0453 - Vorsicht - radioaktiv!
Zigaretten gerade noch, ehe sie in die Vertiefung hineinfallen konnten. Er teilte die Essensportionen aus.
„Jetzt kommen für mich wieder die Tage der Untätigkeit", sagte er. „Manchmal wünsche ich mir einen netten Dschungelplaneten, durch den ich tagelang streifen muß. Dieses ewige Sitzen im Schiff macht mich ganz gemütskrank."
Sie begannen zu essen, und Claudia antwortete undeutlich: „Sie tun ja so, als hätten Sie ein Gemüt?"
Cascal legte die Gabel und das Messer nieder, stemmte die Anne in die Seiten und betrachtete die Ärztin kopfschüttelnd und vorwurfsvoll. Sie entgegnete seinem Blick mit einem Lächeln, das selbst Cascal als unverschämt bezeichnen mußte.
„Sagen Sie einmal", begann er. „Wer hier an Bord ist eigentlich für Sarkasmus und Ironie verantwortlich? Sie oder ich?"
Sie spießte einen Fleischbrocken auf und sagte: „Ich und Sie. Ich bin nämlich emanzipiert."
Cascal verzichtete darauf, eine Antwort zu geben. Er wußte, wann er geschlagen war. Er begann sich wieder wie einer jener bedauernswerten Hunde zu fühlen, die absolut nichts zu melden hatten.
Sie waren gerade fertig und rauchten, als der Summer durch das Schiff hallte.
Cascal riß seinen Kopf hoch und sah, wie eine Serie kleiner Schiffe aus der Schwärze des Alls heranraste, größer wurde und wie sich die silbernen Hüllen in rotbestrahltes Metall verwandelten.
„Wer ist das?" fragte Claudia.
„Raumschiffe. Acht... neun... zehn Stück", sagte Cascal. „Ich kann die ;Nummern noch nicht erkennen."
Es waren zehn Kreuzer. Sie wurden immer größer, fegten auf flachen bahnen auf die MARCO POLO zu und bremsten dann aus voller Eintauchfahrt ab. Cascal sah die langen Flammenbündel aus den Triebwerken und schloß sekundenlang geblendet die Augen.
„CMP-41!" sagte Cascal.
Die Ärztin nickte und schaute auf den Schirm.
„Lordadmiral Atlan mit Gucky, dem Mausbiber."
Atlan schleuste in aller Ruhe seine zehn Leichten Kreuzer ein.
Sein Flaggschiff war die letzte der rotleuchtenden Kugeln, die im Triebwerkswulst der MARCO POLO verschwand und sich somit den Blicken der Zuschauer entzog.
Cascal grinste.
„Wenn Sie sehr nett sind und schön bitten, dann nehme ich Sie auch mit,"
„Wohin? In den Maschinenraum?"
„Nein", flüsterte Cascal. „Zu diesem faszinierenden alten Arkoniden, der jetzt in der Hauptzentrale mit Rhodan zusammentrifft. Er wird Bericht erstatten."
„Nehmen Sie mich bitte mit, Joaquin?"
Er sah sie an.
„Meinetwegen", sagte er. „Ich bin nur zu gebrauchen, wenn Sie irgendwelche Vorteile erhoffen. Den Hauptvorteil jedoch wagen Sie nicht wahrzunehmen."
Sie hängte sich bei ihm ein, als sie den Speiseraum verließen und auf den Zentrallift des Schiffes zugingen.
„Was Sie unter Hauptvorteil verstehen, weiß ich nicht."
Joaquin Manuel Cascal schwieg.
Er ging gerade aufgerichtet durch den Korridor und sah, wie auch andere Offiziere sich fertigmachten. Lordadmiral Atlan war mit seinen zehn Schiffen zurückgekommen, und Cascal hatte an keinem Schiff Beschädigungen feststellen können.
Cascal erreichte schließlich den Besprechungsraum, der sich langsam mit Frauen und Männern füllte.
Endlich kam Atlan.
Als er zu sprechen anfing, wußten Cascal und alle anderen hier im Raum, daß es eine lange, interessante Geschichte werden würde.
Die Terraner standen auf der Grenze des offenen Weltraumes zur fremden Galaxis.
Sie warteten.
Und während sie warteten, versuchten sie, in das undurchdringliche, fast unendliche Dunkel vor sich hineinzusehen, hineinzuspähen.
Es waren nur kleine Ausschnitte der großen, übergeordneten Wirklichkeit, die sie sehen konnten.
Was sie nicht sehen konnten: Sie erfuhren noch immer nicht, ob die Cappins zu Millionen eine Invasion in jenes Gebiet planten, in dem wie ein deutliches Signal ein Pedopeiler explodiert war. Und sie ahnten nicht, ob der Vorstoß der Achttausend bemerkt worden war.
Cascal sah Atlan ins Gesicht.
Der Lordadmiral schien viel erlebt zu haben...
ENDE
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