0450 - Der Fürst der Finsternis
erwartet. Unterstützung… aber dann fragte er sich, weshalb sie ihn denn eigentlich unterstützen sollte! Es war irrational. Er verstand sich selbst nicht. Und doch…
An ihrem Handeln hatte er nichts auszusetzen. Aber was daraus folgte, mißfiel ihm. Jene, die ihm schon eine ohnehin kurze Kindheit und Jugend gestohlen hatten, würden sich erneut in seine Angelegenheiten mischen wollen.
Julian, tu dies und tu das! Halte dich an diese und jene Vorschrift! Verlasse das Versteck nicht, verlasse das Château nicht! Die bösen Dämonen könnten dich töten! Er lachte lautlos. Sie konnten es nicht; schon lange nicht mehr. Aber seine Eltern und deren Freunde wollten das einfach nicht begreifen. Sie bevormundeten ihn nach wie vor, schrieben ihm jede Handlung vor und reagierten negativ, wenn er sich im Bewußtsein seiner Stärke darüber hinweg setzte.
Er hatte doch vorwiegend deshalb zu träumen begonnen, weil er nur in den Träumen sich selbst verwirklichen konnte!
Nur in den Welten, die er selbst aus der Kraft seiner Gedanken existent werden ließ, konnte ihm niemand dreinreden! Und dann waren sie dennoch aufgetaucht, waren gegen seinen Willen in seinen Traumwelten erschienen und versuchten, auch dort über ihn zu bestimmen!
Er hatte es satt.
Er wollte respektiert werden. Aber sie wollten ihn nicht respektieren. Sie behandelten ihn immer noch wie ein kleines, unmündiges Kind.
Das brauchte er sich nicht länger bieten zu lassen.
Er wußte jetzt, daß jemand vom Château Montagne hierher kommen wollte.
»Na wartet«, murmelte er.
Es kostete ihn nur wenig Kraft, nach Frankreich zu gehen . Er träumte sich dorthin. Aber nicht, um sich der Kontrolle wieder zu unterwerfen.
Sondern um ihnen zu zeigen, daß er sich nicht länger als Spielball benutzen ließ. Er ließ sich nicht mehr länger bevormunden.
Nie mehr!
***
Tendyke's Home, Florida
Das Telefon summte. Eines der Mädchen, mit denen Roul Loewensteen sich vergnügte, nahm das Gespräch entgegen. »Für dich, Loewy…«
Der ahnte Unheil. »Wer ist denn dran, Süße?«
»Ein Mister Calderone!«
Loewensteen schnappte nach dem Hörer. Calderone! Der gehörte doch zum Führungsstab um Riker in El Paso! Soweit Loewensteen informiert war, unterstand Calderone der Vorstandsbereich ›Werkschutz und Sicherheit‹. Was wollte Calderone? Noch dazu so spät am Abend? Um diese Zeit arbeiteten in jeder Firma höchstens noch Manager und Verrückte.
»Sie wissen, wer ich bin, Loewensteen?« hörte er die Stimme aus dem Telefonhörer. Er erkannte sie. Natürlich, es bestand kein Zweifel, mit wem er es zu tun hatte.
»Es geht um Tendyke«, fuhr Calderone fort. »Der Vorstand hat eine neue Entscheidung getroffen. Sie verdienen sich hunderttausend Dollar, Loewensteen, wenn Sie für eine absolut endgültige Lösung des Problems sorgen. Wie, ist Ihr Problem!«
Loewensteen schnappte nach Luft. »Vor ein paar Stunden hat Mister Riker…«
»Ich weiß, was Mister Riker vor ein paar Stunden gesagt hat, Loewensteen. Jetzt sage ich etwas anderes. Sie beseitigen ein Sicherheitsrisiko für die Firma und auch für sich. Sie können den Auftrag gern weitergeben, wenn Sie ihn selbst nicht erledigen können oder wollen, aber er muß so schnell wie möglich erledigt werden. Wenn Sie den Auftrag weitergeben, werden Sie den Beauftragten allerdings von der Prämie bezahlen müssen, die Sie bekommen. Ist das klar ausgedrückt?«
»Ja, Sir«, murmelte Loewensteen.
Calderone in El Paso legte auf.
»Was wollte er?« fragte das Mädchen. »Wer ist das übrigens? Er hat einen seltsamen Akzent, als wenn er ein Ausländer wäre…«
»Es ist nicht wichtig«, sagte Loewensteen. »Aber wenn er wieder anrufen sollte, kannst du ihm ausrichten, daß alles zu seiner Zufriedenheit geregelt wird.«
»Was?«
Loewensteen winkte ab. »Geht dich nichts an, Süße.«
Sie gab sich schmollend damit zufrieden. Es ging sie ja auch wirklich nichts an. Es reichte, wenn sie hier ein Luxusleben auf Loewensteens Kosten führen konnte, und das wollte sie so lange wie möglich genießen. Sie und auch die anderen Mädchen. Der Preis, den sie dafür zu zahlen hatten, war in ihren Augen gering und machte auch noch Spaß.
Loewensteen trat ans Fenster und sah nach draußen. Wie fühlt man sich als Mörder? fragte er sich und dachte daran, daß er auch heute nachmittag schon fast bereit gewesen war, das zu tun, was Calderone jetzt von ihm verlangte.
Draußen in der Abenddämmerung stand immer noch der Bentley.
Und
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