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045 - Das verschwundene Volk

045 - Das verschwundene Volk

Titel: 045 - Das verschwundene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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wollte.
    »Was immer du möchtest, wenn es in meiner Macht steht, werde ich es tun.«
    Sie nickte dankbar. »Da ich jetzt nicht mehr an mein Eheversprechen gebunden bin, sollte ich nach einem Mann für mein Leben suchen. Wirst du mir helfen, den Rat der Ahnen einzuholen?«
    »Selbstverständlich. Komm in den nächsten Tagen zu mir, wenn du bereit -«
    »Heute Abend.«
    Makeje runzelte die Stirn. Er hatte bereits eine schlaflose Nacht hinter sich und sehnte sich nicht gerade nach einer zweiten. Andererseits verstand er sehr gut, dass Eri nach der Enttäuschung, die sie durch ihn erlebt hatte, den Rat der Ahnen suchte, bevor sie einen Mann für ihr Leben wählte.
    »Also gut«, sagte er. »Wenn es so eilig ist, dann treffen wir uns noch heute.«
    Eri nickte. »Danke. Komm nach Sonnenuntergang zur Leiter, die zum Plateau führt. Dort werde ich auf dich warten.«
    ***
    Matt fuhr sich mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen. Er fühlte, dass er auf der richtigen Spur war.
    »Sieh dir das an, Billy Joe«, sagte er und zeigte mit zitternder Hand auf die Zeichnungen an der Wand. Er konnte sie kaum noch erkennen, aber er war sich sicher, dass sie die Lösung des Rätsels waren. »Wir sind ganz nah dran.«
    »Das sind wir, Matt. Wir müssen nur noch weiter nach hinten.«
    »Du hast Recht…«
    Matt drehte sich um, verlor das Gleichgewicht und..hielt sich an der Wand fest. »Hoppla«, sagte er grinsend. Die Aussicht, kurz vor dem Erfolg zu stehen, ließ ihn seine Müdigkeit vergessen. »Hey, Billy Joe, was werden wohl deine Freunde in Godsent, Alabama sagen, wenn sie erfahren, dass du und ich das Geheimnis gefunden haben?«
    Sein Gegenüber war nicht mehr als ein heller Fleck im Licht der Fackel. Matt hatte vergessen, wann er das letzte Mal etwas deutlich gesehen hatte. Alles verschwamm ineinander, wurde zu Schlieren aus Licht und Dunkel, die ihn wie formlose Geister umgaben.
    »Du stirbst, Matt.«
    »Hm?« Er öffnete die Augen und spürte den kalten Boden unter seinem Rücken.
    »Ich bin wohl eingeschlafen«, murmelte er und setzte sich auf. Seine Umgebung schälte sich langsam aus der Dunkelheit, bis er Billy Joe vor sich hocken sah.
    »Hast du was gesagt?«, fragte Matt ihn.
    »Ja, ich sagte: Da lang, Matt.«
    »Wir sind gleich da, richtig?«
    »So ist es.«
    Matt kam auf die Beine. Wie immer half Billy Joe ihm nicht, sondern wartete geduldig, bis er es allein geschafft hatte.
    »Lass uns gehen.«
    Matt folgte ihm hinkend. Sein Herzschlag dröhnte in seinem Kopf, laut und unregelmäßig. Die Welt begann sich zu drehen, hüpfte auf und ab, als stünde er auf einem Schiff bei hohem Seegang.
    »Du bist am Ziel«, sagte Billy Joe.
    Wow , dachte Matt - und stürzte ins Bodenlose.
    Er konnte sich nicht mehr an den Aufschlag erinnern, als er die Augen öffnete. Um ihn herum erhoben sich rissige Lehmwände, zwei, vielleicht auch drei Meter hoch. Die Fackel lag neben ihm auf dem Boden und erhellte ein Bild, das Matt zum Lachen reizte.
    Die Grube war voller Leichen.
    Einige von ihnen trugen metallische Brustpanzer und Helme, andere waren nackt bis auf einen Lendenschurz. Ihre Körper waren ausgemergelt, ihre Hände verstümmelt. Sie mussten die Grube ohne Werkzeug ausgehoben haben und waren dabei nacheinander gestorben. Ein paar von ihnen krallten sich immer noch in die kalte Erde. Auf der Brust eines Mannes las er die in Blut geschriebenen Worte No hay ningún misterio.
    Es gibt kein Geheimnis , übersetzte er nach kurzem Zögern.
    »Hey, Billy Joe«, rief Matt kopfschüttelnd.
    »Sieh dir mal diese Idioten an. Die haben nicht begriffen, wie nahe sie dran waren. So was kann uns nicht passieren, richtig?«
    Er sah hinauf zum Rand der Grube, als er keine Antwort bekam. Der Fackelschein reichte nicht bis ganz nach oben, ließ den Grubenrand und den Rest des Gangs im Dunkel.
    »Billy Joe?« Nichts.
    Matt zuckte die Achseln und kroch zu den Leichen. Mühsam zog er die leichten Körper zur Seite, bis er an den Tunnel heran kam, den sie zu graben begonnen hatten. Er schob sich zwischen sie, lag schließlich Schulter an Schulter neben einem jungen Mann, dessen Hände bis auf die Knochen aufgerissen waren.
    »Ihr seid doch Spanier?«, eröffnete Matt das Gespräch. »Ist ein ganz schön langer Weg von hier nach Spanien.«
    Niemand antwortete. Nur oben glaubte er Billy Joe singen zu hören.
    »Dann eben nicht«, sagte Matt und begann zu graben.
    ***
    »Großvater will uns sprechen«, sagte Tlehoke. Sein Zwillingsbruder Chopaje legte

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