0438 - Sie wollten mich ans Messer liefern
hinunter zum Wagen und schaltete das Sprechfunkgerät ein. Ich gab alles Wissenswerte durch und erkundigte mich nach Neuigkeiten.
»Bobby Stein hat sich nicht mehr gemeldet«, sagte der Kollege in der Zentrale. »Vor einer Stunde war sein vorletzter Anruf fällig.«
Bobby Stein hatte die Aufgabe, Lil Malone zu beschatten. Jede halbe Stunde sollte er anrufen. Zweimal war dieser Anruf schon unterblieben. Irgend etwas war nicht in Ordnung.
***
»Vielleicht verfolgt Bobby eine Spur«, meinte Phil, als wir auf das Apartmenthaus zugingen. »Wenn sie heiß ist, hatte er keine Zeit, sich mit der Zentrale in Verbindung zu setzen.« Von unserem Kollegen war kein Kragenknopf zu entdecken. Plötzlich faßte mich mein Freund am Arm. Aus dem Eingang des Hauses kam ein Mann, den wir seit 24 Stunden suchten: Roger Delaine. Im gleichen Augenblick fingen wir an zu spurten. Delaine sah sich nicht um. Er ging ruhig auf einen Dodge zu, riß die Tür auf und warf sich hinter das Steuer. Ich war auf zehn Yard herangekommen. Ehe ich zum letzten Sprung ansetzen konnte, schoß der Wagen aus der Parklücke heraus und ordnete sich in den Fahrzeugstrom ein.
Ich hatte gerade noch Zeit, mir das Kennzeichen einzuprägen, bevor der Dodge an der nächsten Kreuzung abbog. Ich jagte zurück zur Telefonzelle, fingerte nach dem Nickel und wählte LE-57700. Unser Girl in der Zentrale meldete sich. Ich sprach mit dem Einr satzleiter und gab das Kennzeichen durch.
»Der Dodge muß schleunigst gefunden werden«, schrie ich in die Muschel. »Ich melde mich in zehn Minuten wieder.«
Phil hatte sich neben dem Eingang aufgebaut, als ich zurückkam. Ich nahm den Lift, Phil die Treppe. Der Flur war leer. Der rote Kokosläufer dämpfte das Geräusch meiner Schritte. Aus dem Treppenschacht hörte ich Phil heraufkeuchen.
Die Tür besaß keine Klinke, nur einen Messingknopf, der sich nicht drehen und schieben ließ. Ich preßte meinen linken Daumen darauf und holte mit der Rechten die Smith and Wesson aus der Halfter. Natürlich präsentierte ich mich nicht vor der Füllung. Es konnte immerhin sein, daß jemand die wenig löbliche Absicht hatte, sie mit Hilfe von Blei zu durchlöchern. Phil kam und hielt sich ebenfalls in Deckung. Zwei Minuten warteten wir auf ein Lebenszeichen. Plötzlich hörten wir ein Stöhnen.
»Komm!« sagte ich. »Jetzt müssen wir ’rein.«
Ich trat an die gegenüberliegende Wand. Gleichzeitig krachten unsere Körper gegen die Tür. Die Füllung ächzte ein wenig, aber sie hielt. Beim dritten Versuch brach das Schloß aus, die Tür schwang zurück. Aus der halboffenen Tür drang das Rauschen eines laufenden Wasserhahns. Es hatte keinen Sinn, wie indianische Waldläufer hier herumzuschleichen. Das Eindrücken der Tür war schließlich nicht lautlos vor sich gegangen. Wir befanden uns in der Küche. Neben dem Abwaschbecken hockte Bobby Stein. Seine Augen schwammen wie im Mondlicht, als er sich umdrehte. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, um das Wasser abzuwischen, doch gleich darauf schoß es ihm wieder rot über die Augen. Er knickte in den Knien ein und brachte gerade noch seine 38er aus der Halfter, bevor er lang hinschlug.
Phil, der sich sonst wie ein Gentleman zu benehmen weiß, stieß einen ärgerniserregenden Fluch aus. Dann entdeckte er das Telefon auf einem Wandbord neben der Tür und stürzte sich darauf wie ein Geier auf das Aas. Ich »beugte mich nieder und untersuchte kurz unseren Kollegen. Die Kugel hatte ihm einen schnurgeraden Scheitel gezogen. Ich war nicht sicher, ob sie nicht auch den Schädelknochen angeknackst hatte. Phil legte den Hörer auf und machte sich davon, den Krankenwagen unten vor der Haustür zu erwarten. Ich« konnte im Augenblick nichts anderes tun, als das Eintreffen des Arztes abzuwarten.
Die Wohnung war nicht durchsucht worden. Nur eins wies darauf hin, daß Mrs. Malone eilig aufgebrochen war: die halbgeleerte Kaffeetasse auf dem Küchentisch. Ein kleiner Löffel lag daneben, der noch ein paar Zuckerkörnchen enthielt. Der Rest war auf dem Tisch verstreut. Sie war gerade überrascht worden, als sie Zucker in den Kaffee schütten wollte. Aber mit Delaine war sie nicht fortgegangen. Sie mußte schon vorher Besuch empfangen haben.
Ich öffnete das Fenster und wartete ungeduldig auf das Eintreffen des Krankenwagens. Phil kam zurück und legte Bobby Stein flach auf den Boden.
Hatte Delaine die Nerven verloren? Ich bin kein Freund von Theorien, ich muß Beweise vor mir sehen.
Aber war
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