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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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habe ich also meine Stelle verloren?«
    »Selbstverständlich. Ich möchte ja nichts gegen Sie sagen, Jimmy, denn Sie sind wirklich ein guter Kerl, aber das erstemal haben Sie schon nichts von der Verheiratung Lémans gewußt, und jetzt haben Sie zum zweitenmal die Sache nicht herausgebracht. Zweimal dürfen Sie solche Böcke nicht schießen. Gehen Sie zu meinem Londoner Vertreter, der soll Ihnen die Rückfahrt nach New York und Ihr Gehalt bis zum Ende des Monats auszahlen. Ich muß mich nach einem wendigeren jungen Mann umsehen, der über Harry Léman berichtet, und ich kann Ihnen nur sagen, in meiner Kartothek steht ›kürzlich verstorben‹ bei Ihrem Namen.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Cassidy. »Wenn ich nun aber tatsächlich die Sache aufklären kann, nachdem Sie mich an die Luft gesetzt haben, nehmen Sie mich dann wieder in Gnaden auf?«
    Holland Brown zuckte die breiten Schultern.
    »Ich weiß nicht, ob es überhaupt einen Zweck hat, eine Nachricht von meinem Konkurrenzblatt zu bestätigen. Nein, das paßt mir nicht. Wenn Sie mir aber eine ganz funkelnagelneue Geschichte bringen können, etwas ganz Hervorragendes, dann werde ich sie kaufen.«
    Jimmy erhob sich und zog seinen Rock an.
    »Schön, Mr. Brown, aber das eine kann ich Ihnen nur sagen, Harry Léman ist tatsächlich ein so gutes Thema, daß man eine Millionengeschichte über ihn schreiben kann. Ich habe Ihnen meine Vermutungen und Theorien über ihn ja mehr als einmal erzählt. Ein Reporter muß immer alles mögliche wittern und argwöhnen, bis er eines guten Tages durch die Tatsachen gerechtfertigt wird. Ich will auch nicht eine Million Dollar für meine Geschichte haben, wenn ich soweit bin, nicht einmal einen einzigen Dollar. Wenn ich aber die Wahrheit über die Heirat Harry Lémans herausgebracht habe und eine Geschichte darüber schreibe, komme ich zu Ihnen.«
    »Jimmy, ich bin nicht gerne so hart zu Ihnen. Sie sind immer ein tüchtiger Mitarbeiter meiner Zeitung gewesen, aber es verdirbt die Moral aller anderen Angestellten, wenn der StarReporter nicht auf der Höhe ist. Ich muß Sie einfach an die Luft setzen. Und es ist ja schließlich nicht so schlimm für Sie. Es gibt eine Menge Zeitungen, die Sie gern engagieren werden.«
    »Meinen Sie, das wüßte ich nicht?«
    »Und dann noch eins, Jimmy. Ich muß wirklich sagen, daß Sie in letzter Zeit sehr nachgelassen haben.« Brown schüttelte den Kopf. »Ich habe gehört, daß Sie sich nicht mehr genug um Ihre Arbeit kümmern, weil Sie ein Mädel im Kopf haben. Der laufen Sie nach, und aus diesem Grund taugen wahrscheinlich auch Ihre Artikel nicht mehr soviel wie früher.«
    »Nennen Sie mir den Schuft, der solche gemeinen Lügen verbreitet«, erwiderte Jimmy und grinste übers ganze Gesicht. »Ich sage Ihnen, der bekommt ein paar Faustschläge von mir zwischen die Zähne, daß er in Zukunft sein ungewaschenes Maul hält.«
    »Regen Sie sich bloß nicht auf. Wir wollen uns doch hier nicht ärgern, Jimmy. Ich habe wirklich sehr große Achtung vor Ihnen - und, verdammt noch mal, ich zahle Ihnen zwei Monate Gehalt!«
    Jimmy lachte.
    »Wissen Sie was? Sie werden mir drei Monate Gehalt zahlen, das steht nämlich in meinem Vertrag. Und wenn ich die Millionengeschichte tatsächlich geschrieben habe, Mr. Brown, dann komme ich zu Ihnen. Sie ist wahrscheinlich so gut, daß Sie mich als Teilhaber aufnehmen, denn vermutlich werden Sie nicht genug Geld haben, mich anderweitig zu bezahlen.«
    Jimmy hatte von Anfang an erwartet, daß ihn Holland Brown auf die Straße setzen würde, als er hörte, daß der Zeitungskönig von Paris nach London kam, um mit ihm zu sprechen. Tatsächlich war es ihm in Journalistenkreisen übel vermerkt worden, daß er die Verheiratung Harry Lémans nicht gemeldet hatte, die man in New York allgemein als Tatsache betrachtete. Aber er hatte sich der allgemeinen Ansicht nicht anschließen können; er mißtraute der Geschichte nach wie vor. Jetzt sah er allerdings ein, daß es ein taktischer Fehler gewesen war, allein gegen den Strom zu schwimmen. Aber er hatte sich immerhin auf sein Urteil verlassen. Er kannte ja Harry Léman besser als irgendein anderer Reporter, und er wußte, wie sehr der Millionär darauf bedacht war, seine Nichte zu ärgern.
    Nachdem Holland Brown gegangen war, suchte Jimmy sein Manuskript für das große Werk zusammen, das er über Verbrechen und Verbrecher schrieb. Die Welt sollte staunen, wenn es erschien. Er schloß die Blätter in eine Schublade, nachdem er sie

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