0441 - Die Beerdigung
die Gestalt des Chinesen lief ein Ruck. Aber Suko stand nicht auf, sondern schob die Arme unter den Körper seines toten Freundes und hob ihn an.
Bevor er sich jedoch hinstellen konnte, mußte er den Leichnam etwas zurechtrücken, und da rutschte aus John Sinclairs Jackettasche etwas hervor und fiel auf die Straße.
Es war ein Messer!
Sofort ließ Suko die Leiche wieder sinken. Er starrte die Waffe an und hörte die fragende Stimme seines Chefs: »Was bedeutet dieses Messer, Inspektor?«
Suko gab keine Antwort. Seine Lippen zuckten, im Hals saß der dicke Kloß, denn er wußte genau Bescheid, als er auf die blutige Klinge schaute.
Das war ein Killermesser!
Also hatte John Sinclair den Jungen doch getötet, und Lilian Whyler hatte mit ihrer Zeugenaussage recht gehabt.
Plötzlich kreiste die Leiche vor Sukos Augen. Er fiel nach vorn und stützte sich ab. »Das… das kann doch nicht wahr sein!« hauchte er.
»Das ist doch unmöglich. Das… das…« Er wußte nicht mehr, wie er reagieren sollte. Suko war völlig fertig.
»Was haben Sie denn?«
Der Inspektor gab keine Antwort. Er sah nicht mehr den Toten, sein Blick war nur auf das Messer mit der blutigen Klinge konzentriert. Ein Mördermesser.
John Sinclair war ein Mörder! Er hatte kurz vor seinem Ableben noch einen halbwüchsigen Jungen getötet. Weshalb? Warum hatte ein Mann wie John Sinclair so etwas getan? Hatte es der Teufel vielleicht geschafft, ihn auf seine Seite zu ziehen?
Das konnte sich Suko auf keinen Fall vorstellen. Nein, das war einfach zuviel für ihn. Nicht nach dem, was er alles zusammen mit John erlebt hatte.
Irgend etwas konnte da nicht stimmen…
»Suko!« Die Stimme des Superintendenten war drängend geworden.
»Was hat das Messer zu bedeuten?«
Der Inspektor merkte selbst kaum, daß er sich hochstemmte und leicht schwankend stehenblieb. »Es muß John Sinclair gehört haben, Sir.«
»Wie?«
Suko nickte. »Ja, Sir, es hat ihm wohl gehört. Und wahrscheinlich hat er mit diesem Messer auch einen Mord an einem halbwüchsigen Jungen namens Peter Whyler begangen.«
In diesem Augenblick verlor Sir James die Fassung. Er hämmerte seine Hand auf Sukos Schulter. »Sie lügen!« rief er laut. »Sagen Sie mir, daß Sie lügen!«
»Nein, Sir, ich lüge leider nicht!« erklärte Suko mit allmählich brechender Stimme.
Sir James aber wurde fahl und grau wie eine alte Zimmerdecke…
***
Glenda Perkins saß wie immer an ihrem Schreibtisch. Nur eines war anders als sonst.
Sie weinte.
Sir James hatte ihr die schreckliche Nachricht kurz mitgeteilt, und Glenda hatte einen Schock erlitten.
Zuerst hatte sie sich wie eine Schlafwandlerin gefühlt. Sie war in ihrem Büro auf- und abgegangen, hatte die Tür zu Johns Zimmer geöffnet, hineingeschaut, als hoffte sie darauf, ihn an seinem Schreibtisch sitzen zu sehen, aber er war nicht da.
Tot - endgültig…
Ihr Zusammenbruch stand dicht bevor. Sie hatte sich hinter die Maschine gesetzt und ihren Gefühlen freien Lauf gelassen. Ihr Gesicht war vom Weinen angeschwollen, die Augen gerötet, sie schwammen zudem in Tränen. Glenda nahm nichts von der Umgebung wahr. Man hätte sie auch packen und irgendwo anders hinsetzen können, das wäre ihr egal gewesen.
Erst als die Bürotür aufgestoßen wurde, zuckte sie zusammen. Jane Collins, Sir James Powell und Suko betraten das Office. Die Männer waren totenblaß, Jane weinte.
Suko und Sir James gingen sofort durch, Jane blieb stehen, hatte die Finger ineinander verkampft und schaute Glenda an.
»Ist es wahr?« fragte diese.
»Ja.«
Glenda nickte, ohne es eigentlich zu merken. »Dann… dann ist er also tot.«
Jane erwiderte nichts. Sie preßte die Lippen hart aufeinander, so daß diese einen blassen Strich bildeten.
»Wie ist es denn geschehen?« flüsterte Glenda.
»Durch Kugeln.«
»Erschossen?«
»Ja. Die Garbe aus einer Maschinenpistole. Er hatte keine Chance. Sie mähte ihn buchstäblich nieder. Die Täter führen einen blauen Mercedes.«
»Hat man einen Verdacht?«
»Nein, leider nicht.« Jane hob die Schultern. »Wie ich hörte, existiert das Fahrzeug nicht mehr. Es soll per Fernzündung in die Luft gejagt worden sein.«
»Also alles weg?«
»Ja.«
Glenda räusperte sich. »Habt ihr euch schon darüber Gedanken gemacht, wie es weitergehen soll?«
»Natürlich nicht. Alles wird darangesetzt werden müssen, um Johns Mörder zu finden. Wenn sie ihn dann haben…« Jane hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob die andere Seite nicht
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