044 - Der Todesschwarm
Irland“, murmelte der Sergeant nachdenklich.
„Seltsame Dinge – was meinen Sie damit?“ fragte Ronald interessiert.
„Nun ja, zuerst die sechs Leute, die spurlos verschwunden sind – und jetzt das.“
„Sechs Leute – und alle verschwunden?“
„Ja, Mister Marvin. Vor knapp vierzehn Tagen verschwanden kurz hintereinander sechs Menschen. In ganz Irland herrscht helle Aufregung darüber. Kein Wunder, denn bei allen handelt es sich um einflussreiche Persönlichkeiten: Unternehmer und Politiker. Die Suchmeldungen gingen durch Presse und Fernsehen. Haben Sie nichts davon gehört?“ Doch sofort griff er sich an den Kopf. „Natürlich nicht – Sie sind ja erst seit gestern in Irland.“
„Woher kommen diese Leute?“
„Zwei von ihnen stammen aus Dublin, zwei aus Waterford, je einer aus Sligo und Wexford.“
„Wexford? Das liegt doch nicht weit von Bunslare.“
„Ja – nur etwa dreißig Kilometer nördlich. Bei dem Verschwundenen handelt es sich um einen bedeutenden Reeder – Mr. Alf Turner.“
Ronald biss sich nachdenklich auf die Lippen. Er fragte sich unwillkürlich, ob das Verschwinden dieser Leute und Glorias entsetzlicher Tod irgendwie zusammenhängen könnten. Doch er fand keine vernünftige Antwort auf diese Frage.
Dr. Hillary sah zu, wie Patsy den Apparat nach der letzten Aufnahme wieder in der Fototasche verstaute.
„Sie wissen Sergeant Pristons Vertrauen hoffentlich zu schätzen, Miss Colder“, sagte er gedehnt.
Patsy hob erstaunt den Kopf. „Was meinen Sie damit?“
„Nun, hoffentlich kommen Sie nicht auf den Gedanken, ein paar zusätzliche Abzüge zu produzieren und sie an die Presse weiterzugeben.“
„Bis jetzt dachte ich gar nicht daran, Doktor. Aber wenn Sie mich schon auf die Idee bringen – hätten Sie etwas dagegen?“
„Allerdings“, erwiderte er scharf. „Die Bevölkerung ist über das geheimnisvolle Verschwinden dieser sechs Personen erregt genug. Wir dürfen sie durch die Veröffentlichung solch schrecklicher Bilder nicht noch mehr in Angst und Schrecken versetzen. Das aber wäre der Fall – noch dazu, wenn Ihr Verlobter sich in einem furchterregenden Artikel über seine unhaltbare Theorie von dem schrecklichen ‚Todesschwarm’ erginge. Mit so einem unverantwortlichen Bericht könnte er wahrhaftig eine Panik unter der Bevölkerung auslösen. Das ist doch wohl nicht der Sinn der Sache, Miss Colder. Außerdem würde man mit der Publikation dieser Bilder dem Andenken der armen Miss Barneby bestimmt einen denkbar schlechten Dienst erweisen. Die Menschen sollen sie so in Erinnerung behalten, wie sie zu Lebzeiten war – jung, schön und begehrenswert.“
„Wollen Sie mir etwa verbieten, über Glorias Tod zu schreiben?“ fuhr Ronald auf.
Der Arzt blickte ihn feindselig an. „Wenn es sein muss – ja!“
„Hören Sie, Doktor – Sie können mir überhaupt nichts …“
„Ruhe, meine Herren – bitte keinen Streit“, mischte sich der Sergeant ein. „Ich muss dem Doktor recht geben, Mr. Marvin. Die Veröffentlichung der Bilder würde die Menschen tatsächlich in helle Aufregung versetzen. Das kann ich im Augenblick nicht verantworten. Überdies entscheidet darüber mein Vorgesetzter in Wexford, Inspektor Walcott. Sie müssen sich mit Ihrem Wunsch schon an ihn wenden. Bis dahin untersage ich Ihnen aber jedes eigenmächtige Vorgehen, Mr. Marvin. Sie könnten mit einem Artikel wirklich großen Schaden anrichten. Bedenken Sie das.“
Ronald lachte ärgerlich. „Wollen Sie mir etwa auch verbieten …?“
„Nicht verbieten – ich bitte Sie darum“, antwortete der Sergeant sofort.
„Das hört sich schon ein bisschen anders an.“
„Solange ich keine anderen Anweisungen aus Wexford erhalte, bitte ich Sie und Ihre Verlobte, über alles, was Sie hier gesehen haben, zu schweigen. Kann ich mich darauf verlassen?“
Ronald zögerte mit der Antwort. „Glauben Sie im Ernst, dass Sie Glorias Tod geheim halten können?“
„Ihre Tod nicht – aber die näheren Umstände. Vorerst wenigstens. Wenn Inspektor Walcott anders entscheiden sollte, geht es mich nichts an.“
„Und diese beiden Herren?“ Ronald zeigte auf die zwei Männer, die gerade den Sarg neben die Tote auf die Erde stellten und den Deckel abhoben. „Sie könnten leicht in Versuchung geraten, für ein paar Pfund einer Zeitung Informationen über Glorias wahres Aussehen im Tod zu verkaufen.“
„Auf die beiden ist Verlass“, sagte Dr. Hillary rasch.
„Gut, dann werde ich vorerst auf
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