0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat
wollen Sie hier?«
»Ich will die Kartei der Schmuckdiebe und Einsteigdiebe durchsehen. Hoffentlich sind es keine zigtausend.« Ambers schob sich den Hut ins Genick.
»Kommen Sie«, brummte er. »Machen wir es zusammen.«
In den nächsten zwanzig Minuten arbeiteten wir schweigendr Ambers blickte mir über die Schulter, während ich Karteiblatt um Karteiblatt umwandte. Am oberen Rand klebte der Dreierstreifen Fotos, den der Erkennungsdienst von jedem Gesetzesbrecher aufnimmt: Profil, Halbprofil und en face. Zum Schluß hatten wir etwas über vierzig Karten aussortiert. Jeder von diesen Professionellen hätte es gewesen sein können. Wir schoben die Unterlagen dem Beamten hin, der am Fotokopiergerät arbeitete. Die Kopien übernahm Ambers.
»Arbeit fürs Einbruch- und Diebstahldezernat«, sagte ich lakonisch. »Die Jungs werden sich freuen, wenn sie über vierzig Kunden überprüfen müssen.«
Zusammen verließen wir den riesigen Saal und fuhren mit dem Lift hinab. Ambers Verließ das Gebäude durch eine Hintertür, weil er seinen Dienstwagen im Hof geparkt hatte. Ich tauschte im Vorbeigehen einen freundlichen Zuruf mit Middlebye, der sich jetzt die Zeit mit der Lösung eines Kreuzwort-Rätsels vertrieb.
Auf dem Parkplatz stand nur noch der Jaguar. Lichtschein drang spärlich von einer vierzig Yard entfernten Bogenlampe herüber. Trotzdem schien es mir schon aus einiger Entfernung so, als säße Phil nicht im Wagen. Aber ich dachte mir nichts dabei. Vielleicht vertrat er sich in der Nähe die Beine ein bißchen.
Erst als ich bis auf ungefähr zehn Schritt an den Wagen herangekommen war, fiel mir der dunkle längliche Gegenstand auf, der hinter dem rechten Hinterrad hervorragte. Einen Augenblick stutzte ich, dann setzte ich mich in Bewegung.
Phil lag rechts neben dem Wagen. Er lag auf dein Gesicht und um seinen Oberkörper breitete sich langsam eine Blutlache aus. Mir preßte sich eine kalte Faust ums Herz, daß ich kaum noch atmen konnte. Ganz langsam drehte ich ihn um.
***
Es war so still, daß man kaum wagte, sich zu räuspern. Der Geruch von Äther und anderem Krankenhauskram hing in der Luft. Die Wände waren weiß, die Türen waren weiß, die Decke war weiß, selbst der Rand der elektrischen Normaluhr war weiß gestrichen. Nur der Fußboden zeigte Farbe, ein frisches Grün, und ein bißchen Abwechslung verursachten noch die schwarzen Vierecke der Fenster, hinter denen die Nacht lauerte wie ein drohendes Untier.
Ich hatte Phil selbst zum Hospital gebracht. Schneller als mein Jaguar hätte es kein Krankenwagen schaffen können. Neun Minuten vor fünf waren sie mit ihm in einem der Operationssäle verschwunden. Elf Minuten vor sechs endlich ging die Tür wieder auf.
Der Doc war ein Mann in meinem Alter. Auf seinem schmalen, gescheit wirkenden Kopf saßen eine olonde Stoppelfrisur .und eine randlose Brille. Er streckte mir die Hand hin.
»Ich bin Brian Förster. Sie sind Jerry Cotton, nicht wahr? Ich habe schon von Ihnen gehört.«
Ich machte eine ungeduldige Handbewegung. Mein Mund war trocken, und die Zunge lag pelzig und dick zwischen den Kiefern, als ob sie plötzlich nicht mehr genug Platz hätte. Förster lächelte dünn.
»Keine Angst«, fuhr er fort, nach einem raschen Blick in mein Gesicht. »Es besteht keine Lebensgefahr. Trotzdem sieht es nicht gerade schön aus. Wie konnte denn so etwas passieren?«
»Irgendwelche Halunken müssen ihn aus dem Auto gelockt und überfallen haben. Ein fairer Kampf war es nicht, Doc, ganz bestimmt nicht, darauf schwöre ich jeden Eid. In einem fairen Kampf wäre Phil wenigstens nicht allein im Krankenhaus angekommen, darauf können Sie Gift nehmen. Es müssen ein paar gewesen sein, ein paar feige ekelhafte Gangster.«
»Ja«, sagte er langsam, »den Eindruck hatten wir auch. An seinem Handgelenk gibt es ein paar Kratzer und Abschürfungen. Sie lassen darauf schließen, daß man ihn festhielt, während andere ihn von vorn schlugen. Er hat nichts gebrochen, zum Glück, und auch die paar Stiche im Gesicht und an den Oberarmen sind nicht weiter gefährlich. Sie hätten es höchstens bei fortdauerndem Blutverlust werden können. Aber ein paar blaue Flecken unter der Brustgrube und auf dem Bauch gefallen mir nicht. Alles in allem aber besteht kein Grund zu ernstlicher Sorge. Ein paar Tage Ruhe, darauf kommt es vor allem an.«
»Kann ich ihn besuchen?«
»In den ersten zwölf Stunden besser nicht. Wir haben ihm was gegeben, damit er sich erst einmal richtig
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