nur bewußtlos.
Ich sprach den neben ihr stehenden Mann an. »Im Keller liegt noch jemand.«
»Wer denn?« Er zitterte plötzlich. »Sind Sie nicht Morton Stone?«
»Nein, der Bruder.«
»Dann ist der Mann im Keller wahrscheinlich Morton. Rechnen Sie damit, daß er nicht mehr lebt.«
Seine Hand kam wie eine Klammer, die zupackte. Er hatte Kraft und schüttelte mich durch. »Wollen Sie damit behaupten, daß man ihn umgebracht hat?«
»Ja.«
»Sie…«
Er löste eine Hand und wollte schlagen. Okay, irgendwie verständlich, aber ich wollte nicht, tauchte weg und hielt seinen rechten Arm fest. »Jetzt machen Sie mal eine Pause, Mister.«
Von einem Moment zum anderen veränderte er seine Einstellung. Er sackte innerlich zusammen und nickte. Ich aber hatte hier noch weitere Dinge zu tun.
Mein Schützling war wichtig, und ich bekam ein verdammt schlechtes Gewissen, als ich die Stufen der Treppe zum Dach hochstieg. Vor meinen Augen drehten sich die Wände, irgendwie fühlte ich mich schon jetzt schuldig, ging aber weiter und erreichte schließlich mein Ziel.
In der offenen Tür blieb ich stehen. Durch die zerstörte Scheibe blies mir der Wind ins Gesicht.
Vielleicht hätte er auch meine Tränen getrocknet, denn was ich sah, entsetzte mich.
Es hatte Harold Stone erwischt.
Er lag noch auf dem Bett, aber er war auf grausame Art und Weise getötet worden.
Meine Knie zitterten, als ich mich umdrehte und die Treppe nach unten schritt. Die Vorwürfe traten automatisch ein. Ich hätte bei ihm bleiben sollen, dann wäre es nicht passiert.
Aber hätte es dann nicht in den unteren Etagen noch Tote geben können? Es war alles so furchtbar.
In meinem Kopf bewegte sich ein einziges Räderwerk, das alles durcheinanderbrachte. Ich hatte das Gefühl, ein Versager zu sein.
In der Wohnhalle sahen mich die Menschen an, als wäre ich ein Mörder. Sie mußten an meinem Gesicht abgelesen haben, was mir widerfahren war, denn Clive fragte: »Ist unser Vater tot?«
»Ja.«
Clive Morton stand für einen Moment regungslos. Seine Frau war jetzt ebenfalls bei ihm. Die Schwägerin lag noch immer regungslos am Boden. Die älteren Kinder umstanden sie. Ihre Gesichter zeigten Entsetzen.
»Sie tragen die Schuld!« flüsterte Morton mir zu. »Nur Sie allein. Haben Sie gehört!«
»Wieso ich?«
»Seit Sie hier sind, ist alles anders. Ich konnte ja meinem Vater nicht widersprechen, der hatte seinen eigenen Kopf, aber ich sage Ihnen, Sinclair, wir haben die Polizei informiert, und ich werde das Gefühl nicht los, daß Sie mitten in der Sache stecken. Vielleicht sind Sie sogar der Antreiber.«
»Nein, Mr. Stone, das nicht.« Ich zeigte ihm meinen Ausweis. »Ich bin kein Reporter, sondern Polizist. Yard-Beamter, um genauer zu sein. Ihr Vater hatte Angst, er bat um Schutz, ich bin gekommen und muß gestehen, daß ich leider versagt habe.«
»Das haben Sie auch«, sagte Mrs. Morton. Sie war eine grauhaarige Frau und sah jetzt verbittert aus. »Wären Sie oben im Zimmer bei meinem Schwiegervater geblieben, hätten Sie vielleicht noch etwas
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