0452 - Udexa kommt
Freundin von mir gewesen, wir hatten viel gemeinsam unternommen, viel gelacht und Spaß miteinander gehabt. Das fiel nun weg, und so sah ich die hellen Sommertage als sehr, sehr trübe an.
In der Nachbarwohnung war es ruhig. Auch von Suko hörte ich nichts. Er sollte sich erholen. Allerdings dabei auch einen Fall aufklären, wie mir Sir James in einer stillen Stunde erklärt hatte. Das war bestimmt gut so, denn es lenkte Suko doch von seinen schweren Selbstvorwürfen ab.
Auch die Conollys waren geschockt gewesen, als sie von Shaos Tod gehört hatten. Es war wie ein Einbruch, der unser Team auseinandergerissen hatte. Shao hatte einfach zu uns gehört. Kaum vorstellbar, daß sie jetzt nicht mehr dabei sein sollte.
Nicht einmal richtig begraben hatten wir sie können. Nein, ein solches Ende hatte sie nicht verdient gehabt.
Mein Büro wirkte verwaist ohne Suko. Glenda war zwar schon da, doch ihre Freundlichkeit wirkte gespielt, wie die meine.
»Hallo Glenda.«
»Morgen, John. Du sollst sofort zu Sir James kommen.«
Ich blieb noch an der Tür stehen. »Um was geht es?«
»Es hängt irgendwie mit Suko zusammen.«
»Okay, ich gehe dann.«
Sir James stand mit dem Rücken zur Tür und drehte sich erst um, als ich sein Büro betreten hatte. Er deutete auf das Fenster. »Eine furchtbare Luft liegt über der Stadt. Smog, Schwüle und Hitze. Wann kommt endlich das Gewitter, John?«
»Das kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
Der Superintendent hob die Schultern und auch die Arme. »Leider können wir Menschen so vieles nicht. Manchmal tut es direkt weh, wenn man merkt, wie unzulänglich man doch ist. Ergeht es Ihnen nicht auch so, John?«
»Sir, wem sagen Sie das.«
»Okay, nehmen Sie Platz.« Nachdem ich mich gesetzt hatte, kam Sir James zum Kern des Problems. »Suko steckt in Schwierigkeiten. Er rief noch in der Nacht an und bat um Ihre Hilfe.«
»Ist es so schlimm mit ihm geworden?«
»Nein, nicht wegen Shao. Sie wissen von dem geheimnisvollen Verschwinden der Menschen. Ich hatte Suko ja gebeten, die Augen offenzuhalten. Er ist wohl auf eine Spur gestoßen, die er selbst als heiß bezeichnet. Aber er braucht Ihre Unterstützung.«
»Soll ich sofort fahren?«
»Ja, dann sind Sie in zwei Stunden da.«
»Wie heißt das Kaff denn noch?«
»Wye.«
»Kenne ich nicht.«
»Es liegt im Südwesten. Canterbury ist nicht allzuweit weg.«
»Gibt es dort nicht auch Sümpfe?«
»So ist es.« Sir James räusperte sich. »Das Gelände des Sanatoriums grenzt an den Sumpf. Es scheint mir sogar eine recht gefährliche Gegend zu sein.«
»War Suko schon dort?«
»Ja, dort hat man ihn auch niedergeschlagen.«
»Wer?«
»Das müssen Sie ihn selbst fragen. Er ist jedenfalls der Meinung, daß die Sümpfe eine große Gefahr für die Menschen bergen. Man hat ihn auch vor dieser Gefahr gewarnt. Er bekam Kontakt mit einem Blinden, der angeblich mehr wußte.«
»Das kann er mir alles selbst sagen.« Ich stand auf. »Wenn sich etwas Neues ergibt, erstatte ich Bericht.«
»Ist schon klar.«
Ich ging. Oft genug hatte ich das Büro meines Chefs mit einem Scherz auf den Lippen verlassen. Diesmal dachte ich nicht daran, eine solche Bemerkung von mir zu geben. Noch immer lag Shaos Tod wie ein großer Schatten über meinem Gemüt.
Glenda schaute mich fragend an, als ich zurückkam. »Was Ernstes, John?«
»Suko braucht Hilfe.«
Sie erschrak und legte drei Finger gegen ihr Kinn. »Geht es ihm denn so schlecht?«
»Mit Shaos Tod hat es wohl nichts zu tun. Es dreht sich da um einen neuen Fall.«
»In diesem Sanatorium?«
»Genau.«
Bevor ich gehen konnte, mußte ich noch einen Anruf entgegennehmen. Es war unser deutscher Freund Will Mallmann. Der Kommissar hatte ebenfalls von Shaos Tod erfahren und wollte sein Beileid aussprechen. Gerade er wußte, wie Suko sich fühlen mußte, denn seine Frau war nach dem Verlassen der Trauungs-Kirche vom Schwarzen Tod gekillt worden.
»Er wird sich bestimmt bei dir melden, Will. Im Moment hält uns der Job wieder in den Klauen.«
»Okay, wir hören voneinander.«
Danach fuhr ich tatsächlich, begleitet von den guten Wünschen meiner Sekretärin.
Auf der Fahrt dachte ich nicht an den vor mir liegenden Fall, immer nur an Shao und an das weiße Skelett, das von ihr zurückgeblieben war. Was hatte das zu bedeuten gehabt?
Ich konnte mir auch vorstellen, daß sie uns mit ihrem Tod mehr Rätsel aufgegeben hatte, als uns lieb war…
***
Suko fand ich im Park. Er saß auf einer Bank im Schatten
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