0451 - Ich gegen Randy, den Toten
meinte er:
»Nein, ich bin kein großer Künstler, ich liebe nur die Kunst, das ist alles.« Er brachte drei hauchdünne Glasschalen, die in fein ziselierten Kupfersieben standen, und stellte sie uns hin, dann wandte er sich einem Samowar zu. Wir sahen ihm zu, wie er den Tee bereitete, dann probierte ich zaghaft einen Schluck von dem schwarzen, glühend heißen Gebräu.
Verblüfft setzte ich die Tasse ab.
»Mr. Repin«' sagte ich. »Bis jetzt war ich kein Teefreund, aber ab heute wird sich das ändern.«
»Nur, daß du so einen guten Tee in ganz Manhattan nicht ein zweites Mal finden wirst!« sagte Phil.
Repin lachte. »Es freut mit, daß es Ihnen schmeckt. Aber was führt Sie her? Suchen Sie ein Weihnachtsgeschenk?«
»Nein«, sagte Phil. »Es ist etwas anderes. Ich hoffe, daß Sie uns helfen können!«
»Ich will es gern versuchen!« Repin lehnte sich zurück und begann, eine riesige gebogene Pfeife zu stopfen, während Phil berichtete. Repin schien völlig versunken zu sein, aber von Zeit zu Zeit sah er auf, und seine Augen waren unter den buschigen weißen Brauen wach und aufmerksam.
Phil beendete seinen Bericht und holte die kleine Schachtel mit dem Hund heraus.
Der Alte nahm das Elfenbeinhündchen vorsichtig in die Hand und drehte es liebevoll herum.
Eine Zeitlang sagte er nichts. Dann setzte er den Chow-Chow auf die Tischkante und sagte:
»Es ist eine chinesische Arbeit aus neuerer Zeit. Wertvoll durch die Handwerkskunst, aber kein hervorragender Kunstgegenstand. Ich will damit sagen, daß es sich für einen Dieb oder Einbrecher nicht lohnen würde, die kleine Figur zu stehlen. Trotzdem kann sie für ihren Besitzer von geradezu unschätzbarem Wert sein. Dann nämlich, wenn er ein Sammler ist und die ganze Serie dieser kleinen Figuren hat. Es sind viele Tiere, und Sie sehen vielleicht, daß dieses Material hier ein besonders dunkles Elfenbein ist, fast braun. Der Reiz der ganzen Serie besteht darin, daß sie fast die ganze Farbskala umfaßt, aber kein Stück ist künstlich gefärbt.«
»Sie meinen also«, faßte ich zusammen, »daß der Hund nur in der ganzen Serie einen gewissen Wert für Sammler hat?«
Repin lächelte sanft.
»Finanziellen Marktwert, ja. Für einen Liebhaber solcher Dinge hätten natürlich auch schon einzelne Stücke Bedeutung. Aber, wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann interessiert Sie vor allem, wem der Hund zuletzt gehörte, oder zumindest, wer ihn besaß, bevor ihn die junge Dame bekam?«
Phil nickte. Repin stand auf und begann nachdenklich auf und ab zu gehen. Immer wieder sah er nachdenklich zu dem Hund hin, dann blieb er vor einem hohen Bücherregal stehen und sagte:
»Ich habe irgendwann in der letzten Zeit von so einer Figurenserie gelesen. Deshalb wußte ich ja auch gleich Bescheid. Wenn ich nur wüßte, wo und wann das war. Ich kann mich sogar noch an die Abbildung erinnern. Nur handelte es sich nicht um diesen Chow-Chow, sondern um eine kleine Katze aus blendend weißem Material — ja, ich hab’ es!« Er holte einen Stapel verstaubter Zeitschriften von dem Regal und legte sie vor sich hin.
»Jeder sieht sich einen Teil durch, dann geht es schneller. Die Meldung stand irgendwo rechts oben!«
Es waren Kunstzeitschriften, die genaue Meldungen aller Auktionen in Nordamerika brachten und auch detaillierte Berichte aus Europa enthielten.
Ich blätterte einen Stapel systematisch durch und suchte dabei nach dem Foto der Katze. Repin fand die Nachricht. Mit einem leisen Ausruf schob er die restlichen Zeitungen zurück und las uns vor, was neben dem Foto stand. Es war das, was er uns vorher berichtet hatte. Nur der letzte Satz war für uns von Bedeutung:
»Einer der wenigen Sammler, der eine vollständige Serie zusammenstellen konnte, lebt in New York City. Es ist der bekannte Kunstkenner Randolph Percy Wye.«
Ich legte enttäuscht meine Zeitschriften zurück auf den Haufen.
»Einer der wenigen Sammler… Das sagt doch gar nichts. Erstens kann der Hund auch aus einer unvollständigen Serie stammen, und zweitens gibt es in Manhattan nur acht Millionen Einwohner!«
Repin lächelte unverdrossen.
»Gehen Sie zu Mister Wye, selbst wenn er nicht der Besitzer des Hundes war, so kennt er sicher alle Sammler hier in Amerika, und vermutlich noch in Europa oder Asien. Er wohnt in New Jersey!«
Wir standen auf und bedankten uns.
»Berufen Sie sich auf mich, wir sind gute Freunde!« sagte Repin zum Abschied.
Ich ließ den Motor des Jaguars an und fragte
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