0445 - Horror-Quiz
Akkeren gestohlen bleiben.«
Auch ich wollte mich erheben, blieb aber sitzen, weil unser Boot an der Steuerbordseite plötzlich einen heftigen Schlag erhalten hatte.
Bill geriet ins Taumeln und hatte Glück, daß er zurück auf die Bank fiel.
»Was war das?« fragte er.
»Keine Ahnung. Das hörte sich an, als hätten wir etwas berührt, das im Wasser treibt.« Ich beugte mich zurück, um es eventuell entdecken zu können.
Genau in dem Augenblick erwischte es uns. Die Gefahr kam nicht von den Seiten, nein, sie hatte unter dem Boot gelauert und wurde urplötzlich sichtbar.
Eine mörderische Kraft wirkte auf den Bootsrumpf ein. Planken wurden aus ihrem Verbund gerissen und wuchtig in die Höhe geschleudert. Unwillkürlich duckten Bill und ich uns zusammen.
Aus dem Loch im Bootsboden drang wie ein gekrümmter, tödlicher und glänzender Schnabel das Halbrund einer gefährlichen Killersense hervor. Wir wußten Bescheid.
Van Akkerens Tarot-Skelett hatte uns eingeholt!
***
Daß unser Boot sinken würde, daran gab es nichts zu rütteln. Wir konnten natürlich schwimmen, nur war das Skelett mit seiner mörderischen Waffe gefährlicher als ein Rudel Haie.
Diese Gedanken stellte ich zurück, denn ich mußte das Beste aus der Lage machen.
Natürlich hatte auch Suko bemerkt, was geschehen war. Zudem strömte bereits das Wasser schäumend und gurgelnd in unser Boot, wobei von seinem Druck noch weitere Plankenstücke aus ihrer Verankerung gerissen wurden.
Während Suko den Motor abstellte, sprang ich hoch. Im selben Moment zog sich die Sense zurück. Sie und das Skelett befanden sich jetzt irgendwo unter der dunklen Wasserfläche, und der Tod brauchte nur zu lauern, bis der Kahn absoff.
Das tat er nicht.
Zum Glück hatte Suko den Steuerstand verlassen, denn wo er gestanden hatte, schlug der Tod abermals zu. Diesmal riß der Sensenstahl den Bootskörper an der Backbordseite auf, so daß durch das große Loch ein mehr als armdicker Wasserstrahl schoß.
»Du hättest es nicht fliegen lassen sollen!« schrie ich meinem Freund entgegen, der unwirsch abwinkte, sich umsah und ebenso wie wir bereits bis über die Knöchel im Wasser stand.
»Wir müssen springen!« rief Bill. Er klammerte sich an der Reling fest. »Der Kahn säuft bei der eindringenden Wassermenge innerhalb von zwei Minuten ab. Wenn wir nicht aufpassen, zieht uns der Strudel dann noch in die Tiefe.«
Bill hatte recht. Er sprang auch als erster, ich folgte ihm, und Suko glitt als letzter von uns mit einem flachen Hechtsprung über Bord.
Wieder einmal war ich im Meer gelandet. Es war ja nicht das erstemal. Van Akkeren schien sowieso eine besondere Beziehung zu Meeren oder Ozeanen zu haben. Vor einigen Monaten war er mit seiner Yacht durch das Mittelmeer gekreuzt. Da hatten wir ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung machen können.
Vor dem Sprung hatte ich noch tief einatmen können. Auch unter Wasser hielt ich die Augen offen. Sehr viel würde ich zwar nicht erkennen, aber Schatten waren bestimmt zu sehen. Zudem konnte man das Skelett nicht eben als klein bezeichnen.
Von meinen Freunden sah ich nichts. Ich spürte die Gänsehaut auf dem Rücken, und das lag nicht allein am kalten Wasser. Das Wissen, von einem Skelett mit einer mörderischen Waffe bedroht zu werden, trug ebenfalls dazu bei.
Da sich die Kleidung vollgesaugt hatte und dementsprechend schwer geworden war, konnte ich mich nicht so flink bewegen, wie ich es gern gehabt hätte. Die Schwimmbewegungen kosteten zusätzlich Kraft.
Ich hatte mich von unserem Boot wegbewegt und hoffte, daß es weit genug war, um mich nicht beim Sinken mitzureißen.
Als ich auftauchte, trug mich eine lange Welle in die Höhe, so daß ich zunächst einmal durchatmen konnte. Ich schaute mich gleichzeitig um.
Nicht weit entfernt sah ich einen zweiten Kopf auf der Wasserfläche. Es war Bill, der mich ebenfalls entdeckt hatte und die rechte Hand zum Gruß erhob.
Aber von Suko sah ich nichts.
Und auch nicht die Umrisse des Schiffes, das van Akkeren gehörte. Der Kahn lag sicherlich in der Nähe, aber im Grau der Dämmerung verwischten Himmel und Meer.
Wo war Suko?
Wassertretend drehte ich mich auf der Stelle und hielt nach ihm Ausschau. Er war nicht da.
Ein heißer Schreck durchzuckte mich. Sollte Suko von der Klinge erwischt worden sein?
Alles, nur das nicht.
An meiner rechten Hüfte spürte ich die Bewegung, erschrak heftig und atmete auf, als dicht neben mir ein Kopf aus dem Wasser stieß und ich Suko
Weitere Kostenlose Bücher