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0454 - Tal der Skelette

0454 - Tal der Skelette

Titel: 0454 - Tal der Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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angewiesen, sein Büro zu räumen und alle persönlichen Dinge an seine Heimatadresse in Baton Rouge zu schicken. Dort war er geboren worden und aufgewachsen. Und dorthin zog es ihn noch immer wieder, obgleich die Stadt außer der Tatsache, daß sie die Hauptstadt Louisianas war, nichts zu bieten hatte. Kulturell war New Orleans nicht zu übertreffen. Aber was zählte das schon, wenn es um ganz persönliche Dinge ging, wie zum Beispiel um die erste Prügelei, bei der man gewann, oder um das erste Mädchen, das man küßte?
    Roger Brack setzte sich in den Flieger und jettete von El Paso nach Baton Rouge. Und dort beschloß er, mal nicht in einem Nobel-Restaurant oder einer Upper-Class-Bar den Abend zu verbringen, sondern einfach zu versumpfen, um Abstand von den Dingen zu bekommen.
    Deshalb saß er jetzt hier, neben einem aufgetakelten Girl, dessen Schminke die Abnutzungsspuren überdecken sollte, und betrieb Milieustudium. Von dem Brandy hatte er bisher nur ein paar Schlucke genippt. Der Rest fand sich in einem Blumenkübel. Dafür war der Inhalt der Wasserflasche von Schwindsucht befallen. Brack brachte es plötzlich nicht fertig, sich zu betrinken, vor allem nicht mit so überteuertem, billigen Zeugs, dem eigentlich Etikettenschwindel nachzuweisen war, weil das in Großbuchstaben und Fettdruck mit Unterstrich geschriebene Wort BETRUG auf besagtem Etikett fehlte.
    Immerhin brachte die Bude ihm Ablenkung.
    Solange, bis die Süße neben ihm ihm laut zuflüsterte: »Chéri, ich glaube, gerade wird deine Bonzenschleuder geklemmt!«
    Er war nicht ihr chéri , und daß geklemmt gestohlen hieß, mußte er ebenfalls erst in seine Denkwelt übersetzen wie den Begriff Bonzenschleuder für seinen Cadillac, den er direkt vor dem Lokal im Halteverbot abgestellt hatte. In Sichtweite. Auf einen Strafzettel kam es ihm hier nicht an, aber er hatte den Wagen im Auge behalten wollen, der immerhin mehr Komfort barg als selbst das beste Taxi.
    Er sprang auf und eilte zur Tür. Ein Arm, dick wie ein Oberschenkel, stoppte ihn und machte ihm klar, daß er erst mal zu bezahlen hatte, ehe er dieses überaus gediegene Etablissement in Richtung Ausgang zu verlassen anstreben durfte. Brack fischte eine seiner zahlreichen Kreditkarten aus dem Etui, drückte sie dem Gorilla in die Wurstfinger und tauchte unter dem ausgestreckten Arm hindurch nach draußen, ehe das aus Muskeln, Gehorsam und Begriffsstutzigkeit bestehende Riesenbaby erfaßte, was los war. Aber da war der Cadillac schon weg.
    Irritiert blieb Brack an der Straße stehen, sah nach rechts - die Fahrtrichtung. War da nicht gerade ein schwacher roter Lichtschein an der nächsten Kreuzung verschwunden? Der Schein von Rückleuchten?
    Brack spurtete los.
    Hinter ihm verhallte ein irritiertes »Moment mal« des Gorillas, der nicht sicher war, was er mit der Kreditkarte sollte. Ein Jauchzer des Girls, das noch auf eine dritte Flasche Champagner gehofft hatte, folgte - immerhin wäre diese Flasche ihr als Umsatz auf ihr Erfolgskonto geschrieben worden, was ihre heutige Provision erhöht hätte.
    Aber das alles interessierte Brack im Moment nicht. Ihm ging es um seinen Wagen. Natürlich war es ein Fehler gewesen, mit dem teuren Luxusschlitten hierher zu kommen! Aber er hatte einfach nicht an die Kriminal-Statistik gedacht. Jetzt hatte er die Rechnung für seinen Leichtsinn. Er war zu lange nicht mehr in Baton Rouge gewesen, und erst recht noch nie in diesem Viertel.
    Er rannte wie ein Langstreckenläufer. Daß er in der Chefetage der T.I. saß, bedeutete nicht, daß er im Schreibtischsessel einrostete. Er erreichte die Kreuzung, bog nach rechts -
    - und sah seinen Cadillac - sah einen Mann, der sich nach draußen warf - sah im gleichen Moment das grelle Aufblitzen, das alles andere auslöschte. Es gab nur noch Lärm und unerträgliche, sich rasend schnell ausdehnende Helligkeit.
    ***
    Zamorras Hand schoß vor und legte sich schwer auf Ted Ewigks Schulter. »Moment mal«, sagte er. »Wen willst du umbringen, mon ami ?«
    Ted schmetterte den Hörer auf die Gabel. Er fuhr herum. »Deinen alten Freund aus der Hölle«, stieß er mit blitzenden Augen hervor. »Ich mache ihn fertig! Er wird…«
    Zamorra verstärkte den Druck seiner Finger. Ted stöhnte unwillkürlich auf. Seine linke Hand schoß hoch, um Professor Zamorra zurückzustoßen. Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde Ted Zamorra tatsächlich angreifen.
    Aber dann ließ der Reporter seine Hände wieder sinken.
    »Verdammt«,

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