0450 - Der Fürst der Finsternis
daß sie sich zu diesem Anruf durchgerungen hatte.
»Sag mir, was ich tun soll und wann, um die Schulden abzuarbeiten, Buddy«, bat sie.
Buddy zuckte mit den breiten Schultern. »Ich melde mich, Angelique. In dieser Woche habe ich nichts für dich. Aber du läufst mir ja nicht weg.«
Er lachte leise, und Angelique lächelte zurück. Dann verließ sie das Lokal wieder.
Der Mann, der an der Eingangstür gelehnt hatte, war nicht mehr da.
***
Leonardo deMontagne stand vor dem Tribunal. Nach wie vor umgaben ihn die sieben rangniedrigen Dämonen, die ihn mit ihrer Fallen-Magie bannten. Allein das stellte schon eine Demütigung für Leonardo dar.
»Wer ist die? Was will sie hier? Mit welchem Recht schwingt sie sich als meine Richterin auf?« protestierte der Montagne und deutete auf Stygia.
»Du hast hier keine Fragen zu stellen, sondern sie höchstens zu beantworten, wenn sie dir gestellt werden«, sagte Astardis. »Aber ich denke, die Fakten liegen klar.«
Er sah die beiden anderen Dämonen an.
Astaroth und Stygia nickten.
Der Schauprozeß, dieses Tribunal, war öffentlich . Jeder Dämon, der sich dafür interessierte, konnte zuschauen. Dennoch gab es an diesem Ort keine Zuschauer, obgleich Platz genug gewesen wäre. Doch vermutlich benutzten die Zuschauer Magie, notfalls den Spiegel des Vassago , um aus der Ferne mitzubekommen, was sich hier abspielte.
Denn was aus dem Fürsten der Finsternis wurde, interessierte jeden in den Schwefelklüften!
Abwechselnd zählten die drei Dämonen des Tribunals Leonardo deMontagnes Schwächen und sein Versagen auf. Vor allem die Niederlagen gegen den gefährlichsten Dämonenjäger, Professor Zamorra, schlachteten sie bis ins Letzte aus. »… dabei müßte gerade ein Dämon wie Leonardo deMontagne diesen Dämonenjäger sehr gut kennen, hat er doch schon in seinem ersten Leben als Mensch im Mittelalter mit ihm zu tun gehabt! Dennoch hat er nichts dazugelernt und es bis heute noch nicht geschafft, diesem Zamorra auch nur die geringste Schwächung zuzufügen. Er selbst dagegen ist geschwächt worden… schaut ihn euch an, wer auch immer zusieht! Sieben niedere Dämonen reichen aus, ihn mit der primitivsten Magie zu bannen! Ein Kind könnte ihn mit einem Fingerschnipsen auslöschen!«
»Können wir es uns in dieser Zeit leisten, einen schwachen Dämon als unseren Fürsten zu haben?« fragte Astardis.
»Wir können es nicht, denn wir haben starke Feinde! Doch selbst in besseren Zeiten wäre es nicht tragbar! Der Fürst der Finsternis muß stark sein, muß uns von Sieg zu Sieg führen. Kann es diese Gestalt? Leonardo deMontagne war niemals wirklich stark, er konnte sich nur dadurch behaupten, indem er uns gegenseitig ausspielte mit seinen Intrigen. Aber was soll man von jemandem erwarten, der einmal Mensch war und dessen Seele schon im Höllenfeuer brannte?«
Leonardo setzte zu einem Protest an. Doch Astaroth ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Seht ihr? Schon spricht ein richtiger, treuer und starker Dämon, da verstummt diese Kreatur… doch seine wirkliche Schuld liegt darin, seinen schwachen Zustand verheimlicht zu haben! Er zog sich zurück, glaubte uns alle narren zu können! Er wollte selbst als Schwächling noch weiter herrschen. Wir haben ihn durchschaut. Sein Verbrechen ist es, nicht von seinem Amt zurückgetreten zu sein, obgleich er seine Schwäche längst selbst erkannt hatte!«
»Er täuschte uns«, sagte Stygia. »Aus eitlem Machtstreben versuchte er uns arglistig zu betrügen. Ich empfehle ihm den Freitod, um seine Ehre wenigstens noch teilweise zu retten.«
»Freitod?« Astardis lachte rauh. »Diesen Gefallen wollt ihr einem machthungrigen Feigling tun? Ehre? Hat er jemals Dämonenehre besessen? Hätte er sie, wäre er selbst schon längst verschwunden… Exekutiert ihn.«
»Exekutiert ihn«, sagte auch Astaroth.
»Es sei«, stimmte Stygia zu.
»Ihr seid wahnsinnig!« schrie Leonardo deMontagne. »Das könnt ihr nicht machen! Ihr…«
»Das Urteil wird vollstreckt«, sagte Astaroth.
***
Baton Rouge, Louisiana
Julian Peters hatte dem Telefonat gelauscht; das Angelique geführt hatte. Es gefiel ihm gar nicht, daß sie Zamorra angerufen hatte, und noch weniger gefiel ihm, daß jemand vom Château Montagne herüber kommen wollte.
Wieder ein Versuch, ihn zu bevormunden!
Dieser Angelique konnte er nicht böse sein. Sie hatte das getan, was sie für richtig hielt. Julian war von ihr zwar etwas enttäuscht; eigentlich hatte er ein anderes Verhalten von ihr
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