0450 - Der Fürst der Finsternis
haben!«
»Leichtgläubige Narren seid ihr beide in diesem Fall«, erwiderte Gryf. »Teri und ich und auch die anderen, wir haben oft genug gewarnt. Teufel bleibt Teufel! Der Alte ist wieder in die Hölle zurückgekehrt! Er sitzt wieder auf dem Knochenthron. Und das Tollste daran ist, daß er nach seiner Zeit bei Merlin nun alles über uns weiß! Er kennt uns, er kennt unsere Stärken und Schwächen so gut wie kein anderer! Er hat ja lange genug Zeit gehabt, zu beobachten, zu spionieren und zu lernen! Wir hätten ihn auslöschen sollen, solange wir die Möglichkeit dazu hatten! Jetzt dürfte es zu spät sein.«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht glauben«, murmelte er. »Wenn es darum ging, jemandes Charakter zu beurteilen, habe ich mich in den allerwenigsten Fällen jemals geirrt! Er kann nicht rückfällig geworden sein.«
»Warum ist er dann spurlos untergetaucht, eh? Warum kann Merlin ihn mit der Bildkugel und der Macht des Saal des Wissens nicht mehr finden?«
»Darauf weiß ich keine Antwort«, gestand Zamorra.
Gryf breitete die Arme aus. »Wir werden uns damit abfinden müssen«, sagte er, »daß wir jetzt aufpassen müssen wie noch nie zuvor. Der Kampf ums nackte Überleben hat begonnen!«
***
Stygia drang in die Räumlichkeiten ein, die der Fürst der Finsternis beansprucht hatte. Private Wohnkavernen, die offiziellen Räume, der Thronsaal… das alles gehörte jetzt ihr.
Fürstin der Finsternis!
Die hohen Einsätze, die sie in diesem Spiel um die Herrschaft gemacht hatte, hatten sich ausgezahlt. Sie hatte es geschafft.
Sie betrat den Thronsaal. Auf einem Podium befand sich der Knochenthron, dieses Gebilde aus menschlichen Gebeinen, auf dem der Fürst der Finsternis saß, wenn er regierte, Befehle erteilte, Audienzen gab, richtete… oder teuflische Feste feierte.
Stygia erstarrte.
Sie glaubte zu träumen. Aber das mußte ein Alptraum sein.
Denn auf dem Thron des Fürsten saß ein anderer!
Einer, mit dem sie niemals hatte rechnen können…
Und er lachte ihr spöttisch, im Vollgefühl seiner Macht und Stärke, entgegen!
***
Julian Peters hatte denen, die ihn ständig bevormunden wollten, einen Denkzettel verpassen wollen.
Sie wollten nach Louisiana kommen, um ihm schon wieder alle Möglichkeiten selbständigen Handelns zu nehmen. Da war er nach Frankreich gegangen , um sie daran zu hindern.
Er konnte nicht nur träumen und dabei Welten erschaffen, in denen er sich bewegte und andere Figuren agieren ließ. Er konnte seine Träume auch im Detail anderen schicken. Er hatte es erst vor kurzem begriffen, wie das ging. Shirona, die manipulierend in seinen letzten großen Traum eingegriffen hatte und seine Traumfiguren in die reale Welt schickte, hatte ihn auf die Idee gebracht. Er hatte nachgedacht und diesen Weg ebenfalls gefunden.
Er hatte Zamorra und Nicole die Traumvisionen geschickt, die nur teilweise Realität waren. Er wollte die beiden Menschen ja nicht verletzen. Er wollte sie nur abschrecken, sie warnen. Sie sollten endlich begreifen, daß er in Ruhe gelassen werden wollte, und daß er notfalls auch Gewalt anzuwenden bereit war, um seine Privatsphäre zu schützen.
Es hatte funktioniert. Sie hatten ihren Plan aufgegeben und waren ins Château zurückgekehrt.
Damit hätte Julian zufrieden sein können.
Aber dann stellte er fest, daß er beobachtet worden war.
Während er seine Träume auf Zamorra und Nicole losließ, hatte ihn jemand aus der Ferne magisch beobachtet. Blitzschnell verfolgte Julian diese Spur zurück und stellte fest, daß sie ihren Ursprung in den Höllentiefen hatte. Er wurde durch Vassagos Zauber beobachtet, und dahinter steckte…
... jene Frau, die er in Alaska kennengelernt hatte und die sich als Shirona ausgegeben hatte, ohne Shirona zu sein.
Eine Dämonin aus den Tiefen der Hölle! Das brachte ihn auf eine Idee.
Die Hölle fürchtete das Telepathenkind, hatte sein Vater ihm immer gesagt. Deshalb die ganze Geheimhaltung.
Und er wollte selbst bestimmen. Wollte selbst befehlen, herrschen.
Da kam ihm die Idee.
Die ihn in den Schwefelklüften fürchteten, sie sollten ihn kennenlernen!
Und wieder veränderte er seinen Standort…
***
»Du?« keuchte Stygia überrascht. »Runter von meinem…«
Julian Peters lachte sie an. »Von deinem…? Ach, hattest du dir wirklich Hoffnungen gemacht, Fürstin der Finsternis zu werden? Wie peinlich für dich!«
»Du hast mir zu gehorchen«, sagte sie. »Lucifuge Rofocale hat mich bestätigt. Und du…?
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