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0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

Titel: 0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat Kostenlos Bücher Online Lesen
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gehen, den Schmuck einsammeln und verschwinden.«
    »Sie haben es ihm ja leicht genug gemacht, diese verwöhnten Töchter reicher Leute«, knurrte ich wütend. »Erinnerst du dich an die kleine Dicke? Jetzt jammert sie! Aber sie fand nichts dabei, Schmuck im Werte von fast zehntausend Dollar einfach offen herumliegen zu lassen, hier ein Stück und dort ein Stück! Was schätzt du, was der Gesamtwert ausmacht?«
    Phil warf einen Blick auf seine Notizen.
    »Runde hunderfünfzigtausend Dollar werden Zusammenkommen. Helen Bartels hatte am wenigsten: für etwa zweitausend, wie sie glaubt. Die Conelly am meisten, nämlich Schmuck, der für achtzehntausend Dollar versichert war.«
    »Die Versicherung wird ihr eins husten, wenn sie hört, wie der Schmuck herumlag. Nicht eine einzige Zimmertür war abgeschlossen.«
    »Sollen wir Ambers anrufen?«
    »Ach was, er hat sich ein paar Stunden Schlaf mühsam genug Verdient und um neun erfährt er es noch früh genug. Ich denke, wir fahren jetzt zur Diebstalü-Abteilung der Stadtpolizei und lassen die Kartei mit ihren alten Kunden durchsehen.«
    »Hm«, brummte Phil und nickte. Er sah immer noch seine Notizen an.
    »Was ist denn«, fragte ich.
    »In der allgemeinen Eile ist mir das gar nicht richtig bewußt geworden«, brummte er.
    »Was denn? Nun laß die Katze schon aus dem Sack.«
    Phil klappte sein Notizbuch zu und zog mich am Ärmel über den Flur des Wohnhauses und die Treppe hinab. Die aufgeregten Mädchen liefen von Zimmer zu Zimmer, und es war unmöglich, ein Wort miteinander zu sprechen, ohne daß es ein paar neugierige weibliche Ohren mitbekamen. Erst vor der Haustür blieben wir stehen.
    »Also, was ist?« wiederholte ich.
    »Es gibt ein einziges Mädchen, dem nichts gestohlen wurde, kein einziges Schmuckstück.«
    »Und wer ist das?«
    »Barbara Musgrave!«
    ***
    Das Hauptquartier der Stadtpolizei liegt in der Center Street. Da ich aus Erfahrung wußte, daß der Hof gewöhnlich mit Dienstfahrzeugen vollgestopft ist, ließ ich den Jaguar in der Nähe stehen.
    Es war gegen vier Uhr früh. Die Stunde, die alle Leute im Nachtdienst fürchten. Bis zwei, drei Uhr kann man es ziemlich einfach durchhalten, aber dann kommt eine Zeitspanne, wo man im Stehen einschlafen könnte. Ich zog gähnend den Zündschlüssel ab und wollte aussteigen. Phil gähnte ebenfalls und fragte:
    »Muß ich'unbedingt dabei sein?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein. Im Archiv können zwei Männer auch nicht mehr ausrichten als einer. Bleib sitzen und mach für zehn Minuten die Augen zu. Dafür kannst du dann mal das Steuer übernehmen.«
    »Okay. Danke, alter Junge.«
    »Schlafmütze«, brummte ich und dachte an die vielen Nächte, die wir uns schon zusammen hatten um die Ohren schlagen müssen, Nächte, in denen man einfach nur herumstand und darauf wartete, daß ein bestimmter Mann aus einer bestimmten Haustür trat. Aber es hatte auch Nächte gegeben, wo man eine Maschinenpistole mit Fünfziger-Streifen in den Händen hielt und das Leben unschuldiger Menschen davon abhing, daß man einen Amokläufer erwischte, bevor der Wahnsinnige dazu kam, die Liste der Opfer noch weitere zu verlängern. Und es hatte Nächte gegeben, in denen Phil und ich unseren Districtchef aus dem Bett holen mußten, mit ihm zur Frau eines Kollegen fuhren und ihr sagen mußten, daß ihr Mann nur hoch einmal nach Hause kommen würde, in einer Stunde etwa und auf einer Bahre des Leichenschauhauses.
    New Yorker Nächte. Polizeinächte.
    Ich ging vom Parkplatz weg und registrierte automatisch den zwar dünner gewordenen, aber nie abreißenden Verkehr dieser hektischen, wahnwitzigen, unbeschreiblich großartigen Stadt New York. In tiefen Zügen atmete ich die frische Nachtluft. Sauerstoff, hieß es, könne die Müdigkeit vertreiben. Ich merkte nicht viel davon. Aber die Nacht war mild und eine leichte Brise wehte unten von der Battery herauf durch die Häuserschluchten. Sie brachte den Geruch von Meer und Salz mit.
    Vielleicht wäre es sogar eine schöne Nacht gewesen, aber da war ein kleines häßliches Loch in der Stirn eines blutjungen Mädchens und das verquollene, im Todeskampf schrecklich verzerrte Gesicht eines anderen. Und irgendwo in dieser Betonwüste, in diesem Asphaltdschungel saß der Mörder.
    Mit raschen Schritten überquerte ich die Straße. Aus der breiten Einfahrt des Hauptquartiers fegte mit gellender Sirene und rotierendem Rotlicht ein Patrol Jeep. Hinter ihm rumpelte der schwere Sattelschlepper her mit seinem

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