0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl
sprach ins Mikrophon. Es dauerte genau zwei Minuten. Dann griff ich zum Lautsprechermikrofon.
Mit diesem Augenblick begann der Plan Hurricane II, wie ich ihn in Gedanken nannte.
»Achtung, Achtung, George Humbly, herhören. Die Polizei schaltet bereits einen Teil der Scheinwerfer aus. Einige Radio-Cars werden ebenfalls schon in Marsch gesetzt. Allerdings stehen für den endgültigen Abzug noch die Befehle vom Police Headquarter aus, die in den nächsten Minuten erwartet werden. Ende.«
Humbly ließ es sich nicht nehmen, seinen Triumph zu genießen.
»Hier spricht Humbly, warum nicht gleich so, G-men. Sollte es euch aber einfallen, mir nach eurem Abzug eine neue Falle zu stellen, müssen zwei Frauen ins Gras beißen, ehe sich Humbly gefangennehmen läßt. Ende.«
Noch strahlten die Scheinwerfer den verwaschenen Außenputz der Hochhäuser an. Noch lag der Kasten in gleißendes Licht getaucht. Phil und ich rasten im Endspurt zur Nordseite der Gebäude. Als wir ankamen, verlosch schlagartig das Scheinwerferlicht. Ohne aufzusehen, legten wir die neunzig Yard bis zu der Feuerleiter des rechten Hauses zurück, das am niedrigsten war und durch das Mittelhaus von den Gangstern getrennt wurde.
Es handelte sich um eine moderne Feuerleiter, die bedeutend schmaler und steiler als die alten Stahltreppen war. Diese modernen Rettungswege glichen ausgefahrenen Feuerwehrleitern, die in einem steilen Neigungswinkel nach oben gingen. Lediglich in der Mitte war eine Plattform, die höchstens zwei Personen Platz bot.
Das Eisen fühlte sich rissig und kalt an. Ich war gerade am dritten Stockwerk angekommen, als Humbly wieder zur Flüstertüte griff und posaunte: »Entscheidet euch schnell, G-men, nur noch vier Minuten. Ende.«
Die Stimme schallte nach der Südseite und war für uns nur schwach zu hören. Bedeutend stärker kam die Antwort von Garder, der am Mikrofon hockte.
»Achtung, Humbly, wir haben immer noch keine Anweisung vom Police Headquarter. Lassen Sie sich nicht zu unbedachten Handlungen hinreißen. Sonst werden Sie es noch bereuen. Ende.«
»Die lahmen Kerle sollen sich beeilen. Ich warte nicht länger!«'brüllte Humbly zurück. Seine Stimme klang heiser.
Meine Handflächen schmerzten, denn teilweise waren die Holme der Feuerleiter überhaupt nicht gestrichen und hatten Rost angesetzt. Phils Atem ging stoßweise.
Noch dreißig Sekunden.
»Los, Tempo«, raunte ich Phil zu, der etwa drei Yard unter mir war. »Wir müssen oben sein, wenn das Band läuft.«
»Okay«, sagte er nur.
Vor dem obersten Stockwerk machte ich einige Sekunden halt und massierte meine Oberschenkel.
Phil berührte meine Schuhsohlen und stieß mich voran. Vorsichtig näherte ich mich dem Rand. Die Scheinwerfer auf der Südseite waren nur zum Teil ausgeschaltet worden, so daß ich die Aufbauten dieses Hauses ausgezeichnet im Gegenlicht erkennen konnte. In der Mitte befanden sich drei Schornsteine, die durch Eisen miteinander verbunden waren. Rechts von mir lag das Mittelhaus, dessen Dachgeschoß fast zwei Yard höher war. Dahinter sah ich die Schornsteine ‘von Haus Nummer drei, wo die Gangster hockten.
Vorsichtig schob ich mich auf den Dachboden, kroch einige Yard weiter und blieb liegen. Phil folgte mir.
Ein Knacken im Lautsprecher verriet, daß der Techniker eingeschaltet hatte. Da war auch schon meine Stimme: »Achtung, Achtung, Humbly, zuhören! Hier spricht Jerry Cotton. Ich wiederhole, hier spricht Jerry Cotton, der FBI-Agent. Du hast richtig gehört, Humbly. Der Absturz hat ohne mich stattgefunden. Ich habe mich mit einem Fallschirm .gerettet. Es war ein Fehler, mir die Handschellen abzunehmen. Aber jeder Verbrecher macht eines Tages den entscheidenden Fehler seines Lebens und stolpert. Der Mord ist dir also mißlungen. Mein Tod, den du beschlossen hattest, fand nicht statt. Ein Glück für dich, Humbly. Du kannst dem Elektrischen Stuhl vielleicht noch einmal entfliehen. Deshalb gebe ich dir den guten Rat: Gib auf, schicke die Frauen hinunter und stelle dich mit deiner Gang. McLaughlin sitzt bereits in der Zelle des FBI, ebenso Jeff Foster. Gib auf. Humbly. Deine Chancen sind gleich Null. Ende!«
Langsam erhoben wir uns und liefen bis zum Mittelhaus. Als wir die Leiter erreichten, die hinaufführte, griff der Gangster zur Flüstertüte:
»Achtung, G-men! Auf eure Tricks falle ich nicht herein. Ich selbst habe ihn in der Maschine festgeschnallt und jede Phase des Absturzes auf dem Bildschirm miterlebt. Jerry Cotton ist tot. Und so
Weitere Kostenlose Bücher