0441 - Die Beerdigung
weltfremden Ausdruck angenommen.
Manchmal zuckten ihre Lippen, immer dann, wenn sie an John Sinclair dachte, aber sie hielt sich unter Kontrolle und brach nicht in Tränen aus.
Schließlich gab sie sich selbst einen Ruck und flüsterte: »Wann wird denn die Beerdigung sein?«
»Ich weiß es noch nicht. Vielleicht in drei Tagen.«
»Davor fürchte ich mich, Jane.«
»Ich ebenfalls.« Die ehemalige Hexe trank einen Schluck von dem veredelten Kaffee.
Glenda hob die Schultern. »Weißt du, Jane, es geht mich ja nichts an, aber ich wollte dich schon immer etwas fragen, und vielleicht ist jetzt ein günstiger Moment.«
»Bitte.«
»Es geht um dich und John. Bist du eigentlich seinetwegen damals aus Frisco zurückgekehrt?«
Jane Collins lächelte knapp. »Glaubst du das denn?«
»Ich rechne damit.«
»Nein, Glenda, das stimmt nicht. Ich bin zurückgekehrt, weil ich es einfach nicht mehr aushielt. Kannst du das begreifen? Ich bekam Heimweh nach London. Und mit John wäre es nach den Vorfällen nie mehr so geworden wie früher. Denk daran, daß ich es gewesen bin, die nicht gezögert hätte, ihn zu töten. Ich war praktisch eine andere und stand unter dem Einfluß des Bösen. Auch wenn das jetzt nicht mehr so ist, liegt diese Vergangenheit leider wie ein Schatten auf mir. Ich fühle oder fühlte für John viel, aber Liebe ist es nicht mehr.«
Glenda richtete ihren Blick auf Janes Gesicht. »Und das ist nicht gelogen?«
»Nein.«
»Dann kann ich beruhigt sein.«
»Sicher. Nur frage ich dich jetzt: Hast du dir Hoffnungen auf ihn gemacht?«
Glenda breitete für einen Moment die Arme aus. »Manchmal habe ich daran gedacht, mich aber dann wieder als dumme Kuh ausgeschimpft. Das konnte nicht sein. John ist kein Mann zum Heiraten. Wer einen solchen Beruf ausübt…« Sie schluckte. »Ausgeübt hat.« Sie räusperte sich. »Aber das ist jetzt vorbei. Es liegt zurück, ist Vergangenheit, uns bleibt nur die Erinnerung.«
»Eine gute?«
»Ja, Jane.«
»Bei mir nicht.«
Nach dieser Antwort setzte sich Glenda Perkins steif hin. »Wie kannst du so etwas behaupten? Denkst du nicht an die Zeiten, die ihr miteinander verbracht habt? Wie oft hat John dir das Leben gerettet?« Glenda sprach auch noch weiter, als sie bemerkte, daß Jane ihren Redefluß stoppen wollte. »Hast du das alles vergessen? Auch damals die Herztransplantation? Ich glaube nicht, daß du ohne ihn noch am Leben wärst.«
»Das könnte stimmen.«
»Es könnte nicht nur, es stimmt.«
Jane schüttelte den Kopf. Beide Frauen nahmen von der Umgebung nichts wahr. Sie kamen sich vor wie auf einer Insel. Der Trubel störte sie nicht. Musik, Stimmen und das Zischen der Espresso-Maschine waren weit zurückgedrängt worden. »Dennoch war John anders, als du ihn beschrieben hast, Glenda.«
»Willst du sein Andenken in den Schmutz zerren?«
Jane legte ihre Hand auf Glendas Unterarm. »Beherrsche dich, Glenda. Unterdrücke deine Gefühle. Ich gebe zu, daß ist schwer…«
»Du verlangst viel von mir, nach dem, was du mir alles über John gesagt hast.«
»Ich sage dir sogar noch mehr, und es wird für dich verflixt hart sein, Glenda.«
»Tu dir keinen Zwang an.«
»John mag gewesen sein wie immer. Aber am letzten Tag seines Lebens ist er zu einem Mörder geworden!«
Der Satz stand im Raum. Die Behauptung war von Glenda gehört worden, und plötzlich veränderte sie sich. Ihr Gesicht versteinerte. Die Augen zogen sich zusammen. Sie hob den rechten Arm, und es sah aus, als wollte sie Jane Collins die Faust ins Gesicht schlagen. »Was hast du da…«, sie holte noch einmal Atem, »ungeheuerliches über John Sinclair behauptet? Er soll ein Mörder gewesen sein?«
»Er war ein Mörder!«
»Und wen brachte er um?«
Jane hob die Tasse mit beiden Händen an. Glenda saß ihr gegenüber, als hätte sie Fieber. Die hektischen roten Flecken tanzten auf ihren Wangen. »Ein Junge namens Peter Whyler starb durch ihn.«
»Nein!«
Jane hob die Schultern und ließ die Tasse wieder sinken. »Doch, er wurde von Mrs. Whyler erkannt. Du hast sie selbst erlebt, als sie beim Yard war.«
»Dann hat sie sich eben geirrt!«
»Leider nicht. Es war Suko, der das Mordmesser bei dem toten John Sinclair fand.«
Glenda Perkins schüttelte den Kopf. »Weshalb lügst du? John hätte so etwas nie getan! Was hätte er auch für ein Motiv haben sollen, einen Halbwüchsigen zu töten?«
»Das ist die Frage.«
»Und aus diesem Grunde kann ich dir nicht glauben, Jane. Ich weiß nicht, was
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