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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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leichter passieren, als daß man ein freundschaftliches Verhältnis mit einer hübschen jungen Dame hat.«
    »Ja, ich kann mich noch sehr gut auf die Zeit besinnen, als Sie hier in London waren. Es waren herrliche Wochen. Und nachher haben Sie mir sofort von New York aus geschrieben - Jimmy, das war der beste und freundlichste Brief, den je ein Mann einer jungen Dame schrieb. Aber bis ich den ersten Brief bekam, fühlte ich mich so verlassen, daß ich eigentlich nicht mehr weiterleben wollte. Ich habe Sie aber eben unterbrochen...«
    »Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als ich von London fortging? Ich meine, ein bis zwei Wochen nach meiner Abreise?«
    »Ja, gewiß«, antwortete sie schnell.
    »Ist Ihr Onkel damals dauernd in seiner Wohnung in der Davis Street geblieben? Ich meine, hat er alle Nächte zu Hause zugebracht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Es ist merkwürdig, daß Sie danach fragen. Für gewöhnlich bleibt mein Onkel niemals über Nacht fort. Und das hat auch seinen Grund. Es erscheint ihm als Verschwendung, ein Logis im Hotel zu bezahlen. Und so kommt es, daß er stets zu Hause schläft. Aber damals hat er eine Ausnahme gemacht. Mrs. Redmayne - das ist unsere Haushälterin - sagte mir noch vor ein paar Tagen, daß er vor achtzehn Monaten das erste und einzige Mal die Nacht auswärts zugebracht hätte.«
    »Wann war denn das?« fragte Jimmy.
    »Fünf Tage nach Ihrer Abfahrt. Er sagte mir auch nicht, wohin er ginge, er bemerkte nur in seiner gewohnten, brüsken Art am Nachmittag, daß er am Abend nicht nach Hause zurückkäme, da er mit einem Freund eine längere Autotour vorhätte und erst am nächsten Abend zurückkommen wollte.«
    »Und wann ist er zurückgekommen?«
    »Ich glaube, es war acht Uhr, es kann aber auch neun gewesen sein«, sagte sie, nachdem sie einen Augenblick nachgedacht hatte. »Auf jeden Fall war es spät am nächsten Abend.«
    »War er allein?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, Mr. Sands war bei ihm. Sie kamen zusammen die Treppe herauf. Ich war in meinem Zimmer und hörte sie. Mein Onkel hat gewisse Eigenheiten, und wenn Mr. Sands ihn besucht, werden immer zwei Gläser mit Kognak aufs Büfett gestellt. Die trinken sie erst, und dann spielen sie Piquet. Wenn sie fertig sind, trinken sie noch ein Glas, und darauf verabschiedet sich Mr. Sands. Solange ich die beiden kenne, war es nicht anders. Das ist eigentlich der einzige Luxus, den sich mein Onkel gestattet.
    An jenem Abend hatte ich nun vergessen, die Gläser einzuschenken; ich wußte auch nicht genau, ob Mr. Sands kommen würde. Mein Onkel sagt mir gewöhnlich am Nachmittag, ob Mr. Sands uns abends besucht. Er rief mich ziemlich laut herunter und fragte in barschem Ton, warum ich den Kognak nicht eingeschenkt hätte. Aus diesem Grund weiß ich noch genau, wie es war. Ich kann mich auf den Tag besinnen, als ob es gestern gewesen wäre.«
    »Hat er gesagt, wo er war?«
    »Nein, nicht ein Wort. Er sagt mir nur selten etwas und ist sehr verschlossen. Höchstens wirft er mir vor, wieviel Geld ich ihm koste und wie enttäuscht ich sein werde, wenn ich nach seinem Tod erfahren würde, daß er sein großes Vermögen für wohltätige Zwecke bestimmt hätte.«
    Jimmy lachte und legte ihren Arm in den seinen.
    »Dann wissen Sie also auch nicht viel mehr über die ganze Sache als ich, Faith. Aber der Korrespondent von der ›New York Post‹ hat die Geschichte veröffentlicht, das wissen Sie doch?«
    »Ja, ich habe es erfahren. Mein Onkel war sehr belustigt und freute sich, daß ein so großer Artikel über ihn erschien. Er hat ihn ausgeschnitten und mit einer Heftzwecke an der Wand befestigt. Sooft ich ins Zimmer kam, zeigte er darauf und fragte mich, ob ich es gesehen hätte. Er ist ein merkwürdiger Mann, daß er sich darüber freut, wenn er andere Leute ärgern kann. Selten war er so vergnügt wie damals.«
    »Ist sonst niemand hier ins Haus gekommen?«
    »Nein, niemand«, entgegnete sie bestimmt.
    »Sonderbar«, sagte Jimmy und schüttelte den Kopf.
    »Wie benimmt sich eigentlich Mr. Sands Ihnen gegenüber?«
    »Er ist immer sehr liebenswürdig und tut alles, um die schlechte Stimmung meines Onkels zu vertreiben. Soviel ich weiß, ist er der einzige, der einen gewissen Einfluß auf ihn hat. Er tut sogar manches ohne Wissen meines Onkels, um mir das Leben leichter zu machen. Aber ich kann ihn nicht recht leiden, er ist mir zu weiblich. Zum Beispiel hat er großes Interesse an Kleidern und Hüten. Als mein Onkel neulich einmal nicht

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