0445 - Horror-Quiz
aufhalten, niemand, okay?«
»Doch, van Akkeren«, sagte ich leise. »Ich kann dich aufhalten. Und das werde ich jetzt!«
Ich hatte keine Lust mehr, dieses Quiz bis zum Ende durchzustehen. Selten war mir van Akkeren so nahe gewesen wie in diesem Augenblick. Meine rechte Hand schoß vor, ich wollte ihn packen – und schlug gegen eine Trennscheibe.
Ich hatte Dampf hinter den Schlag gelegt, und durch meinen Knöchel zuckte der Schmerz.
Van Akkeren aber lachte. Er hatte es tatsächlich verstanden, mich reinzulegen. Die Glasscheibe mußte schon zuvor existiert haben, aber sie war so perfekt geschliffen, daß ich sie nicht einmal bei unserem Frage- und-Antwort-Spiel bemerkt hatte. Selbst zwischen der Tischplatte und der Unterkante der Scheibe befand sich keine Fingerbreite Platz. Die Scheibe mußte auch den Tisch trennen. Alle drei Waffen lagen auf meiner Hälfte des Tisches.
Deshalb also hatten sie ihn nicht schrecken können.
Das Grinsen in van Akkerens Gesicht nahm einen wölfischen Ausdruck an. Er fühlte sich als Sieger und fragte: »Willst du mir die Antwort noch immer nicht geben?«
»Du kennst sie doch!«
»Ich will sie von dir wissen.«
»Das kann ich mir vorstellen. Nur werde ich nie zugeben, daß die Wölfe stärker sind als die Menschen, verstanden?«
»Natürlich.« Er lehnte sich zurück und beugte sich gleich darauf wieder vor. »Es widerspricht den Regeln des Ratespiels, wenn man sich so verhält, wie du es getan hast, John Sinclair.«
»Habe ich jetzt verloren?«
Er ließ sich Zeit mit der Antwort. »Verloren?« wiederholte er.
»Nein, bei diesem Quiz kann es nur einen Sieger geben.«
»Dich – oder?«
»Mich, Baphomet und die Schwarze Magie«, erwiderte er mit lauter Stimme, während ich zur Seite schielte, um festzustellen, ob sich die verdammte Scheibe durch die gesamte Breite des Studios zog.
Bisher hatte ich ruhig gesessen. Jetzt aber bewegte ich meine Füße und stieß sehr bald gegen den Widerstand der Scheibe. Sie hatte das Studio tatsächlich in zwei Hälften getrennt.
Ob ich es wollte oder nicht, irgendwie war dieser Kerl zu bewundern. Der rückte mit immer neuen Tricks heraus, und auch dieses Horror-Quiz diente dazu, Menschen davon zu überzeugen, wie mächtig er doch letztendlich war. Wenn es ihm tatsächlich gelang, meinen Tod auf eine Video-Kassette zu bannen, würde er in der Dämonenhierarchie weit aufsteigen.
»Es freut mich, Sinclair, dich so überrascht zu sehen«, sagte er mit leiser, aber gefährlich klingender Stimme. »Ich möchte auch dein wahres Gesicht sehen. Das Gesicht der Angst. Erinnerst du dich noch an die Filme, die ich gedreht habe?«
»Leider.«
»Jetzt habe ich mich auf Videos umgestellt. Und mein Super-Video wird dein Tod sein. Automatisch gefilmt, deine Angst, deine Qualen, beobachtet von einer Persönlichkeit, in deren Brust zwei Seelen leben. Einmal ich selbst, zum anderen Baphomet, der große Mentor und auch mein Herr und Meister. Ich bin mit ihm die Symbiose, die Lebensgemeinschaft eingegangen und werde es dir demonstrieren. In den Pyrenäen hast du eine Statue Baphomets zerstören können. Deshalb hassen wir dich, aber mich wirst du nicht vernichten können. Jeder, der herkam, um an dem Quiz teilzunehmen, erlebte die Hölle, denn er starb und lebte trotzdem als Monster und Diener Baphomets weiter.«
»Wie war das möglich?« Ich wollte van Akkeren so lange wie möglich bei Redelaune halten.
»Sieh dir die Karten an, Sinclair. Sie sind etwas Besonderes. So harmlos sehen sie aus, aber derjenige, der sich einmal für eine Karte entschieden hat, konnte sich nie mehr von ihr lösen. Er geriet in deren Bann, denn die magische Karte war stärker als er, der Mensch. Wenn aus dem Spiel Ernst wird und aus Toten Lebende, dann ist die Zeit Baphomets reif. So steht es geschrieben, so habe ich den Auftrag erfüllt.«
»Das ist mir noch zu allgemein!« widersprach ich.
»Du wirst es gleich sehen, was ich gemeint habe. Zuvor jedoch werde ich dir meine Macht zeigen. Du sollst sehen können, wie weit ich fortgeschritten bin.«
Er begann, plötzlich breit zu lachen und preßte die Hände gegen sein Gesicht.
»Eines will ich noch wissen. Diese Karten hier haben mit dem Tarot nichts gemeinsam. Aber ich weiß, dass du auch eine Tarotkarte benutzt hast. Du gabst sie einem Mann namens Jacques Delormes.«
»Das weißt du?« klang es dumpf hinter seinen Händen hervor. »Es ist nicht schlimm, aber laß dir gesagt sein, daß sie zu meinen größten Trümpfen
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