0452 - Udexa kommt
glaubt.«
»An was denn?«
»Udexa!«
Suko sprach nicht weiter. Er überlegte und dachte über das Wort nach.
Sosehr er seine Gehirnzellen auch anstrengte, einen Erfolg erzielte er nicht. Den Namen Udexa hatte er noch nie in seinem Leben gehört. Damit konnte er nichts anfangen.
»Du sagst nichts, Fremder? Dabei müßtest du Angst vor Udexa haben.«
»Ich kenne ihn nicht.«.
Der blinde Fenton lachte glucksend. »Das kann ich mir vorstellen. Wer kennt Udexa schon? Außerdem ist er kein er, sondern eine sie. Sie herrscht hier, und sie wird kommen, denn ihr Helfer schafft die Opfer, die sie verlangt. Wenn sie aus dem Sumpf steigt, wird die Panik der Menschen nicht mehr zu stoppen sein. Sie alle haben gelacht, es war ein Fehler. Udexa wird sie eines Besseren belehren. Auch du solltest nicht lachen und nur an meine Worte denken. In dieser Nacht hast du Glück gehabt. Wer aber gibt dir die Garantie, daß es auch in der nächsten und übernächsten so sein wird? Niemand, mein Freund. Niemand kann sie dir geben. Dem Mutigen gehört die Welt. Du warst mutig, aber du darfst auch nicht die Gefahren unterschätzen, die noch lauern.«
»Okay, Fenton, ich weiß jetzt einigermaßen Bescheid. Vielleicht könnten wir beide uns zusammentun?« Suko hatte bereits ins Leere gesprochen, denn der Blinde befand sich auf dem Rückzug. Seine tappenden Schritte waren von leichten schmatzenden Lauten begleitet.
Noch immer hatte Suko Mühe, sich überhaupt zu bewegen. Er dachte über die Worte des Blinden nach. Sie waren sehr warnend gesprochen worden, und der Inspektor gehörte zu den Menschen, die so etwas nicht in den Wind schlugen.
Wenn ein Einheimischer davon redete, hatte er seinen Grund, dann wußte er mehr als die anderen, und der Name Udexa hatte sich in Sukos Gehirn eingegraben. Er würde ihn nicht vergessen.
Nur – wer verbarg sich dahinter? Darüber hatte der Blinde nicht geredet oder nicht reden wollen. Hieß der Killer so?
Als sich Sukos Gedanken um dessen Person drehten, erinnerte er sich auch wieder an die Szene, die ihm zum Verhängnis geworden war. Der andere hatte sich gedreht und gleichzeitig den Toten oder Bewußtlosen gegen Suko geschleudert. Er war gefallen, der Tritt hatte ihn erwischt, doch zuvor hatte er noch den Kopf oder einen Ausschnitt davon sehen können. Einen Schädel, der nichts Menschliches mehr an sich hatte. Grünlich und naß schimmernd, vielleicht auch schuppig, so genau war es in der Dunkelheit nicht zu erkennen gewesen, aber Suko glaubte fest daran, daß er sich nicht getäuscht hatte.
Das war kein normaler Kopf gewesen.
Hatte er Udexa bereits gesehen? War diese Person die Gefahr, von der Fenton gesprochen hatte?
In Suko blieben Zweifel zurück, und er versuchte es noch einmal, auf die Beine zu kommen. Dieser unglückliche Treffer mußte doch in seiner Wirkung einmal nachlassen.
Und der Inspektor hatte Glück.
Diesmal schaffte er es, sich in eine sitzende Haltung zu bringen, auch wenn sich in seinem Kopf ein dumpfes Gefühl ausgebreitet hatte. Er hockte normal auf dem Boden, die Feuchtigkeit war durch seine Kleidung gedrungen, spürte auch den leichten Schwindel, aber er konnte sich bereits auf eine bestimmte Sache konzentrieren.
Sie lag genau vor ihm.
Suko streckte den Arm aus, um das kleine dunkle Viereck zu erreichen.
Mit den Fingerspitzen berührte er es zwar, konnte es aber nicht an sich ziehen. Er beugte sich nach links, aber er bekam den Gegenstand einfach nicht zwischen die Finger.
Zunächst rechnete er damit, daß ihm der blinde Fenton eine Nachricht hinterlassen hatte. Er klappte den Gegenstand auf und sah einen Ausweis vor sich.
Um die Schrift lesen zu können, nahm Suko die Lampe an sich und leuchtete das Dokument ab.
Es war die Lizenz eines Privatdetektivs. Der Mann hieß O’Toole, und Suko fielen sofort die Erklärungen des Chefarztes ein, der von einem Detektiv namens O’Toole gesprochen hatte.
Dieser Mann hatte seinen letzten Auftrag hinter sich. Suko glaubte nicht daran, daß er ihn noch einmal wiedersehen würde. Er steckte den Ausweis ein, drehte sich noch weiter nach links, stemmte sich mit einer Hand ab und stand auf. Es klappte besser, als er angenommen hatte. Breitbeinig stand er auf dem weichen Untergrund, schaute in die Dunkelheit über den Sumpf und sah in der Ferne auch weiterhin das ungewöhnliche Leuchten. Der aus dem Moor steigende Halbkreis hatte sich nicht verändert und auch nicht seine Farbe gewechselt. Zudem war er weder dunkler noch heller
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