0449 - Das Schreckgespenst
bereits im Haus?
Wenn es eben möglich war, schaute ich mich um, aber ich sah es nicht. Wenn es da war, hielt es sich gut versteckt.
Einer der Männer stieß eine Tür auf. Dahinter lag ein großer Raum, clubartig eingerichtet. Die großen Ledersessel, die Tische mit den Zeitschriften und Zeitungen, eine kleine Bar, hier hielt man sich auf und las. Neben jedem Sessel standen kleine Bänke mit Leselampen darauf. An der gegenüberliegenden Wandseite sah ich einen Vorhang. Er war nicht ganz zugezogen. Eine Hälfte stand offen. Dahinter sah ich schräg zur Wand aufgestellte Regale, auf denen Zeitschriften lagerten.
Die herbeischießende Faust des Pflegers erwischte mich hart und ohne Vorwarnung an der Brust und schleuderte mich zurück. Ich kippte nach hinten und fiel in einen der Sessel, wo ich sitzenblieb.
Florence Denning warf man in einen zweiten Sessel. Die Männer nickten sich zu, überprüften den Sitz der grauen Zwangsjacken, waren zufrieden und zogen sich zurück.
»Warten Sie noch!« rief ich, als sie die Tür fast erreicht hatten.
Ärgerlich, wie mir schien, drehten sie sich um. »Ja, was ist los?«
»Sollen wir hierbleiben?«
»Sicher.«
»Und dann?«
Das Lachen des Mannes, der mich niedergeschlagen hatte, klang hämisch. »Gibt es einen besseren Ort, um zu sterben? Man freut sich bereits auf euch. Ich habe euch doch gesagt, das Schreckgespenst ist hier. Es ist keine Legende, es existiert wirklich.«
»Wie ist Ampitius denn daran gekommen?«
»Du kannst ihn fragen.«
»Kommt er denn?«
Beide lachten jetzt und gingen. Als sie die Tür zuhämmerten, hörte es sich an wie das Zuschlagen eines Sargdeckels. Zwar füllte keine strahlende Helligkeit den Raum aus, dennoch konnten wir einander sehen. Florence Denning richtete sich auf, so gut es ging. Sie saß mir schräg im Sessel gegenüber.
»Haben Sie schon versucht, sich aus der Jacke zu befreien?«
»Nein, das ist nicht möglich.«
»Wieso?« Ihre Stimme klang leicht schrill. »Geben Sie so einfach auf, Mr. Sinclair?«
»Das nicht. Ich suche auch noch nach einer Chance, aber aus diesen Jacken kommen wir nicht heraus. Da müßten wir schon die Kräfte eines Riesen besitzen.«
»Ja, ja…«
»Ich sehe möglicherweise dennoch eine Chance.«
Sie drehte mir ihr ängstliches Gesicht zu. »Sagen Sie das nur so?«
Ich hatte den Kopf schütteln wollen, hielt aber im letzten Moment inne und dachte an den Schlag. »Nein, Florence. Mein Kollege Suko wollte diesem Haus einen Besuch abstatten. Wir haben uns die Arbeit geteilt. Ich forschte bei Ampitius nach, er wollte hier seine Recherchen treiben, weil wir der Ansicht waren, daß beide Dinge in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen.«
»Ach so.« Die Stimme wirkte wieder etwas hoffnungsvoller. »Aber eine Zeit haben Sie nicht abgemacht?«
»Nein.«
»Dann könnte das Schreckgespenst durchaus schneller sein.«
»Ich will Ihnen nichts vormachen, Mädchen, aber damit müssen wir rechnen.«
Flo Denning schüttelte sich, als hätte man Wasser über sie gegossen. »Ich habe das Gefühl, als würde jeder Hoffnungsbalken brechen, sobald ich ihn anfasse.«
»Warten wir ab.«
»Sie haben Nerven, Sinclair.« Flo wurde unruhig. Hin- und herrutschen konnte sie auf der Sitzfläche, aber sie schaffte es nicht, sich mehr Bewegungsfreiheit innerhalb der Zwangsjacke zu verschaffen.
Mir erging es ebenso. Die Jacke umklammerte mich wie ein gewaltiges Pflaster.
War Suko tatsächlich gekommen, oder befand er sich noch immer auf dem Weg?
Diese Frage beschäftigte mich. Gehört hatte ich ihn nicht, was bei ihm nichts heißen sollte, er konnte sich manchmal lautlos bewegen wie ein Indianer.
»Wo kommt es nur her?« fragte Flo leise. »Ich… ich kann es mir nicht erklären. Nessie ist doch eine Sage, aber hier …«
»Wissen Sie, Flo, es gibt Dinge, über die sollten Sie besser nicht nachdenken. Nehmen Sie das Auftauchen des Schreckgespenstes einfach als eine Tatsache hin.«
»Die uns tötet.«
»Soweit ist es noch nicht.«
Die Reporterin blieb beim Thema. »Es stammt aus der Vergangenheit, das hat Marylin herausgefunden. Dieses verdammte Haus ist verflucht durch den Geist, und der Fluch trifft auch seine Bewohner oder die Menschen, die sich hier aufhalten.«
»Nicht jeden.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich bin der Ansicht, daß es eine Person sein muß, die für solche Dinge empfänglich ist. Jemand, der einen Draht zu metaphysischen Dingen besitzt.«
»Hat Ampitius ihn?«
Ich lachte leise. »Sie denken
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