0438 - Der Drachenturm
der Breite als auch in der Höhe.
»Na, da bin ich mal gespannt…«, murmelte Zamorra und war sicher, daß Raffael Adleraugen haben mußte, weil auch dieses intensive Licht nur unter erschwerten Bedingungen wahrgenommen werden konnte, wenn man ein paar Gangbiegungen entfernt war.
»Fantastisch, diese riesige Anlage«, flüsterte Nicole. »Und einfach unglaublich. Ich fasse es nicht, daß Leonardo deMontagne damals einen so riesigen unterirdischen Raum in den Fels gebrannt haben soll…«
»Vielleicht hat ihm der Teufel dabei geholfen«, sagte Zamorra, »und wenn du an Caermardhin denkst, wirst du dich erinnern, daß Merlins unsichtbare Burg in eine andere Dimension hinein gebaut wurde und innen um ein Vielfaches größer ist als von außen… vielleicht ist das hier auch der Fall, und in Wirklichkeit bewegen wir uns in einem kleinen Kellerloch von zwanzig Quadratmetern Grundfläche…«
»Spekulation!« behauptete Nicole.
»Aber eine logische…« Zamorra ging langsam weiter. Der Gang wurde größer, und das Licht heller…
Und dann standen sie plötzlich vor einem kuppelartigen Gewölbe, das sie hier auf keinen Fall erwartet hatten…
***
La-Soor bekam keine Zeit, Entsetzen zu spüren. Er handelte instinktiv. Er wollte überleben! Arme und Beine wurden von den Raubtier-Mädchen festgehalten, aber er riß den Kopf hoch und traf mit der Stirn den sich verformenden Kopf des Mädchens, der zu einem Raubtierschädel zu werden begann. Damit entging er den spitzen Zähnen, die das Raubtier ihm in die Kehle schlagen wollte. La-Soors Stirn war widerstandsfähiger als die Nüstern des Raubtieres, das einen jaulenden Laut von sich gab, zurückprallte und losließ.
La-Soor bekam seinen rechten Arm frei. Der flog hoch, und mit gespreizten Fingern stieß er nach den Augen des Ungeheuers, das sich in seinen linken Arm verbissen hatte. Das Ungeheuer zuckte zurück, so daß La-Soors Fingerspitzen ihr Ziel verfehlten, aber mit dieser Reaktion war ihm auch schon gedient.
Er kam halbwegs frei.
Er schrie immer noch, schlug nach den Kreaturen, die immer mehr zu Monstren wurden, die es darauf abgesehen hatten, ihn bei lebendigem Leib aufzufressen. Damit bekam auch der Ausspruch des Zauberers einen Sinn, die Mädchen hätten La-Soor zum Fressen gern…
Aber unter ihren Zähnen wollte er nicht sterben. Wenn ihn einer umbrachte, dann höchstens ein Drache im ehrlichen Kampf. Aber nicht diese Bestien, die nur äußerlich wie Menschen ausgesehen hatten, in Wirklichkeit aber reißende Raubtiere waren.
Er trat und schlug, und dann hatte er plötzlich den Ledergürtel erreicht und riß das Schwert aus der Scheide.
Ein Ungeheuer flog ihn an, riß ihn wieder zu Boden und vergrub seine Zähne in La-Soors Schulter. Er packte mit der Linken zu, bekam das Maul zu fassen und preßte die Kiefer wieder auseinander. Sekunden später stieß sein Schwert in den Leib der Bestie.
Das Schwert, das Drachenschuppen durchschlug, fand in dem Raubtierkörper fast keinen Widerstand. Zwei Hälften sanken zu Boden. Das Raubtier hatte nicht einmal mehr Zeit gefunden, seinen Schmerz hinauszubrüllen. Schon kam La-Soor wieder auf die Beine, und sein Schwert spießte eine Bestie auf, die ihn ansprang.
Er bekam die Klinge nicht schnell genug wieder frei. Mußte es loslassen, rollte sich herum und zog den Dolch aus der kleineren Scheide.
Die beiden anderen Bestien, halb Mensch und halb Tier, verharrten. Sie wurden vorsichtig, nachdem der Drachentöter zwei von ihnen mit fast spielerischer Leichtigkeit erledigt hatte.
Er war der geborene Kämpfer. Er war unglaublich schnell. Die Raubtiermädchen hatten ihn unterschätzt. Sie hatten nicht damit gerechnet, daß seine Reflexe so gut waren - dabei hätte es ihnen zu denken geben müssen, daß er ein Drachentöter war. Wer als Drachentöter langsam war, lebte nicht lange…
La-Soor, den Dolch in der Hand, startete einen Gegenangriff. Die Ungeheuer wichen zurück. Sie verharrten in ihrer Mischform, weil die für sie vorteilhafter war als reine Menschenoder Tiergestalt. Sie brauchten sich nicht mehr zu tarnen; ihr Opfer wußte ja jetzt, mit wem er es zu tun hatte…
Ihr Zurückweichen gab ihm die Chance, sein Schwert aus dem Kadaver zu befreien. Beide Waffen in den Händen, bewegte er sich auf die beiden Bestien zu. Ihm war klar, daß es keinen Sinn hatte, fliehen zu wollen. Bis er den Ausgang erreichte aus diesem vermeintlichen Paradies, waren die beiden Menschenfresserinnen bei ihm. Abgesehen davon mochte es
Weitere Kostenlose Bücher