0445 - Der Mann, der meinen Tod befahl

freien Abzug. Kapiert ihr das nun? Und anschließend werde ich dafür sorgen, daß keine Zeugen übrigbleiben, G-men. Diesmal wähle ich den alten, todsicheren Weg.«
    »Du willst dich also doch auf den Elektrischen Stuhl bringen, Humbly?« fragte ich ruhig.
    »In Sicherheit werde ich mich bringen. Nach Südamerika.«
    Crafford schleuderte die Tische und Stühle zurück, die vor dem Ausgang zum Treppenhaus gelegen hatten.
    »Es ist alles okay, Boß«, rief er. »Soll ich die Tür aufschließen?«
    »Selbstverständlich. Moment, ich schicke dir Hallway, der mit den Pistolen den Schutz übernimmt.«
    Der junge Bursche warf uns einen Blick zu.
    Langsam schliefen mir die Arme ein, die ich immer noch hochhielt.
    Als sich die Tür öffnete, kam plötzlich Bewegung in die Frauen. Sie stießen ihre Kinder vor sich her in Richtung Ausgang.
    »Denken Sie daran, Disziplin zu halten«, rief ich den Frauen nach.
    »Los, verschwindet«, brüllte Humbly hinter ihnen her. Jetzt sah ich zum ersten Mal die Kinder. Einige von ihnen waren nur mit einem Schlafanzug bekleidet und froren erbärmlich.
    Ich atmete auf, als die letzte Frau durch die Dachbodentür verschwunden war. Crafford schlug die Tür ins Schloß und drehte den Schlüssel. Dann machte er sich wieder an die Arbeit, die Tische und eine Reihe von Stühlen als Barrikade vor der Stahltür aufzutürmen.
    Hallway trottete zu Humbly zurück. Die beiden tuschelten. Dann nickte der Gangsterboß wieder.
    »Los, Hallway, stell die beiden wirkungsvoll ins Scheinwerferlicht«, trompetete der Boß.
    Hallway näherte sich uns wieder mit einem Bogen. Ich stand rechts und wurde zuerst von ihm erreicht.
    »Los, bewegt euch auf den Zaun zu, da vorn zu euren Kollegen«, brüllte er, obgleich er nur vier Fuß von mir entfernt stand.
    Hallway stieß mir die Pistole zwischen die Rippen, ich machte eine halbe Linksdrehung. Phil folgte meinem Beispiel.
    Wir ließen uns auf dem Flachdach vorwärtsdrängen bis an die breite Südseite. Für Sekunden schloß ich geblendet die Augen, als ich in die gleißenden Sch inwerferstrahlen blickte. Phil erging es ebenso. Es dauerte einige Zeit, bis sich die Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Deutlich unterschied ich unter mir die kleinen Spielzeugwagen. In der Mitte stand der Lautsprecherwagen, in dem Garder saß und um uns zitterte.
    Mit schweren Schritten näherte sich Humbly von hinten.
    »Los, reckt die Arme in die Höhe«, brüllte er.
    Wir gehorchten und reckten unsere Arme wie beim Frühsport hoch. Im starken, grellen Scheinwerferlicht mußten selbst unsere Handflächen über den hellen Gesichtern zu erkennen sein.
    Mit der rechten Hand hielt Humbly die Pistole auf uns gerichtet. Mit der linken 'griff er zur Flüstertüte und hob sie an die Lippen. Er stand genau so, daß der Klang nach unten ging, Humbly aber selbst von der Kugel eines Cops, der unten auf der Straße stand, nicht erreicht werden konnte.
    »Hallo, G-men«, brüllte er mit heiserer Stimme, »die zwei Minuten sind um. Ich habe die Frauen und Kinder in die Betten geschickt und mir dafür eine bessere Begleitung ausgesucht, nämlich G-man Jerry Cotton und seinen Freund. Die beiden werden uns jetzt als Geiseln dienen, wenn wir abrücken. Ich nehme nicht an, daß einer von euch auf seine Kameraden schießen wird. Ich gebe euch den guten Rat, macht Waffenruhe für zwei Stunden. Die reichen mir aus für einen freien Abzug. Dann erhaltet ihr die beiden G-men wieder lebendig zurück. Ende.«
    »Hallo, Humbly«, ertönte Garders Stimme. »Wir erkennen unsere Kollegen ganz genau. Natürlich werden wir nicht auf sie schießen. Inzwischen sind für dich und die anderen Gangster die Haftbefehle eingetroffen. Gib auf, das Spiel ist für dich verloren — trotz deiner Geiseln. Wir werden versuchen, unsere Kollegen mit allen erdenklichen Mitteln zu befreien und werden dabei keine Rücksicht auf dein Leben nehmen. Solltest du dich aber ergeben, garantieren wir dir eine gerechte Gerichtsverhandlung.«
    Humbly stand einige Sekunden unschlüssig.
    »Ich verzichte auf die faire Behandlung. Die nächste Nachricht schicke ich euch aus Südamerika. Ende.«
    Er ließ das Megaphon zu Boden fallen. Seine Hand zitterte. Ich ließ die Hände bis auf meinen Kopf sinken.
    »Komm und hol den Koffer!« brüllte Humbly Crafford an, der in der Nähe der Ausgangstür stand. »Wir verschwinden über das Mittelhaus. Alles, was sich uns in den Weg stellt, wird erschossen. Voran, Leute!«
    Er kommandierte herum, als hätte