044 - Der Todesschwarm
Köpfchen.“
„Sag bloß, das wusstest du vorher nicht“, begehrte sie auf und blickte ihn in gespieltem Ernst an.
„Schon, Kleines – nur nicht so genau.“
Lachend stieg er aus, ging um Glorias Wagen herum und schlug die Richtung zum Strand ein.
Doch nach wenigen Schritten blieb er wie angewurzelt stehen und starrte entgeistert vor sich auf den Boden.
Ein grauenhaftes Bild bot sich ihm.
Das Wesen in dem schwarzen Lastex-Badeanzug sah wie eine Mumie aus – völlig verdorrt und ausgetrocknet. Graue, pergamentartige Haut überspannte ein Skelett. Überall standen die Knochen heraus.
Patsy hatte das Fahrzeug ebenfalls verlassen. Nun näherte sie sich langsam.
„Was ist, Ron – warum bleibst du hier?“ Da erblickte sie die mumifizierte Gestalt. Entsetzt schrie sie auf.
„Wer – wer ist das?“ stammelte sie leichenblass.
„Ich – ich weiß es nicht.“
Eine ganze Weile starrten sie mit angehaltenem Atem auf die Tote.
Ronald gewann zuerst seine Fassung so halbwegs zurück. Er stieß vorsichtig mit dem Fuß gegen das Gerippe, drehte es langsam auf den Rücken.
Beim Anblick des verstümmelten Gesichts wich er unwillkürlich einen Schritt zurück.
Weiche rotblonde Haarlocken umrahmten ein blutleeres, eingefallenes Gesicht, von wächserner Haut überzogen, mit Runzeln und Falten – das Gesicht einer tausend Jahre alten Mumie. Über und über mit winzigen roten Punkten bedeckt. Die starren, weit aufgerissenen Augen verliehen dem mumienhaften Totenschädel eine schaurige Lebendigkeit.
„Unfassbar – einfach unfassbar“, meinte Ronald mit tonloser Stimme.
Patsy krallte ihre Fingernägel in seinen Arm.
„Wer – wer mag das sein?“ fragte sie noch einmal leise. „Das – das ist doch nicht etwa …?“ Sie sprach den entsetzlichen Gedanken nicht aus.
Ronald nickte erschüttert. „Doch, Patsy, sie ist es – Gloria.“
Die hübsche Fotografin brauchte eine ganze Weile, ehe sie die fürchterliche Wahrheit begriff.
„Irrst du dich auch nicht?“ flüsterte sie dann. „Man kann sie überhaupt nicht erkennen – das Gesicht ist ja ganz entstellt.“
„Aber es ist Gloria.“ Er zeigte auf den kleinen grünen Smaragdring am knochigen Mittelfinger ihrer rechten Hand. „Gestern noch erzählte sie mir freudestrahlend, sie habe ihn von einem heimlichen Verehrer geschenkt bekommen. Als Zeichen seiner Bewunderung.“
Patsy blickte in das unkenntlich gewordene Gesicht Glorias.
„Was – was mochte da vorgefallen sein? Wie ist sie gestorben?“ fragte sie leise.
„Ich weiß es nicht – noch nicht“, entgegnete er. „Kein Messerstich, kein Einschuss einer Kugel – nichts, was darauf schließen ließe, dass sie von einem Menschen umgebracht wurde. Und dennoch – was wollte der Kerl in dem Rolls Royce hier? Er muss sie doch gesehen haben. Warum ist er geflüchtet?“ Ronald starrte die Tote an. „Überall diese roten Punkte.“ Er musterte den ausgetrockneten Körper, danach suchte er mit zusammengekniffenen Augen den Boden ringsum ab. Schließlich richtete er sich auf. „Seltsam – nirgends auch nur ein Tropfen Blut zu sehen.“
„Weißt du eine Erklärung dafür?“
Er schüttelte den Kopf. „Vielleicht hängt es mit diesen Punkten zusammen. Sie sehen wie Einstiche aus und sind …“
„Denkst du an Mückenstiche?“ unterbrach ihn Patsy.
„Nein, Mücken sind keine Bienen oder Wanderheuschrecken. Sie treten nicht in solchen Massen auf. Hier müsste es sich ja um einen Schwarm aus Millionen von Tieren gehandelt haben.“ Er schaute abwesend in das entstellte, ehemals so hübsche Gesicht. „An Mücken glaube ich nicht – aber …“ „Aber?“
„Andere Insekten vielleicht – eine ganz neue, bisher unbekannte Art, die sich im Lauf von Hunderttausenden von Jahren durch Mutation herausbildete und heute zum ersten mal in Erscheinung trat. Noch dazu in solchen Mengen – und mit diesem grausigen Ergebnis. Falls ich recht habe, muss es sich dabei um verdammt blutgierige Biester handeln. Sie haben das arme Mädchen bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ihr Körper sonst in so kurzer Zeit völlig austrocknen konnte. Bei dem gemäßigten Klima hier ist das ausgeschlossen – nicht einmal in einer Wüstengegend wäre das in so einer kurzen Zeitspanne möglich.“ Er bückte sich, um Gloria näher zu untersuchen – doch Patsy riss ihn zurück.
„Nicht anfassen, Liebling!“
Verwundert schaute er zu ihr hoch. „Warum nicht?“
„Vielleicht
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