0445 - Horror-Quiz
den miesesten Platz für eine Landung ausgesucht«, beschwerte sich Bill.
»Kennst du das Eiland denn?«
»Nein.«
»Dann halte dich auch geschlossen.«
»Ich sage ja schon nichts mehr, Sir!« Bill wischte das Spritzwasser aus seinem Gesicht.
Die Brandungswellen waren an den vorgelagerten Klippen gebrochen worden. Bis zur eigentlichen Insel aber mußten sie noch ein Stück fahren, und zwar durch schäumendes, quirlendes Wasser, in dem sich Kreise und Strudel gebildet hatten.
Bill Conolly blickte wieder an der Steilküste hoch.
Über dem Eiland lag ein blasser Schleier.
Es war schwer, einen Platz zu finden, wo das Boot anlegen und die Freunde bequem an Land gehen konnten. Dabei hatten sie es eilig.
Suko steuerte das Boot parallel zur Küste, geriet wieder in stärkere Ausläufer der Brandung, die nicht von Wellenbrechern gekappt worden waren, aber sie hatten auch Glück.
Schräg vor ihnen öffnete sich eine Bucht. In dem kleinen Hafen lag an einem natürlichen Felsensteg ein Boot.
Ein schneller Flitzer, dabei ziemlich groß und hochseetüchtig gebaut. Der Rumpf war mit dunkler Farbe gestrichen worden. Wer dieses Boot fuhr, wollte nicht unbedingt gesehen werden.
Das Wasser war ruhiger geworden. Kleinere Wellen klatschten gegen den Bootsrumpf und schaukelten das Schiff durch.
In langsamer Fahrt steuerte Suko einen ebenfalls natürlichen Kai an. Es war eine Felsleiste, hinter der eine Treppe begann, die direkt an der Steilwand hochführte. Menschen hatten sie aus Metall gebaut und sie mit starken Eisenhaken im Gestein befestigt.
Bill sprang von Bord. Die Leine hatte er mitgenommen. Er landete auch sicher auf dem Kai und konnte das Boot festmachen.
Suko ließ sich nicht mehr viel Zeit. Während er von Bord ging, deckte Bill ihm den Rücken. Der Reporter sah sich um, ob irgendwelche Gegner lauerten, aber sie schienen allein zu sein.
»Alles klar.«
Bill ließ die Waffe wieder sinken und schaute zu, wie Suko auf die Treppe im Fels zulief.
Als normale Treppe konnte man sie eigentlich nicht bezeichnen. Es waren aneinandergefügte Leitern, die durch das Gestein in die Höhe führten. In den Bergen waren des öfteren für Touristen solche und ähnliche Kletterhilfen angebracht worden.
Bevor Suko mit dem Anstieg begann, unterzog er das Material einer kurzen Prüfung.
Bill hielt derweil nach irgendwelchen Gegnern Ausschau, aber sie waren allein hier unten.
»Das ist das richtige Versteck«, sagte der Reporter.
Suko warf ihm einen schnellen Blick zu. »Aber auch nicht uneinnehmbar. Ihr Fluchtweg ist unser Vorteil.« Nach diesem Wort begann er mit dem Aufstieg.
Die Leitern waren aus Aluminium und recht stabil.
Suko stieg zügig voran. Bill hatte Mühe, Schritt zu halten. Etwa auf halber Höhe erwartete Suko ihn auf einer kleinen Plattform zwischen zwei Leitern stehend.
Prustend blieb der Reporter neben ihm stehen. »Wenn ich oben bin, kannst du mich auswringen!«
»Weiter.«
Bill schielte in die Höhe. »Das ist ungefähr noch einmal soviel Weg. Na ja.«
Suko ging auf keinen Einwand mehr ein. Er übernahm wieder die Initiative, und diesmal lief er Bill weg.
»Ist was?« keuchte Bill hinter ihm.
Der Inspektor drehte kurz den Kopf. »Ich kann es dir nicht sagen, Bill. Vielleicht ist es Einbildung, aber ich glaube, Stimmen gehört zu haben.«
»John?«
»Nein, eine Frauenstimme.«
Bill blieb unter ihm und atmete tief durch. Suko schielte die letzten Sprossen hoch, machte sich auf den Weg und hatte kaum zwei Stufen hinter sich gelassen, als beide Männer zusammenzuckten, denn sie hatten einen gellenden Schrei gehört…
***
Janine Duc starrte auf die Karte!
Sie hatte versucht, ihre Gelenke aus den Umklammerungen zu befreien, es war ihr nicht gelungen. Zwar hatten sich die Klammern ein wenig bewegt, doch die Frau blieb gefesselt.
Und sie sah den Rauch über der Karte. Er war dichter geworden, so daß sie das Motiv kaum noch erkennen konnte. Als kleine Wolke schwebte er über dem Gegenstand, und sie war so schwer, daß sie sich sogar gegen den Wind anstemmte und ihren eigentlichen Platz über der Karte verteidigte.
Was hatte das zu bedeuten?
Janine spürte den Druck im Hals, der sich zu einem dicken Kloß verdichtet hatte. Der salzige Schweiß war von ihrer Stirn gelaufen und brannte in den Augen, denn auch die Brauen hatten ihn nicht stoppen können.
Da geschah es!
Janine zuckte zusammen, als sie das puffende Geräusch vernahm und einen Moment später auf die gewaltige Qualmwolke starrte, die
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