0439 - Nacht der Hexen
jugendlichen Anhang aufkreuzte. Aber vorher wollte Ted noch etwas erledigen.
***
Mit ihrer Hexenkraft lenkte Una, die Kidnapperin, den Taxifahrer, zu einem kleinen Ort südlich von Rom. Vor dem Eingang zu einem halb verfallenen Friedhof, der schon lange nicht mehr benutzt wurde, stoppte der gelbe Fiat.
Der Fahrer machte sich keine Gedanken darüber, daß das zuletzt eingestiegene Mädchen ohne Besinnung war. Er dachte auch nicht darüber nach, daß die Fondtür sich von selbst öffnete und dieses Mädchen ins Freie schwebte, um dann in waagerechter Lage über die Friedhofsmauer hinweg zu schweben und aus seinem Blickfeld zu entschwinden. Noch weniger kümmerte er sich darum, daß er kein Geld für seine Fahrt erhielt. Kaum war auch die andere Frau ausgestiegen, schlossen die Türen des Wagens sich, und der Fahrer fuhr wieder los. Er kehrte nach Rom zurück.
Sein Taxameter hatte sich während der gesamten Strecke nicht gerührt. Die Einstellung war unverändert auf Grundgebühr für den nächsten Gast.
Als er Rom erreichte, konnte er sich an seine Fahrgäste nicht mehr erinnern. Alles war in seinem Gedächtnis gelöscht worden. Una, die Hexe, hatte diesen komplizierten Weg gewählt, weil sie den Mann nicht hatte töten wollen. Das wäre einfacher gewesen als die Gedächtnislöschung, um ihn am Reden zu hindern, aber dann hätte sie eine Leiche und den Wagen beseitigen müssen. Und ein Taxifahrermord war immerhin ein bedeutenderes Ereignis als das Verschwinden eines jungen Mädchens.
Letzteres passierte in Städten wie Rom täglich fast dutzendweise. Es würde eine Vermißtenmeldung geben, und damit war der Fall erledigt. Eine Leiche gab es nicht. Denn die würde bei der Opferung verschwinden, sich auflösen.
Im Gegensatz zu dem Taxifahrer, der als Opfer unbrauchbar war, weil es sich bei ihm um einen Mann handelte, und jungfräulich war er erst recht nicht.
Aber Rafaela brachte alle Voraussetzungen mit sich.
Una betrachtete es als einen absoluten Glücksfall, sich mit ihrer Hexenkraft in jenes Telefonat eingeschaltet zu haben, um über die Stimme des Mädchens ihre Eigenschaften als Opfer herausfinden zu können. Zufällig hatte sie sie erwischt; sie hätte auch noch stundenlang weiter suchen können oder ein anderes Opfer finden. Aber es war so erfreulich schnell vonstatten gegangen.
Was wollte man mehr?
Una hatte ihren Teil der Arbeit so gut wie erledigt. Die Opferung konnte schon in dieser Nacht stattfinden. Die beiden Hexenschwestern waren sicher dafür bereit. Und die Herrin würde kommen, wenn man sie rief. Vielleicht war sie sogar längst schon in der Nähe…
Stygia…
***
Unas Vermutung stimmte!
Stygia, die Dämonin, hatte die Höllentiefen bereits verlassen, um in der Nähe zu sein, wenn das Opferritual begann. Es gehörte zu ihren leidigen Pflichten, anwesend zu sein. Sonderlich daran interessiert war sie nicht; schon lange nicht mehr. Vor geraumer Zeit hatten die drei Hexen ihr einen Pakt abverlangt und Macht und langes Leben gefordert, um Böses tun zu können. Stygia hatte es ihnen damals gewährt, aber nicht damit gerechnet, daß die drei die gestellten Bedingungen über eine so lange Zeit einhalten würden. Sie hatte gehofft, Hexenjäger würden den dreien rechtzeitig den Garaus machen, daß sie ihre Seelen einkassieren konnte.
Aber damit war schon kaum noch zu rechnen. Hexenjäger waren selten geworden in der Welt der Menschen, die zunehmend von Technik bestimmt wurde und für die alten Überlieferungen und Tatsachen keinen Platz mehr hatte. Statt dessen aber nutzten die drei immer wieder Stygias Magie, die sie ihnen damals gewährt hatte.
Es wurde Zeit, sich dieser drei Hexen endlich zu entledigen. Aber der Pakt band die Dämonin an sie. Solange die drei Römerinnen sich nichts zuschulden kommen ließen und die Bedingungen regelmäßig erfüllten, war es Stygia nicht erlaubt, sich an ihnen zu vergreifen.
Sie konnte es nicht einmal. Der Pakt schützte die drei besser als eine magische Abschirmung.
Stygia wollte die Hexen los werden. Sie banden zwar nur einen winzigen Bruchteil ihrer Magie mit diesem uralten Pakt, aber das Wenige war zur Zeit schon zuviel. Stygia beabsichtigte, auf der höllischen Karriereleiter ein paar Sprossen emporzuklettern. Astaroth, der Erzdämon, hatte ihr den Mund wässerig gemacht. Sie wußte, daß er sie unterstützen würde, wenn sie daran ging, den derzeitigen Fürsten der Finsternis von seinem Thron zu hebeln. Leonardo deMontagne was in den sieben
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