0453 - Vorsicht - radioaktiv!
Zentrale.
Jetzt wußten sie alle, daß Ovarons Erinnerung doch nicht getrogen hatte. Dieser Planet, der unwirtlicher nicht sein konnte, war nach wie vor ein hervorragend getarnter Stützpunkt. Aber war er noch immer das, was Ovaron vermutet hatte?
Schließlich waren zweihunderttausend Jahre vergangen.
Cascal löste die Gurte und sah zu, wie sämtliche Maschinen des Kreuzers abgeschaltet oder in Leerlauf versetzt wurden. Das unbehagliche Gefühl, das während des Anflugs in dieses System begonnen hatte, nahm wieder zu.
„Verdammt!" sagte Cascal zu Manishe. „Welche Überraschungen erwarten uns hier?"
Das Gesicht des Flottillenkommandanten war nach wie vor sehr ernst und unwillig. Er hatte sich diesen Einsatz anders vorgestellt.
Wie, das vermochte er nicht zu sagen. Auf alle Fälle nicht mit einer Gefangenschaft am Ende.
„Sicher viele Überraschungen. Und vorwiegend unangenehme!"
sagte er.
6.
„Eine der interessantesten, zugleich aber auch schwierigsten Fragen ist die nach dem Entstehen und der Entwicklung des Kosmos. Ebenso gehört dazu die zeitliche und räumliche Struktur des Weltalls. Alle diese zusammenhängenden Teilgebiete werden mit dem Ausdruck Kosmologie nur unzutreffend umschrieben, aber bis heute hat sich noch kein neuer Ausdruck dafür gefunden.
Gerade hier, wie an sonst kaum einer Stelle, verzahnten sich philosophische, religiöse und spekulative Überlegungen und exakte Forschungstätigkeit und deren Ergebnisse.
Die Beobachtungen, die seit dem Anfang dieser wissenschaftlichen Disziplin durchgeführt worden sind, können auf einen Zeitraum von rund zehntausend Jahren zurückblicken, bleiben aber immer noch nur eine Momentaufnahme der Schöpfung, von der aus gleichermaßen auf Vergangenheit und Zukunft geschlossen werden muß. Selbst die weiten Vorstöße in den Kosmos fallen unter diese Einschränkung - und selbst ein Zeitraum von zweihunderttausend Jahren ist angesichts der Milliarden Jahre, auf die man das Alter des Kosmos zu schätzen haben wird, eine geradezu lächerlich geringe Zeitspanne.
Natürlich zeigt die Spekulation, die sich auf dem Boden wissenschaftlicher Theorien bewegen muß, einige Auswege.
Wir erinnern hier an die wissenschaftliche Sensation, die der erste Anfing und die folgenen Untersuchungen des Doppelsternes BD 84352 brachte. Auch hier bei einem Objekt, das jahrzehntelang Gegenstand von Forschung und Spekulation war, stellte sich sehr schnell heraus, daß die gültigen Maßstäbe nicht immer gelten müssen, obwohl keine der konservativen Theorien umgeworfen werden mußte ..."
Auszug: Einführung in die Astronomie, 1. Band. Handbuch für Astrogatoren, Kartographen und Handelsschiffer, Terra, 3418.
„Hier sind wir nun gelandet, in einem tiefen Berg, als Gäste oder Gefangene?" fragte Penka Manishe. Die Männer in der Zentrale hatten ihre Sessel verlassen, hielten Becher mit Kaffee in den Händen und rauchten. Cascal, Penka und zwei andere Offiziere standen neben dem Pferdemutanten in einer Gruppe zusammen, und Cascal schielte immer wieder unruhig auf den Schirm, auf dem vor einiger Zeit Valtenosch erschienen war wie eine Figur aus alten Sagen.
„Vermutlich eine Mischung mit mehr Betonung auf Gefangenschaft", schränkte Cascal ein und war versucht, seinen Becher in den Bildschirm zu schmettern.
„Nervös?" fragte Takvorian.
„Und nicht wenig!" bestätigte Cascal wütend. „Bisher waren wir durchgehend passiv. Wir wurden manipuliert und konnten selbst nichts unternehmen. Alles, was wir taten, war Reaktion, nicht Aktion."
„Jedenfalls schont es die Nerven", sagte Manishe.
„Wir werden unsere Nerven in Kürze hier sehr gut brauchen können", versicherte ihm Cascal laut.
Sie brauchten nicht lange zu warten.
Noch ehe der erste Becher Kaffee ausgeleert war, noch ehe die Bordärztin Claudia Chabrol sich bis zu Oberst Cascal durchgekämpft hatte, knackten die Lautsprecher und füllte sich der Schirm wieder.
„Willkommen an Bord, Valtenosch!" sagte Cascal und ging langsam auf den Schirm zu. Claudia blieb neben ihm.
„Wir fordern Sie nun auf, auszusteigen", sagte der Planetarier.
„Der Hangar ist strahlungssicher, und die wenigen Reststrahlungen werden abgeschirmt. Wir wollen mit Ihnen sprechen. Alle Besatzungsmitglieder verlassen sofort das Schiff."
Cascal nickte, gab Claudia seinen Kaffee und hob die Hand bis in Brusthöhe.
„Sehen Sie genau her", forderte er Valtenosch auf. „Ich bewege einige Hebel und schalte viermal."
„Ich sehe. Was
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