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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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dieser Herr sehr bekannt vor«, sagte ihr Begleiter.
    »Er ist ein Freund meines Onkels, ein gewisser Mr. John Sands.«
    »Ja, jetzt erinnere ich mich«, entgegnete er. »John Sands, ein Mann aus New York, der sich in London aufhält und ein richtiger Engländer geworden ist.«
    »Das könnte man ebensogut von meinem Onkel sagen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Onkel Harry ist durchaus nicht Engländer, abgesehen von seinen schlechten Manieren.«
    Sie drohte mit dem Finger.
    »Ich habe meinem Onkel gesagt, daß Sie heute abfahren würden. Kehren Sie wirklich morgen nach Amerika zurück?«
    Er nickte.
    »Ich wünschte, ich könnte mit Ihnen fahren«, meinte sie nachdenklich. »Ich habe so große Sehnsucht, meine Mutter einmal wiederzusehen.«
    »Warum bitten Sie Mr. Léman nicht, Sie einmal nach New York zu schicken? Ich kenne mehrere Damen, die in nächster Zeit nach drüben fahren. Denen würde es eine große Freude machen, wenn sie sich Ihrer auf der Reise annehmen könnten.«
    »Es hat keinen Zweck, meinen Onkel um etwas zu bitten«, sagte sie traurig. »Allein die Tatsache, daß ich etwas gern haben möchte, genügt für ihn, es mir abzuschlagen.«
    »Warum gehen Sie nicht von ihm fort?« drängte sie der junge Mann. »Ich weiß wohl, daß mich die Sache nichts angeht.
    Andererseits ist mir allerdings auch bekannt, daß Sie die große Erbschaft von acht Millionen Dollar ausschlagen, wenn Sie das tun.«
    »Darüber brauche ich mir keine grauen Haare wachsen zu lassen. Mit der Millionenerbschaft habe ich nie gerechnet«, unterbrach sie ihn. »Für mich ist das Geld niemals bestimmt gewesen. Aber es geht leider aus anderen Gründen nicht. Mein Onkel ist immer sehr gut zu meiner Mutter gewesen, und -«
    »Ich verstehe vollkommen«, erwiderte er ruhig. »Sie müssen bei ihm bleiben. Vermutlich fesselt Sie der alte Mann dadurch an sich, daß er Ihre Mutter unterstützt.«
    Sie antwortete nicht, aber was er sagte, entsprach den Tatsachen. Sie konnte es nicht in Abrede stellen.
    »Aber wie steht es denn bei Ihnen?« lenkte sie ab. »Sind Sie mit Ihrem Besuch in London zufrieden? Haben Sie genügend Material gesammelt, das Sie für Zeitungsartikel verwerten können?«
    »Ich habe viel erreicht. Sie wissen doch, daß kurze Geschichten und Witze über Harry Léman in Amerika glänzend weggehen. Natürlich hat unser Vertreter hier in London sich auch darum bemüht und viele Geschichten nach New York geschickt, die von Harry Léman handeln, aber in letzter Zeit ging ihm anscheinend der Stoff aus. Deshalb beauftragte mich Holland Brown, die Sache ein wenig in Schwung zu bringen. Zuletzt waren die Sachen, die unser Mann von hier einsandte, zu trocken. Wir brauchen aber etwas Romantik, damit die Leute das Interesse nicht verlieren. Ich habe auch ein paar zugkräftige Geschichten, die sicher gern gelesen werden. Zum Beispiel den Witz, wie er in der Oxford Street beinahe ein Paar neue Schuhe gekauft hätte, ihm nachher aber der Preis für die beiden zu hoch war und er zunächst nur einen kaufen wollte!«
    Sie sah ihn vorwurfsvoll an.
    »Aber Miss Faith, was haben Sie denn dagegen? Wenn Ihr Onkel so etwas liest, freut er sich halbtot. Ich habe Ihnen übrigens noch nicht die Geschichte erzählt, die uns mit ihm passiert ist. Als wir eines Samstags einmal in unserem Feuilleton schrieben, daß John Rockbetter der geizigste Millionär wäre, erhielten wir von Harry Léman mit der nächsten Post einen Brief, in dem er furchtbar schimpfte. Die Nachricht von seiner Heirat stammt übrigens nicht von mir. Sie sind doch sicher, daß nichts Wahres an dem Gerücht ist?« Sie zögerte.
    »Ja, ich bin meiner Sache ganz sicher«, erwiderte sie dann. »Mein Onkel sagt zwar immer, daß er sich verheiraten will, aber ich glaube, das tut er nur, um mich zu ärgern und mir alle Hoffnungen zu nehmen, daß ich einmal sein Vermögen erben könnte. Und dabei will ich sein Geld doch gar nicht!« fügte sie bitter hinzu. »Ich habe nur den einen Wunsch, nicht mehr mit ihm im selben Haus zusammenleben zu müssen. Sie können sich nicht vorstellen, wie schwer mir das fällt, Mr. Cassidy.«
    »Das kann ich mir schon denken - und ich fahre nicht gern mit dieser unangenehmen Erinnerung nach Amerika zurück.«
    Er wollte noch mehr sagen, aber er unterließ es. Es war nicht das erstemal, daß er sich mit ihr aussprechen wollte, und nur die eine Tatsache, daß sie später wahrscheinlich doch einmal das ungeheure Vermögen ihres Onkels erben würde, hinderte

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