0445 - Horror-Quiz
gehört. Denn auch sie kann sich verwandeln, und aus ihr entsteht das gleiche wie aus den Karten, die du an der Wand siehst. Aus Toten werden Lebende, aus Figuren Mörder, das ist mein Spiel. Von jeder Karte besitze ich drei, auch noch zweimal den Tod. Einmal hat er zugeschlagen, das zweitemal schlägt er bereits zu…«
Nach diesem Wort ließ van Akkeren die Hände sinken.
Ich starrte ihn an, er mich!
Und ich sah, wie aus einer Person zwei wurden: Van Akkeren und Baphomet!
***
Jetzt werden sie dich töten! Du wirst keine Chance haben. Sie werden dich gnadenlos umbringen, und niemand kann dir helfen.
Diese Gedanken strömten durch Janine Ducs Hirn, und sie rechnete auch mit einem plötzlichen Todesstoß. Aber sie lebte weiter.
Keine Pranke raste auf sie nieder, kein noch so mächtiges Gebiß riß ihr die Kehle entzwei.
Dafür packte man sie.
Gierige Monsterhände zerrten sie in die Höhe. Sie blieb auf wackligen Füßen stehen, schwankend, mal nach vorn kippend, dann wieder zurück, aber sie fiel nicht zu Boden, weil die Pranken sie festhielten. Die Griffe waren eisenhart, drangen durch den Stoff der Haut, rissen kleine Wunden, nur töteten sie nicht.
Man schleifte sie fort.
Fünf Monster begleiteten die Frau auf ihrem Weg, der nur in den Tod führen konnte.
Dabei taten sie ihr nicht einmal weh. Sie blieben nur stets an ihrer Seite, und wenn sie versuchte, einen Schritt nach rechts oder links abzuweichen, drängten sie sich an sie.
Bei jeder Berührung zuckte sie zusammen, spürte Ekel in sich aufsteigen, denn sie hatte die Monster erst jetzt richtig sehen können. Es waren widerliche Gestalten. Zombiehaft aussehend, wobei zwei von ihnen fleischlose Köpfe hatten.
Ein Gespenst war dabei. In einen wallenden Umhang aus blutbeflecktem Stoff gehüllt. Selbst das Algenmonster hielt sich an ihrer Seite und ebenfalls ein schaurig aussehender Werwolf, unter dessen Fellkörper sich gewaltige Muskelstränge abzeichneten.
Sie führten sie nicht zu den Baracken, sondern aus den hellen Lichtlanzen hinein in die Schwärze der Nacht, wo sich für Janine Duc so etwas wie ein Schlund der Hölle auftat.
Dunkelheit machte ihr Angst. Sie drückte auf ihre Seele. Das Blut rauschte in ihren Ohren und vermischte sich mit dem Rauschen und fernen Toben der Brandung, deren Geräusche sie ebenfalls vernahm.
Diese Insel war von Klippen und einer Steilküste umgeben. Wer dort hinuntergestoßen wurde, landete mit zerschmetterten Knochen in der hellen Gischt der Brandung.
Sollte das ihr Schicksal sein?
Abrupt wurden Janines Gedanken unterbrochen, als die Pranke des Werwolfs ihre Schulter berührte, den Pullover aufriß und dabei auch einige Büschel von ihren Haaren abfetzte.
Janine taumelte zur Seite, aber nur, um von knöchernen Klauen aufgefangen und zu Boden gestoßen zu werden.
Direkt mit dem Rücken auf eine Steinplatte.
Drei Monster drückten sie nieder. Dicht vor ihrem Gesicht schwebte ein widerlicher Totenkopf, aus dessen Maulhöhle ein feiner Dampf stieg. Andere Klauen beschäftigten sich mit ihren Arm- und Beingelenken und steckten sie in passende und am Stein befestigte Ösen.
Danach zogen sich die Monster zurück.
Janine Duc lag auf der Steinplatte wie ein großes X. Zuerst begriff sie nichts, doch als sie vergeblich versuchte, sich zu befreien, ahnte sie, daß sie wehrlos war.
Wehrlos für den Mörder…
Die fünf Monster hatten sich vor ihr aufgebaut. Jedes nahm eine andere Haltung ein, aber auch jedes konnte zu ihrem Killer werden.
Da war der Werwolf, auch die mit den Totenköpfen oder das Algengesicht. Sie bewegten sich nicht, bis auf das Gespenst mit der blutigen Kleidung. Es trug eine weite Kapuze. Von seinem Gesicht war nur ein grauer Schatten zu erkennen.
Ein Arm verschwand unter der weißen Kleidung, bewegte sich dort suchend weiter und holte etwas hervor, auf das nicht nur die anderen Monster starrten, sondern auch Janine Duc.
Es war eine Karte, und sie zeigte ein bestimmtes Motiv. Den knöchernen Tod.
Jetzt wußte die Frau, was ihr bevorstand. Die gleiche Karte war ihrem Chef schon übergeben worden, und er hatte es nicht überlebt.
Nun war sie an der Reihe.
Das Gespenst hob die Karte an und ließ sie mit einer lässigen Bewegung fallen.
Sie taumelte dem Boden entgegen, fiel auf die Kante und kippte dann um, wobei sie mit dem Motiv nach oben liegenblieb.
Janine lag bewegungslos auf der Platte, die so schräg angelegt war, daß Janine das Motiv genau sehen konnte. Zudem leuchtete die Karte
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