0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl
Häuser, verschließt eure Türen und Fenster. Gangster haben in euren Häusern Unterschlupf gesucht. Setzt euch gegen sie nicht zur Wehr und tut, was sie euch sagen. Keinen Widerstand leisten. Achtung! Durchsage für Humbly und seine Gang! Gebt das Spiel auf, ihr seid verloren. Kommt aus den Häusern heraus und gefährdet nicht das Leben von unschuldigen Bürgern. Achtung, ich wiederhole. Hier spricht die Polizei. Wir fordern die Gangster auf, die Häuser zu verlassen und sich zu stellen. Wir geben 'euch eine Frist von fünf Minuten. Ende der Durchsage.«
Ich sah zu den Fenstern hinüber. Der größte Teil von ihnen war beleuchtet. Die Menschen hatten die Gardinen zurückgeschlagen und preßten ihre Nasen gegen die Fensterscheiben, um zu erfahren, was sich hier draußen abspielte.
Ich verließ den Lautsprecherwagen und schlich mich außerhalb des Scheinwerferkreises zum Befehlswagen, in dem George Garder hockte.
Wir starrten nach draußen und sahen zum Dach hinauf. Plötzlich wurde ein weißes Tuch über den Rand geschoben.
»Da, George, was habe ich dir gesagt? Die Burschen versuchen zu verhandeln.«
Ich kurbelte die Scheiben herunter. Es herrschte Totenstille rund um dieses Haus.
»Achtung, Polizei«, ertönte eine Stimme vom Dachgeschoß des linken Hochhauses. Der Sprecher benutzte ein Megaphon, das Mikrophon und Lautsprecher besaß, die durch Trockenbatterien gespeist wurden.
»Achtung, Polizei«, wiederholte die Stimme, »hier spricht George Humbly. Wir haben uns auf den Dachboden zurückgezogen. In unserer Gesellschaft befinden sich sieben Geiseln, drei Frauen und vier- Kinder. Wenn die Polizei sich auch nur einen einzigen Schritt nähert, werden alle erschossen. Ich weiß, daß der Elektrische Stuhl auf mich wartet, denn ich habe einen G-man umgebracht. Achtung, Polizei, wenn ihr das Leben der Kinder und ihrer Mütter retten wollt, verschwindet mit euren Scheinwerfern und Wagen. Ich gebe euch eine Frist von fünfzehn Minuten.«
Dann war Stille. Ich spürte, wie eine eisige Kälte meinen Rücken heraufzog. Garder schwieg und starrte zu dem weißen Tuch hinauf, das über der Brüstung hing.
»Humbly ist das Verbrechen zuzutrauen«, sagte ich leise, »er wird die Frauen und Kinder töten, wenn wir nicht abrücken.«
»Sie wollen aufgeben?« fragte mich Garder überrascht.
»Nein, auf keinen Fall«, entgegnete ich und winkte Phil heran, der durch das Gelände trabte und mich suchte.
»Hast du den Gangster gehört?« empörte sich Phil.
»Natürlich, und ich traue ihm zu, daß er die Drohungen wahrmacht«, fügte ich leise hinzu.
»Und Was sollen wir tun? Etwa abziehen und den Burschen entwischen lassen?« fragte mein Freund.
»Sieben Menschenleben sind wichtiger als die Bucks«, entgegnete ich.
»Natürlich«, gab Phil zu, »aber es muß doch einen Weg geben, die Burschen zu überlisten.«
»Ich überlege selbst schon fieberhaft. Aber du darfst eines nicht vergessen, er hat mitten auf dem Dach die Frauen mit ihren Kindern zusammengetrieben. Die Bande besteht noch aus drei Mann, Fred Hallway, Ben Crafford und George Humbly. Sie werden den Ausgang mit Liegestühlen und Tischen verbarrikadiert haben. Das linke Haus, auf dem sich die Gangster befinden, liegt fast zwei Yard höher als das benachbarte und ist außerdem durch' einen yardhohen Zaun von ihm getrennt. Es ist für Humbly also ziemlich einfach, sich zu verteidigen.«
»Besitzt das Haus keine Feuerleiter?« fragte ich.
»Alle drei Häuser haben an der Nordseite schmale Feuerleitern«, sagte Garder. »Man könnte sie als Aufgang benutzen.«
»Achtung, Polizei«, dröhnte wieder Humblys Stimme von oben. »Nur noch zehn Minuten!«
Fünf Minuten waren wie im Flug vergangen, und Garders Vorschlag war nicht zu verwirklichen.
Jetzt entwickelte ich meinen Plan. Der alte G-man Garder zog die Stirn kraus und schüttelte den Kopf.
»Das ist Wahnsinn, Jerry, was du machen willst.«
»Wir haben keine andere Wahl, George«, erwiderte Phil.
»Okay, wenn du damit einverstanden bist, starten wir«, sagte ich.
Wir krochen aus dem Einsatzwagen und gingen in der dunklen Randzone zum Lautsprecherwagen. Auf dem Tisch stand ein Tonbandgerät mit einem Mikrofon.
»Machen Sie das Gerät bitte für die Aufnahme bereit«, sagte ich zu unserem Techniker. »Eine kleine Spule genügt. Ich werde etwas auf Band sprechen, das Sie genau vier Minuten nach unserem Abmarscjh laufen lassen.«
Der Techniker machte das Gerät aufnahmeklar.
Ich konzentrierte mich und
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