0443 - Einer hat den Mord gefilmt
kannst du ein paar tausend Dollar haben, aber ich erklärte dir schon, daß wir erst teilen, wenn wir alles unter Dach und Fach gebracht haben.« Er lachte. »Wir brauchen nicht zu teilen, Renée. Eines Tages werden wir gemeinsam unser gemeinsames Vermögen verwalten. Du fährst also mit der Subway nach…«
»Ich werde mit der Subway nirgendwohin fahren, Harry! Ich habe fünfzigtausend Dollar, und ich lasse mich nicht um meinen Anteil prellen wie beim erstenmal. Wenn du die Hälfte von diesem Fischzug haben willst, so wirst du mich an einem Ort treffen müssen, den ich bestimme.«
»Was soll dieser Unsinn?« brüllte Writer.
»Ich will dir nur gründlich klarmachen, daß du nicht allein absahnen kannst, Harry. Ich lasse mich nicht ausbooten. Von nun an bin ich der Boß, und ich bestimme.«
»Du bist übergeschnappt!« schrie er. »Du hast wieder die verdammten Giftstengel geraucht.«
»Natürlich, aber ich kann trotzdem klar denken. Von den fünfundzwanzig hast du mir schäbige tausend gegeben. Diesesmal würdest du mich vielleicht mit zwei Tausendern abspeisen, aber ich will meinen vollen Anteil.«
Seine Stimme klang gepreßt. »Bist du allein, Renée? Oder zwingt dich jemand, diese Sätze zu sagen?«
Sie lachte laut. Sie fühlte sich großartig in Form. Ihr Lachen klang überzeugend und echt. »Deine Furcht vor Black wird zum Witz, Harry! Hast du immer noch nicht erkannt, daß Black längst ausgeschaltet ist, daß er gar nichts unternehmen kann, weil ihm die G-men auf den Zehen stehen?«
»Hör zu, Renée!« beschwor er sie. »Laß uns weiter Zusammenarbeiten! Richte dich nach meinen Anweisungen!«
»Nein! Wenn du deine Dollars sehen willst, mußt du nach meinen Wünschen handeln. Triff mich…« Sie machte eine kleine Pause, als dächte sie erst in dieser Sekunde über einen geeigneten Ort nach. »… triff mich in der Space-Bar«, entschied sie. »Ich habe einen Schlüssel für den hinteren Personaleingang. Zu dieser Stunde hält sich niemand in dem Laden auf. Wir können uns ungestört einigen, Harry!«
»Das ist lächerlich!« schrie er. »Das ist eine Ausgeburt deines vernebelten Gehirns!«
»Wie du willst«, kläffte sie böse zurück. »Ich werde jetzt zur Space-Bar fahren! Wenn du nicht innerhalb einer Stunde dort aufkreuzt, behalte ich die fünfzigtausend Dollar, und du kannst sehen, wo du eine andere Freundin findest, die für dich den Hals riskiert.« Sie hieb den Hörer auf die Gabel.
Zehn Minuten lang starrte sie auf den Telefonapparat. Sie wartete darauf, daß Writer zum zweitenmal anrief, aber der Apparat blieb stumm.
Sie rauchte eine normale Zigarette. Nach zehn Minuten nahm sie den Hörer von der Gabel. Sie wählte die Nummer des Space-Club.
Zweimal hörte sie das Summen des ankommenden Rufes. Dann wurde der Hörer abgenommen, aber niemand meldete sich. Sie hörte das Atmen eines Menschen, und sie schwieg selbst länger als eine Minute. Dann stieß sic hervor: »Er wird kommen!«
Das Schweigen zerbrach. Blacks dunkle Stimme drang an ihr Ohr. »Oh, das ist gut, Renée! Verlaß dich darauf, Darling, daß ich dir deine Hilfe nie vergessen werde.«
»Richard…«, flüsterte sie. Bevor sie weitersprechen konnte, wurde der Hörer auf der anderen Seite aufgelegt.
***
Writers roter Mercury rollte langsam durch die Ruwer Street. Er hatte den Wagen erst vorgestern gekauft. Obwohl es gefährlich für ihn gewesen war, hatte er der Versuchung nicht widerstehen können.
Im Vorbeifahren starrte Writer auf den Eingang der Space-Bar. Das Gitter war heruntergelassen. Die Glasröhren der Leuchtreklame sahen grau und häßlich aus.
Der Fotograf fluchte ununterbrochen leise vor sich hin. Er beschimpfte sich selbst, daß er eine rauschgiftsüchtige Hysterikerin wie Renée Duval in seine Pläne und Möglichkeiten eingeweiht hatte.
Auf irgendeine Weise mußte er das Mädchen so schnell wie möglich loswerden, aber vorher mußte sie ihm helfen, die Beute voll zu kassieren. Er kannte niemanden, der ihren Platz hätte übernehmen können.
Er umrundete den Block. Von der Parallelstraße führte eine Toreinfahrt in den Hof des Blocks, und von dort aus erreichte man eine Hintertür, die als Personaleingang der Space-Bar diente.
Writer parkte einige Schritte vor der Toreinfahrt. Er ging zu Fuß, und er war vorsichtig, aber im Grunde genommen rechnete er nicht mit einer Falle. Er gab Renées Marihuana-Raucherei die Schuld.
Er fand die Tür unverschlossen. Er öffnete sie weit. Als er den schäbigen, nur
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