0446 - Der Fluch aus dem Grab
gleichzeitig ein Wegweiser zu deiner ach so geliebten Wikka. Wenn dir das alles klar ist, gib mir die Antwort. Willst du oder willst du nicht?«
»Was wird denn geschehen?«
»Das weiß niemand. Auch mir ist es nicht vergönnt, in das Jenseits zu schauen. Ich weiß aber, dass diejenigen Toten, die von den Lebenden gerufen werden, sie mit offenen Armen empfangen. Sie freuen sich auf sie. Die Toten werden nicht ruhen und rasten, bis die Menschen bei ihnen sind. Es wird ein großer Jubel ausbrechen. Du wirst den Tod als Erlösung empfinden, denn er öffnet dir die Augen, und du erlebst deine Reinkarnation als großes Wunder.« Jane hatte die Worte verstanden. »Na?«
»Bitte!« flüsterte sie. »Ich… ich habe nicht gewusst, dass es so schwer sein wird.«
»Aber es ist nicht schwer, Jane. Du mußt dich nur auf mich und das Pendel verlassen. Wenn du dem Herz des Hexers vertraust, hast du schon so gut wie gewonnen. Das ist der erste, gewaltige, große Schritt. Bis zum zweiten, dem Endgültigen, ist es nur mehr ein kleiner Sprung. Entscheide dich endlich. Du mußt wissen, wie groß deine Sehnsucht ist, Wikka wiederzusehen.«
»Sehr groß!«
»Dann stimme mir zu!«
»Ja!« brach es plötzlich aus Jane Collins hervor, und dabei warf sie sich von einer Seite auf die andere. »Ja, ich werde und will es so machen. Kein Weg führt daran vorbei.«
»Ich darf dir dazu gratulieren. Du bist nicht die erste Person, die diesen Weg gehen will. Einige vor dir sind ihn schon gegangen, und sie haben erlebt, wie es sein wird, wenn man in das Reich der Toten hineinsteigt und von seinen Freunden empfangen wird. Es ist wunderschön, das kann ich dir nur versprechen.«
»Gib mir die Kraft!« hauchte Jane.
»Du hast sie schon. Schau auf das Pendel. Blicke nur dorthin. Es ist das Herz des Hexers, prall gefüllt mit der großen Wahrheit. Was ich dir jetzt sagen werde, bleibt ewig haften. Es brennt sich in deine Seele ein. Ich beschreibe dir den Weg, den du gehen mußt. Das Haus wartet auf dich und auch der Schädel.«
»Ich muss ihn gehen«, sagte Jane tonlos.
»Das will ich auch gemeint haben.« Sie hörte das Lachen des Hexers und schaute auf das Herz. Er bewegte den Mund. Die folgenden Worte drangen leise, aber deutlich hörbar über die im Bartgestrüpp kaum zu erkennenden Lippen.
Auch Jane verstand sie, und sie ließ sich durch die Sätze faszinieren. Es schien, als hätte sie all das vergessen, was sie sich in den letzten Monaten vorgenommen hatte.
Die ehemalige Hexe geriet wieder in den Bann der Schwarzen Magie…
***
Eigentlich hatte ich ja allein zu diesem Haus fahren wollen, aber da gab es plötzlich jemand, der mir einen Strich durch die Rechnung machte.
Dieser Jemand war schon 70, eine Frau und hatte ein besonderes Hobby. Geisterjagd, Okkultismus, Dämonologie und alles, was mit diesen Gebieten in einem unmittelbaren Zusammenhang stand.
Die Frau hieß Sarah Goldwyn!
Sie war zu mir in die Wohnung gekommen, als ich sie soeben verlassen wollte.
Als wäre sie bei mir zu Hause, kam sie herein und stellte mich im Flur zur Rede.
»Was hast du mit Jane Collins gemacht, mein Junge?« Die Horror-Oma sagte immer mein Junge zu mir. Sie schaute durch ihre Brille, die an einer Kette hing, und die Augen funkelten in einem nahezu wilden Feuer, denn Sarah Goldwyn hatte Jane in ihr Herz geschlossen. Wenn der Detektivin etwas passierte, würde sie ausflippen.
»Ich habe nichts mit ihr gemacht.«
Sie stieß mir einen Zeigefinger gegen die Brust. »Du willst mich belügen, John.«
»Nein, das will ich nicht. Ich weiß wirklich nicht, was das soll.«
»Jane ist gefahren. Sie war in den letzten beiden Tagen sehr komisch, so anders. Ich habe sie oft genug gefragt, aber keine Antwort bekommen.« Lady Sarah sprach schnell, damit ich nicht zu Wort kam.
»Schließlich war sie soweit. Sie hat mir berichtet, dass es mit dir zusammenhängt. Sie wollte dir helfen. Wobei, John?«
»Es geht da um einen bestimmten Mann.«
»Das ist schön. Wie heißt er denn?«
Ich konnte Sarah Goldwyn kein X für ein U vormachen. Wenn sie sich einmal auf etwas eingeschossen hatte, war sie einfach nicht mehr zu bremsen. »Er heißt Miles Banion.«
»Hm.« Ihre Brille rutschte von der Nase, fiel nach unten, wurde aber von der Kette aufgefangen. »Miles Banion«, wiederholte sie. »Den Namen habe ich schon einmal gehört.«
»Er nennt sich Psychologe.«
Die Horror-Oma schüttelte den Kopf. »Nein, das ist die falsche Schiene, John«, erklärte sie ihm.
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