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0448 - Der Nebel-Henker

0448 - Der Nebel-Henker

Titel: 0448 - Der Nebel-Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Verurteilung war ihre Aufgabe erledigt. Die Hinrichtung war Sache des Henkers. Aber seine beispiellose Brutalität wurde irgendwann ein paar Leuten zuviel, und sie überrumpelten ihn und ließen ihn verschwinden. Es heißt, er sei hier in der Gegend lebendig im Moor versenkt worden. Man dichtet ihm auch an, er sei mit dem Teufel im Bund gewesen, und der Teufel habe ihm beim Sterben im Moor geholfen und ihm etwas versprochen, weil ihm so gefallen hat, wie brutal der einäugige Henker vorging. Aber das mit dem Teufel ist natürlich absoluter Quatsch…«
    »Und wenn nicht?« fragte Gryf.
    »Daran glauben Sie doch wohl nicht!«
    »Man könnte unseren Freund Sid Amos fragen, den Oberteufel«, sagte der Druide grimmig. »Der hat bestimmt noch ’ne Aktennotiz, mit Blut auf Menschenhaut geschrieben…«
    »Woher wollen Sie das alles eigentlich wissen, Pierre?« fragte Zamorra. »Sagten Sie nicht, daß Sie in Heimatkunde nie gut gewesen seien?«
    »War ich auch nie. Aber mein Großvater erzählte Geschichten. Warum mir diese Geschichte ausgerechnet jetzt und ausgerechnet hier einfällt, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären. Gerade fällt mir sogar noch ein, wann die erzürnten Leute diesen Henker im Morast versenkt haben: Das soll anno 1658 gewesen sein…«
    »Da ist was dran!« entfuhr es Nicole. Sie hatte eine simple Rechenaufgabe im Kopf gelöst: 1991 minus 1658 ergibt 333! Und das war eine so herrlich runde Zahl, daß durchaus ein Fluch daran hängen konnte. Da hatte der Teufel wohl seinem Henker versprochen, ihn nach 333 Jahren wieder auf die Menschheit loszulassen, damit er Rache nehmen konnte. Und daß er Frauen mordete, paßte auch dazu. Frauen waren Hexen…
    »Der einäugige Henker«, sagte Zamorra. »Wie er wirklich hieß, wissen Sie nicht zufällig noch? Wüßten wir seinen Namen, könnten wir ihn mit einem Bannzauber belegen und auf die eleganteste Weise aus dem Weltgeschehen entfernen.«
    »Sie glauben diesen Quatsch doch wohl nicht im Ernst«, sagte Rainier. »Das ist doch nun wirklich hanebüchener Unsinn. Alte Flüche und Bannzauber… purer Quatsch! Ich bedaure jetzt, daß ich mich auf diese Sache eingelassen habe. Ich sollte Sie wegen groben Unfugs belangen, Professor.«
    Aber es paßte doch alles zusammen. Alt und böse, tief… und wenn der Teufel seine Klauen im Spiel hatte, war es auch möglich, daß dem einäugigen Henker jetzt Zaubertricks zur Verfügung standen. Es paßte auch Julians Bemerkung hervorragend ins Bild, daß dieses Ungeheuer längst tot war…
    Ein perfekteres Bild hatte Zamorra noch bei keinem einzigen Puzzle zusammenbekommen.
    Rainier wollte noch etwas sagen.
    Er kam nicht dazu. Denn im gleichen Moment schlug der einäugige Henker bereits zu!
    ***
    Der dichte Nebel über dem See hatte doch etwas mit seiner Anwesenheit zu tun! Aus dem Nebel flog er heran. Zuerst sah Zamorra nur ein haßerfülltes, gigantisches Gesicht aus dem Nebel dringen. Ein Kahlkopf mit einer Augenklappe! Dann zeigte sich die ganze Gestalt. Ein Mann in schwarzer Hose und mit nacktem Oberkörper, einen Dolch am Gürtel, und mit den Händen eine schwere Eisenkette schwingend! Mit einem gellenden Aufschrei brach Jean-Luc Rainier zusammen. Zamorra wollte das Amulett einsetzen, schaffte es nicht und wunderte sich darüber, daß es nicht einmal von sich aus das grünliche Schutzfeld um ihn herum aufbaute, obgleich es doch ein Angriff mit der Magie eines 333 Jahre alten Fluches oder auch teuflischen Versprechens war!
    Er konnte sich nur noch gerade eben ducken!
    Der Unheimliche griff nicht mehr nur Frauen an, sondern auch die Männer. Hier, am Ort seines damaligen Sterbens, war er wohl nicht mehr nur auf Hexen fixiert oder auf Frauen, die er für Hexen hielt. Hier griff er alle und jeden an, um sich für den Mord zu rächen, der damals an ihm selbst begangen worden war.
    Pierre Lanart feuerte das ganze Magazin seiner Waffe leer. Jede einzelne Kugel traf den einäugigen Henker, aber keine einzige stoppte ihn. Wer tot ist, kann auf diese Weise kein zweites Mal getötet werden.
    Höllenspuk tobte sich aus!
    Zamorra hörte Gryf entsetzt schreien: »Ich kann meine Kraft nicht benutzen! Ich kann meine…«, und dann verstummte er, und nur ein Sprung in den See rettete ihn vor der wirbelnden Eisenkette, die ihm glatt den Kopf vom Rumpf gerissen hätte.
    Da begriff Zamorra!
    Blitzschnell traf ihn die Erkenntnis, daß dieser unheimliche Nebelhenker auch noch die Möglichkeit besaß, die Para-Kräfte anderer zu

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