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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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etwas erzählen, Miss Léman. Ich habe meine Stellung verloren.«
    »Wieso?« fragte sie überrascht. »Ihre Zeitung hielt doch so große Stücke auf Sie?«
    »Das ändert an den Tatsachen nichts. Der alte Holland Brown fuhr eigens von Paris hierher, um mich auf die Straße zu setzen. Ich hatte schon eine Ahnung, daß er zu diesem Zweck nach London käme, aber ich hoffte doch, daß er mir noch einen oder zwei Monate Zeit geben würde, bis ich die ganze Geschichte beisammen hätte.«
    »Sind Sie immer noch davon überzeugt, daß mein Onkel verheiratet ist?«
    »Ich weiß kaum, was ich dazu sagen soll.«
    »Ach, ich wünschte nur, es stimmte und er hätte wirklich eine Frau«, sagte sie heftig. »Sie wissen ja nicht, wie entsetzlich es ist! Wenn ich nur irgendeinen Vorwand finden könnte, um von ihm fortzugehen - keinen Tag länger würde ich warten. Er ist ganz unausstehlich zu mir - viel schlimmer als jemals. Er verhöhnt mich dauernd und macht mir Vorwürfe, daß ich es nur auf sein Geld abgesehen hätte und auf seinen Tod warte. Es ist kaum wiederzugeben, was er mir alles sagt. Ich wünschte tatsächlich, er wäre tot, so grausam und abstoßend das auch klingen mag. Ich kann mir nicht helfen, aber mir wäre es nur recht, wenn er sein gräßliches Geld mit sich ins Grab nehmen würde.«
    Jimmy legte die Hand auf ihre Schulter.
    »Aber liebe Faith«, sagte er und wunderte sich selbst über seine Kühnheit, »so dürfen Sie nicht sprechen. Sie sind überreizt. Warum gehen Sie nicht nach den Vereinigten Staaten zurück? Schließlich ist es doch nicht ausgeschlossen, daß er Ihre Mutter zur Erbin eingesetzt hat.«

6
    Jimmy wußte im voraus, was sie darauf sagen würde. Während seines Aufenthaltes in New York hatte er die Gelegenheit benützt, Nachforschungen nach ihrer Mutter anzustellen. Sie war eine liebenswürdige, freundliche Frau, die sich aber in wirtschaftlichen Dingen nicht zu helfen wußte und ähnlich wie John Sands eine Schwäche für Luxus und Komfort hatte. Daß sie dieses angenehme Leben auf Kosten ihrer Tochter führte, wußte sie wohl nicht. Und wenn sie doch wußte, wie elend sich Faith in London bei ihrem Onkel fühlen mußte, machte sie sich weiter keine Sorgen darüber.
    Es war möglich, daß sie eine Ahnung von den Verhältnissen hatte, in denen ihre Tochter lebte, denn als sie einmal mit Jimmy von Faith sprach, gebrauchte sie den Ausdruck: »Mein armes, gutes Mädchen.« Jimmy hatte den Eindruck, daß die Frau bis zu einem gewissen Grade selbstsüchtig war und zuviel vom Leben verlangte. Mit diesen Worten, die ihr Mitleid ausdrückten, glaubte sie wahrscheinlich, den Dank abzutragen, den sie ihrer Tochter schuldig war.
    Faith machte eine Bewegung mit den Händen, die ihre Hoffnungslosigkeit zeigte.
    »Wie könnte ich denn von hier fortgehen?« fragte sie. »Sie wissen doch ebensogut wie ich, daß das unmöglich ist. Meine Mutter hat mir geschrieben, daß Sie sie besucht haben.«
    Jimmy nickte.
    »Aber Sie wissen ja selbst, daß ich nicht fort kann«, sagte sie hilflos. »Oder wie soll ich es denn Ihrer Meinung nach anstellen?«
    Er sprach nicht weiter über dieses Thema.
    »Ich möchte Sie nicht gern über die Verhältnisse Ihres Onkels ausfragen, und auf keinen Fall will ich Ihnen auf die Nerven fallen oder Sie beunruhigen. Sie müssen mir sofort sagen, wenn es Ihnen zuviel wird. Es wäre leicht möglich, daß ich die Grenze des Erlaubten überschreite.«
    »Jimmy, ich will Ihnen alles sagen, was ich weiß«, entgegnete sie schnell.
    Er lächelte fröhlich über die natürliche Art und Weise, wie sie ihn beim Vornamen nannte. Auf dieses Glück hatte er nicht zu hoffen gewagt.
    »Erinnern Sie sich noch an den Morgen, an dem ich mich vor achtzehn Monaten von Ihnen verabschiedete?«
    »Den werde ich nicht so leicht vergessen«, erwiderte sie und warf ihm einen sonderbaren Blick zu. »Es war - schön. Sie müssen nicht denken, daß ich zu frei bin, aber Sie sind der erste Mann, den ich als meinen Freund bezeichnen darf. Als Sie damals fortgingen, erschien mir das Leben ein wenig einsam und leer. Aber damit will ich nun nicht gerade sagen, daß ich« -sie sah ihn treuherzig an - »in Sie verliebt bin.«
    »Ach nein«, entgegnete Jimmy hastig. »Selbstverständlich ist das nicht der Fall.«
    »Oder daß ich annehme, Sie liebten mich. Männer und Frauen können ja auch gute Freunde sein, ohne daß sie sich ineinander verlieben.«
    »Ganz bestimmt«, erklärte Jimmy mit Nachdruck. »Nichts kann einem

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