0451 - Ich gegen Randy, den Toten
mit seinem Manager unterwegs zu irgendwelchen Boxkämpfen in Japan. Vielleicht haben Sie in den Zeitungen von der mißglückten Landung der Maschine gelesen. Es war vor fast eihem Jahr. Jedenfalls machten wir Bruch, und die Maschine fing Feuer. Es gab eine Panik, ein Chaos. Die Japaner taten alles, was sie konnten, und retteten alle Passagiere. Nur ich war so eingeklemmt, daß ich das Bewußtsein verlor und mich den Rettungsmannschaften nicht bemerkbar machen konnte. Ich wäre verbrannt, wenn nicht plötzlich Mason zurück in das brennende Flugzeug gestürzt wäre, mich mit letzter Kraft befreit und hinausgeschleppt hätte.«
Wye machte eine Pause und setzte sein Glas ab. Dann sah er plötzlich auf.
»Verstehen Sie, Manny kannte mich überhaupt nicht. Und als kurz danach seine Laufbahn beendet war, und ich las, daß er von der Polizei wegen einer kleinen Sache verhaftet worden war, weil er eingebrochen hatte, um sein Rauschgift zu bezahlen, da nahm ich ihn zu mir, bezahlte einen Arzt und überwachte seine Entziehungskur. Ich kann nicht sagen, daß es immer Freude gemacht hat. Aber er hat mich unter Einsatz der eigenen Haut gerettet, ich wollte es auf ähnliche Weise vergelten.« Wye lachte verlegen und zog ein flaches goldenes Zigarettenetui aus der Tasche.
Ich gab ihm Feuer und fragte beiläufig nach seiner Elfenbeinsammlung. Er nahm einen tiefen Zug aus der Zigarette und sah dann langsam hoch. Sein Gesicht hatte den früheren sicheren Ausdruck wiedergewonnen.
»Sind Sie deshalb hier?« fragte er.
Ich nickte.
»Ja. Genau gesagt wegen der chinesischen Tierserie. Wir suchen den Besitzer eines kleinen geschnitzten Hundes.«
Wye sah auf, seine Augen zogen sich zusammen. Fragend sah er von einem zum anderen. Phil nahm die kleine Schachtel aus der Tasche und reichte sie Wye. Wir beobachteten, wie Wyes Finger vorsichtig den Deckel abhoben und den kleinen Hund heraushoben. Einen Moment starrte er verblüfft auf seine Hand und das winzige Tier, dann zog er ein in Leder gefaßtes Vergrößerungsglas aus der Tasche und beugte sich tief über das Tierchen. Dann sah er auf. Sein Blick glitt zwischen uns hindurch, und ich hatte den Eindruck, als wollte Wye aufspringen und wegrennen, aber er blieb sitzen und drehte sich langsam wieder zu uns herüber.
»Darf ich Sie fragen, woher Sie diesen Hund haben?« fragte er.
»Wir fanden ihn bei einer jungen Frau!«
Wye runzelte die Stirn. Ich sah, daß seine Hände bebten.
»Bei einer Frau? Bei welcher Frau?«
»Kennen Sie die Figur?« fragte ich zurück.
Wye nickte langsam und bettete das kleine Stück zurück auf die Watte.
»Ja, es ist meine Figur!«
»Ihre Figur!« rief Phil aus. »Sind Sie sicher?«
»Natürlich, ich erkenne die feine Maserung, die kleinen Spuren des Schnitzmessers. Es ist mein Hund. Nein, es war mein Hund.« Er sah auf. Seine Augen waren schmal und dunkel.
»Bitte, sagen Sie mir, bei wem Sie die Figur gefunden haben«, bat er. Ich warf Phil einen kurzen Blick zu. Dann sagte ich:
»Gestern nacht wurde eine junge Frau ermordet. Ihr Name ist Jenny Richardson!«
Als ich begonnen hatte, war Wye erbleicht, aber als ich den Namen nannte, atmete er auf und lehnte sich zurück. Seine Augen waren geschlossen. Nach einer Weile richtete er sich wieder auf und sagte schwach:
»Sie haben mich erschreckt. Ich dachte schon… Ich habe den kleinen Hund auch einer jungen Dame gegeben. Ich fürchtete schon…« Er brach ab und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Phil nahm das Foto von Jenny Richardson heraus und reichte es Wye.
»Bitte, würden Sie sich das Bild einmal ansehen?«
Wye hob den Kopf und warf einen flüchtigen Blick auf das Bild, dann veränderte sich plötzlich sein Gesichtsausdruck.
»Woher haben Sie das?« fragte er kaum hörbar.
»Das ist Jenny Richardson!« sagte Phil.
Wye zerdrückte die Zigarette, die er in der Hand hielt. Er schien nicht zu spüren, wie die Glut ihm die Finger verbrannte.
»Nein«, sagte er. »Das ist Janice Robbins!«
***
Wir waren so verblüfft, daß wir eine Zeitlang nichts sagen konnten. Wye hockte zusammengesunken in seinem Sessel und starrte auf das Foto, das er immer noch in der Hand hielt.
Er sah erst auf, als Phil ihm das Bild behutsam wegnahm. Dann spürte er auch plötzlich die Verbrennung an seiner rechten Hand und begann etwas zerstreut zu blasen.
»Ist sie wirklich tot?« fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten. Dann richtete er sich auf und fragte scharf:
»Wer war es? Wer hat das getan?«
»Wir
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