0454 - Plünderer der Sterne
sie von der Ankunft der Plünderer erfahren oder waren sogar schon mit ihnen in Berührung gekommen.
Er hatte keine besondere Lust, blind in die Tiefe zu teleportieren.
Es wäre einfach gewesen, wenn die noch schwach vorhandene Strahlung den Fluß der Gedankenimpulse nicht gestört hätte. Dann hätte er ein einzelnes Individuum anpeilen und springen können.
So aber verzichtete er lieber darauf. Außerdem zeigten ihm einige andere Impulse deutlich, daß sich auch an der Oberfläche zwischen den Trümmern jemand aufhielt.
Er schaltete den Deflektorschirm ein und begann mit seiner Suche.
4.
Die beiden Sippen vertrugen sich ausgezeichnet. Es gab keinen Streit und keine Reibereien. Es war ganz selbstverständlich, daß Karal die Oberleitung erhielt und auch Mareks Leute zur Wache an der Oberfläche einteilte. Der Gaststamm ordnete sich ohne jeden Widerstand unter.
Nur Maron wollte sich nicht einfügen und sorgte für Ärger.
Er versuchte, Mareks Leute davon zu überzeugen, daß Karal nichts anderes als die dauernde Gesamtherrschaft wollte. Man hörte ihm zwar zu, antwortete aber nicht auf seine Anschuldigungen. Da sah Maron ein, daß es wirklich nur einen einzigen Weg für ihn gab, wenn er Oberhäuptling werden wollte. Er mußte Karal töten.
Immer wieder meldete er sich freiwillig zur Wache an der Oberfläche, weil er insgeheim hoffte, Karal bei einem seiner Inspektionsgänge überfallen zu können. Zu seinem Leidwesen klappte das nie. Karal kam meist in Begleitung seines Sohnes Gorom, oder mit Marek.
Heute aber schien er Glück gehabt zu haben.
Er stand etwas erhöht in einer Ausbuchtung, die Wetter und Zeit in einen umgestürzten Betonpfeiler gefressen hatten. Von hier aus hatte er eine gute Übersicht und konnte selbst kaum gesehen werden. Der Eingang zu den Bunkern war deutlich zuerkennen, ebenso einige der anderen Wachtposten. Sie schienen inzwischen überflüssig geworden zu sein, denn die vom Himmel gekommenen Gitter hatten in einem anderen Teil der zerstörten Stadt mit ihrer geheimnisvollen Tätigkeit begonnen. Sie waren mit großen Wagen gekommen und luden Dinge auf, die sie unter dem Schutt fanden.
Maron sah, wie Karal allein aus dem Bunkereingang kam, sich nach allen Seiten umsah und sein Stahlstück fester packte. Dann ging er, um die einzelnen Posten zu inspizieren.
Maron sah seine Gelegenheit gekommen. Er griff nach seinem Schraubenschlüssel, den er stets bei sich trug, wog ihn prüfend in der Hand, suchte sich die beste Wurfstellung - und wartete.
Er achtete nur auf Karal, nicht aber mehr auf den Eingang zum Lebensmittelbunker. Und so bemerkte er nicht, daß inzwischen auch Gorom, Karals Sohn, das Versteck verlassen hatte und sich von der anderen Seite her auf den Beobachtungsposten zuschlich.
Karal ging seine Runde, und zuletzt kam er zu Maron.
Dann ging es blitzschnell.
Maron wartete, bis Karal nahe genug herangekommen war, dann hob er seine gefürchtete Waffe, um den Häuptling aus dem Hinterhalt zu töten. Der Schraubenschlüssel würde den Ahnungslosen genau am Kopf treffen und die Schädeldecke spalten.
Als Maron ausholte, traf ihn von der Seite her Goroms Eisenstange. Sie zertrümmerte seinen Kopf, und er war sofort tot.
Blutüberströmt sank er zu Boden.
Karal kam herbei und betrachtete den Toten ohne Bedauern.
„Du hast es gewußt, mein Sohn", sagte er langsam. „Und gerade heute hatte ich dich gebeten, mich allein gehen zu lassen."
„Ich habe es nicht gewußt, ich ahnte es nur. Maron meldete sich heute wieder freiwillig, und dann gerade auf diesen Außenposten.
Das mußte einen Grund haben. Ich vermutete einen Anschlag, und wie du siehst, war meine Vermutung richtig."
„Danke, mein Sohn. Du hast mir das Leben gerettet. Ich hätte ihm eine so schändliche Tat niemals richtig zugetraut."
„Er hätte alles getan, Häuptling zu werden. Und vergiß nicht: er wäre jetzt Häuptling von zwei Stämmen geworden!"
„Aber er ist nur einmal gestorben", erklärte Karal. Dann sagte er: „Geh wieder zurück zu den anderen, Gorom. Ich will, daß jemand bei ihnen ist, auf den ich mich verlassen kann."
„Bis später, Vater", erwiderte Gorom und gehorchte.
Er konnte mit ruhigem Gewissen gehorchen, denn eines Tages würde er der Häuptling sein, ganz von selbst und ohne Kampf.
Karal übernahm eine Weile den Posten des getöteten Rivalen, dann beschloß er, ein wenig in das Niemandsland vorzustoßen, das zwischen dem Lebensmittelbunker und jener Stelle lag, an der die
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