044 - Peckinpahs Höllenflug
sie.«
Der Mafioso verließ das Haus, traf sich mit Nino Bozzi und Alberto Gaspari und begann mit dem Job, der nicht schiefgehen durfte.
***
Die Yacht entfernte sich von der Insel. Wir wandten uns um und tauchten abermals ein in den dichten, üppigen Grüngürtel, aus dem der kahle Monte Fuoco emporragte.
Unser Ziel war der Krater. Ich war gespannt, was uns dort oben erwartete. Würden wir das Wrack von Tucker Peckinpahs Jet sehen?
Würden wir Tansul, der Lavabestie, gegenüberstehen?
Und Vulkan? Lebte er in diesem gewaltigen Feuerberg?
Mr. Silver bahnte sich einen Weg durch die verfilzte Vegetation.
Ich folgte ihm und hoffte, daß wir auf keine weiteren Leichen stießen.
Gespannt hielt ich Ausschau nach etwaigen Feinden. Bei einem Mitglied der Grausamen 5, einem starken Vertreter der schwarzen Macht also, mußte man mit allen Tücken rechnen.
Wir erreichten die Stelle, wo Vicky und ich auf Mr. Silvers Rückkehr gewartet hatten. Gemeinsam traten wir zwischen den Bäumen hervor, und ich hob den Kopf, um den Lavahang des Feuerbergs hinaufzuschauen.
Plötzlich ging ein dumpfes Rumoren durch die Insel. Das Beben übertrug sich auf Mr. Silver und mich, und wir rechneten mit einem Ausbruch des wieder aktiv gewordenen Vulkans, aber etwas anderes passierte.
Schwarzgrüne, riesige Krallenhände klammerten sich an den Kraterrand. Jene Hände, mit denen Tansul das Flugzeug vom Himmel gerissen hatte.
Die Lavabestie zog sich langsam hoch, und dann präsentierte sie sich uns zum erstenmal in ihrer ganzen Scheußlichkeit. Ich hatte so ein gewaltiges Ungeheuer noch nie gesehen, kam mir dagegen winzig klein vor.
Selbst Mr. Silver, der Hüne, wirkte gegen Tansul wie ein zierlicher Zinnsoldat. Breit und bedrohlich ragte das Scheusal aus dem Krater des Monte Fuoco.
War es ein Widderschädel, den Tansul auf seinen Schultern trug?
Die geschraubten Hörner paßten dazu, nicht aber die fürchterlichen Zähne in seinem Maul.
Tansul war aufgetaucht und starrte uns mit seinen weißglühenden Augen an…
***
Vicky Bonney steuerte die Yacht und kümmerte sich um nichts anderes. Sie hatte Federico Cazzale ihre vierläufige Derringer-Pistole gegeben, obwohl Aldo Varese und der andere Mafioso ja gefesselt waren, und Lauras Freund behielt die Gangster ständig im Auge.
Man hatte ihn brutal zusammengeschlagen, und er hätte Gelegenheit gehabt, sich dafür zu revanchieren, doch er wollte nicht gleiches mit gleichem vergelten. Es widerstrebte ihm, einen wehrlosen Menschen zu schlagen.
Genau genommen eignete er sich überhaupt nicht als Mitglied der Ehrenwerten Familie. Er hatte keine Verbrecherseele und war bisher auch nur für Botengänge herangezogen worden. Oder er durfte den Wagen irgendeines bekannten Mafioso lenken, wenn dieser geschäftlich in Palermo zu tun hatte.
Große Aufgaben übertrug man Federico Cazzale nicht, denn man hielt ihn nicht dafür geeignet. Er gehörte zu denen, die die Mafia auch wieder aussteigen ließ, wenn sie keine Lust mehr hatten, für sie zu arbeiten, denn sie waren unwichtig und leicht zu ersetzen.
Jene, die die Rangleiter hochkletterten, wurden als Geheimnisträger angesehen, deshalb durften sie sich ein Leben lang nicht von der Cosa Nostra trennen.
Aldo Varese schimpfte und wetterte.
Cazzale lachte ihn aus. »Ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich mich freue, daß du hinter Schloß und Riegel wanderst!«
»Deine Freude wird nicht von langer Dauer sein!« knurrte Varese.
»Du rechnest doch nicht etwa damit, daß Don Primos Anwälte dich rausholen. Das werden sie nicht schaffen, denn wir alle werden gegen dich aussagen.«
»Du wagst dich nicht vor Gericht. Don Primo würde dich von Scharfschützen abknallen lassen.«
»Es wird auch Don Primo an den Kragen gehen.«
»Du Irrer! Du Phantast! Don Primo kann keiner packen, das solltest du wissen! Das wissen alle!« Schweiß tropfte von Vareses Augenbrauen, und er leckte sich nervös die Lippen. »Hör zu, Cazzale: Wenn du es auch nicht wahrhaben willst, wir stecken alle in einer gottverdammten Klemme. Don Primo ist sauer auf mich, weil ich dich nicht ins Jenseits befördert habe, und er ist sauer auf Laura und dich, weil ihr nicht voneinander lassen wollt. Wenn man es genau betrachtet, sitzen wir im selben Boot.«
»Auf derselben Yacht«, sagte Cazzale grinsend.
»Laß die blöden Witze«, knurrte Varese, »dazu ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Unser beider Problem heißt Don Primo Poccani, deshalb sollten wir versuchen, es gemeinsam
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