044 - Peckinpahs Höllenflug
ein Gegner«, sagte ich beeindruckt.
Tansul tobte im Inneren des Feuerberges. Die ganz Insel zitterte unter seiner Wut, und wir zitterten mit. Das Scheusal schleuderte flüssiges Gestein, das über uns hinwegflog und zischend ins Wasser eintauchte.
Die Lavabestie hatte sich Tucker Peckinpahs Jet geholt, und es sah nicht so aus, als würde sie sich das Wrack abjagen lassen. Sollten wir nie erfahren, was aus meinem Partner und seinen Freunden geworden war?
Mr. Silver rief sich starke Störsprüche in der Dämonensprache ins Gedächtnis. Er reizte Tansul damit im wahrsten Sinne des Wortes bis zur Weißglut.
»Los, Tony, komm!« sagte der Ex-Dämon. »Ich glaube, ich kann ihn schwächen!«
»Wenn Vulkan merkt, daß Tansul schwach wird, pumpt er ihn mit neuer schwarzer Magie voll.«
»Bis dahin müssen wir den Krater erreicht haben!«
Eine weitere Dämonenformel geißelte die Lavabestie; sie bäumte sich auf, und über weite Teile der Insel ging ein Feuerregen nieder, dem wir nur deshalb entgingen, weil der Wind ihn von uns forttrieb.
Wir stürmten den Feuerberg. Vielleicht war es meine letzte Tat in diesem Leben…
Egal, ich war bereit, mich zu opfern – ich mußte versuchen, gemeinsam mit Mr. Silver dieses schreckliche Ungeheuer zu vernichten.
Wieder setzte Mr. Silver einen magischen Stachel in Tansuls Fleisch. Er schrie die Formel aus vollen Lungen heraus und verstärkte sie mit seiner Magie.
Tansul ließ ein donnerndes Gebrüll hören, und mir war, als würden Risse den Berg durchziehen. Wir hetzten weiter, der Spitze des Monte Fuoco entgegen.
»Hörst du das?« schrie Mr. Silver triumphierend. »Hörst du, wie er tobt, Tony? Ich zerstöre die schwarze Kraft in seinem Innern Stück für Stück. Es gibt keine stärkere Waffe als das Wort. Das Wort kann töten, wenn man es richtig einsetzt!«
Dreißig Meter noch bis zum Gipfel. Es hatte den Anschein, als wolle uns der Monte Fuoco abschütteln. Er bebte, knirschte und vibrierte.
Lavagestein löste sich und donnerte uns entgegen. Wir brachten uns hinter Felsen in Sicherheit. Krachend und prasselnd flog die Steinlawine über uns hinweg, riß anderes Gestein mit und wälzte sich breit in den Pflanzenring hinein, entwurzelte und fällte Bäume, die ich mit meinen Armen nicht umfassen konnte.
Tansul, das war die entfesselte Natur!
Wie sollten wir diesen mächtigen Gegner besiegen? Würden Mr. Silvers Spruchattacken ausreichen? Mein Freund hatte recht. Ein Wort kann verletzen, kann unter gewissen Voraussetzungen auch töten, aber würde es ausreichen, um einem so starken Wesen wie Tansul den Todesstoß zu versetzen?
Zwanzig Meter…
Mir rann der Schweiß in Strömen über das Gesicht. Meine Lungen brannten, als würden sie in kochendem Öl hängen, und ich bot meine ganze Kraft auf, um die restlichen Meter zurückzulegen.
Immer wieder rollten Steine unter meinen Füßen weg, ich verlor das Gleichgewicht, stürzte manchmal, kämpfte mich aber gleich wieder hoch und hastete weiter.
Mr. Silver erging es nicht anders. Auch er schlug manchmal lang hin, fluchte, sprang auf und setzte den Gipfelsturm fort, während er jene Sprüche, die Tansul am meisten zugesetzt hatten, ständig wiederholte.
Die gutturalen Laute, die er zum Krater hinaufschrie, waren mit keinem Wort der menschlichen Sprache vergleichbar. Wie gut, daß sich der Ex-Dämon dieser Worte noch erinnerte.
Ich stemmte meine Schuhsohlen in den Berg und stieß mich immer weiter hinauf.
Zehn Meter…
Da raste Tansul wieder hoch. Weder Mr. Silver noch ich hatten damit gerechnet. Ich hatte geglaubt, der Ex-Dämon hätte die Lavabestie mit seinen Spruchattacken niedergedrückt.
Was war geschehen? Hatte Vulkan, der Magier-Dämon, eingegriffen?
Magma tropfte von Tansuls Schultern, und er hielt glühende Lavaklumpen in seinen Händen. Jetzt schleuderte er sie hoch. Das flüssige Gestein schwamm wie ein Glutsee direkt über uns in der Luft.
Für einen Sekundenbruchteil hing es zwischen Himmel und Erde.
Dann fiel es.
Genau auf uns herab…
ENDE des ersten Teils
[1] Siehe Tony Ballard Nr. 40 »Ein Monster namens Charlie«
[2] Siehe Tony Ballard Nr. 37 »Die Kamikaze-Monster«, Tony Ballard Nr. 38 »Das zweite Leben des Mortimer K.«
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