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0445 - Die Macht des Träumers

0445 - Die Macht des Träumers

Titel: 0445 - Die Macht des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht selbst ins Nichts verschwunden zu sein.
    Und tief in seinem Inneren hoffte er, daß das nur ein Traum war und er in den nächsten Minuten wieder erwachte.
    ***
    Nicole sog scharf die Luft ein. Für Zamorra ein Zeichen, daß sie die telepathische Mitteilung des Amuletts ebenfalls aufgenommen hatte. An sich war es seit einiger Zeit nichts Ungewöhnliches mehr, daß Merlins Stern Laut gab und irgendwelche Hinweise machte oder warnte. In dem Amulett, das Merlin vor fast neunhundert Jahren aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte, nachdem er einen Stern vom Himmel holte, entwickelte sich langsam, aber sicher, eine Art eigenes künstliches Bewußtsein. Wie das möglich war, entzog sich Zamorras Begreifen. Das Amulett hatte bisher seinen Versuchen getrotzt, es herauszufinden, und Merlin selbst konnte er nicht fragen, weil der sich wieder einmal in seinen Erholungstiefschlaf zurückgezogen hatte und nicht einmal sein Bruder Sid Amos sagen konnte, wann er aus diesem Tief schlaf wieder erwachte.
    Aber daß das Amulett ausgerechnet in diesem Moment eine Warnung aussprach, damit hatte Zamorra nicht gerechnet. Nicht hier im abgeschirmten Château Montagne!
    Er umgriff die Silberscheibe mit beiden Händen.
    »Sprich!« verlangte er und faßte seine Frage zugleich in konzentrierte Gedanken, denen das Amulett sich durch ihre Suggestivkraft nicht so leicht entziehen konnte wie durch das gesprochene Wort. »Was soll das heißen? Woran soll ich lieber nicht rühren?«
    Abermals verblüffte ihn die Silberscheibe. Normalerweise gab sie keine Erklärungen ab, ließ sich nicht auf eine Diskussion ein. Die Gedankenkontakte waren einseitig und immer sehr kurz gewesen. Von daher hatte Zamorra eigentlich nicht mit einer Antwort gerechnet; seine Frage war mehr ein Reflex gewesen.
    Du würdest es nicht begreifen. Es ist zu gefährlich. Halte dich zurück, wenn es nicht dein Schaden sein soll.
    »Wovon redest du, verdammt?«
    Von dem, das aus der Dunkelheit erwacht und wartet, geboren zu werden. Berühre es nicht.
    »Warum nicht? Gegen dich war das Orakel von Delphi der reinste Marktschreier auf dem Basar von Marrakesch!«
    »Ach, das Orakel hast du selbst noch kennengelernt?« warf Nicole ein. »Wußte gar nicht, daß du schon so ein alter Knacker bist… oder werden wir irgendwann einen Vergangenheits-Trip dorthin machen, an den sich dein Unterbewußtsein chronochaotisch erinnert?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er achtete kaum auf Nicoles Worte, die eher ein Versuch waren, die Situation zu entkrampfen. Zamorra merkte nicht, daß er das Amulett umklammerte, als wolle er es zerbrechen. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen.
    Sein ganzer Körper verkrampfte sich, die Muskeln traten unnatürlich hervor. »Rede! Was ist das, wovor du mich warnst? Eine Bedrohung? Woher kommt sie?«
    Was du als Bedrohung sehen willst, ist etwas, das sich dem Begreifen durch deinen Verstand entzieht. Du würdest ihn verlieren, wüßtest du, womit du es zu tun hast.
    Zamorras Gesicht verzerrte sich. Er spürte nicht, daß Nicole ihn berührte, ihn rüttelte, um ihn aus seiner Anspannung zu reißen. Er ging völlig in dieser Diskussion mit Merlins Stern auf.
    »Aber du weißt, was es ist? Dein Blechverstand begreift es? Was bist du? Was ist das andere?«
    Das kann ich dir nicht sagen - in deinem eigenen Interesse. Befrage mich nicht.
    »Doch! Ich werde dich zwingen, mir Rede und Antwort zu stehen!« schrie er. »Du mußt es mir sagen! Du…«
    Wie aus weiter Ferne hörte er Nicoles Stimme.
    »Chef… Chef… hör auf! Es bringt doch nichts! Du verlierst dich darin. Komm zurück! Komm zurück!«
    Zurückkommen?
    War er denn fort gewesen?
    »Mit deinem ganzen Ich warst du fort. Fort von dir selbst«, vernahm er Nicoles leise Stimme. »Es war nicht gut. Du hättest dich sehen sollen. Du warst… du warst nicht mehr du selbst. So habe ich dich noch nie erlebt. Du glichest eher einem Monster als dem Menschen, der du eigentlich bist. Himmel, was hat dich dir selbst so entfremdet? Was war das?«
    Er starrte sie an. Nur langsam fand er in die Wirklichkeit zurück. Und weil er sich nicht in der Lage fühlte, sofort auf Nicoles Worte zu reagieren, öffnete er einfach seine Gedankenabschirmung, sandte seine Gedanken auf Nicole zu, die sie überrascht aufnahm.
    »Eine Überlappung«, murmelte sie. »Eine Art gedanklicher Überlappung. Da war etwas, das dich fast übernommen hätte.«
    »Was«, keuchte er atemlos. »Was war es?«
    Das konnte auch Nicole ihm

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