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0445 - Die Macht des Träumers

0445 - Die Macht des Träumers

Titel: 0445 - Die Macht des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnte nicht mehr zurück. Er spürte die Hand des Mannes im Seidenanzug auf seiner Schulter, wie er ihn vorwärts schob, in den Duesenberg hinein, und er wußte im gleichen Moment instinktiv, daß, wenn es sich um eine Falle handelte, dieser Mann nichts damit zu tun hatte. Er war ahnungslos. Das Unsichtbare griff wieder nach dem Schatten. Er stieg in das Auto -
    - und lautes Stimmengewirr schlug ihm entgegen. Es stank nach Schweiß, Alkohol und Rauch. Bläuliche Schwaden zogen sich durch die abgestandene Luft. Jemand taumelte gegen Cascal, und anstatt sich zu entschuldigen, raunzte er den Neger an, um sich im nächsten Augenblick über dessen schwarze Haut und auch seine Kleidung zu wundern. Er selbst trug einen Fellrock, geschnürte Stiefel und eine offene Weste aus stümperhaft besticktem Leder. In einer schmalen Scheide steckte ein Dolch, und aus dem Mund des Mannes kam eine Alkoholfahne, die Cascal fast den Atem nahm. Er wich zurück; Augenblicke später hatte der Betrunkene ihn bereits wieder vergessen und widmete sich einer halbnackten Schankdirne, um postwendend von ihr eine Ohrfeige zu kassieren, die ihn abermals taumeln und gegen den nächsten Mann stoßen ließ.
    Yves sah zu, daß er einen ruhigen Platz fand, nahe der Tür, durch die er hereingestolpert war. Er orientierte sich. Er befand sich nicht in einem Auto, sondern in einer Schänke, wie sie in einem Fantasy-Film aufgebaut sein mochte. Eine wilde Gesellschaft von mehr oder weniger trunkenen Gesellen, barbarisch in Leder gekleidet oder auch fast oder ganz nackt, hockte an Tischen zusammen, trank, prahlte oder spielte mit Würfeln, die vier Flächen und je zwei halbkugelige Rundungen besaßen, so wie die Spielwürfel der antiken Römer. Schankmädchen, die nur ein paar bunte Fetzen am Leib trugen, und die nicht gerade, um ihre reizvollen Blößen zu bedecken, wirbelten zwischen den Tischen einher und bemühten sich, leere Krüge neu zu füllen und bunte Geldmünzen einzusammeln. An den Wänden steckten blakende und rußende Fackeln in eisernen Haltern, hinter einer breiten Theke thronte ein Mann, aus dem man zwei Muskelmenschen vom Typ Arnold Schwarzenegger hätte machen können, und auf einer Art Bühne tanzten drei bildhübsche, splitternackte Mädchen zu einer Melodie, die von ein paar Musikanten mit recht primitiv anmutenden Instrumenten erzeugt wurde.
    Yves stellte fest, daß in dieser Schänke ein recht rauher Umgangston herrschte. Er kannte einige üble Unterweltspelunken, in die selbst er sich nur außerhalb der Öffnungszeiten durch die Hintertür traute, um mit diesem oder jenem ungestört reden zu können, aber das hier übertraf alles, was er bisher gesehen hatte.
    Im Hintergrund schienen sich ein paar Würfelspieler nicht ganz über Sieg oder Niederlage einig geworden zu sein, und ungerührt zog einer der Spieler einen langen, gebogenem Dolch, schnitt seinem Kontrahenten die Kehle durch und ließ sich wieder am Spieltisch nieder. Die anderen Mitspieler lachten rauh, als handele es sich um einen gelungenen Scherz. Cascal war erschüttert. Er konnte nicht glauben, daß es eine derartige Rohheit geben konnte. Das mußte ein Alptraum sein, in den er geraten war.
    Er prägte sich das Gesicht des Mörders ein; vielleicht gab es später eine Möglichkeit, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Allerdings stufte Yves seine Chancen dafür als recht gering ein; er konnte froh sein, wenn es ihm gelang, sich in einer solchen Umgebung selbst am Leben zu halten.
    Er mußte hier raus.
    Er wußte nicht, wohin er geraten war und wie das geschah. Aber die Unruhe, die ihn seit ein paar Stunden gepackt hielt, war im gleichen Moment nicht mehr spürbar gewesen, als er diese bizarre, menschenverachtende Szenerie betrat. Yves war sicher, daß er in eine andere Welt geraten war. Dies konnte nicht die Erde sein; hier gab es nirgendwo solche Zustände. Und es war auch kein Traum, das merkte er nach jeder verstreichenden Sekunde deutlicher.
    Seine Hand glitt unwillkürlich zu dem silbernen Amulett, das er unter dem Hemd trug - Gott sei Dank, denn er fürchtete, in dieser Umgebung sofort zur leichten Beute erklärt zu werden, wenn diese wilden Kerle einen solchen Wertgegenstand bei ihm entdeckten. Eigentlich hätte er nicht einmal viel dagegen gehabt, wenn sie ihm das Amulett abgenommen hätten. Er wäre es auf eine einigermaßen annehmbare Weise losgeworden. Aber es war zu befürchten, daß sie ihn vorher ermorden würden, um sicherzugehen, daß er sich gegen diesen

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