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0454 - Tal der Skelette

0454 - Tal der Skelette

Titel: 0454 - Tal der Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der Firma niemand bemüßigt gefühlt, sich um diese Kontoführung zu bemühen. Nun, die Verwaltungen großer Firmen arbeiteten wie Behörden - nicht, oder wenn überhaupt, dann uneffektiv und bedächtig. So mußte es hier auch gewesen sein.
    Trotzdem - fast ein Jahr war eine verflixt lange Zeit, in der auch der müdeste Amtsschimmel seinen Hintern hätte heben und etwas unternehmen können. Aber das war in der ganzen Zeit nicht geschehen.
    »Interessant«, murmelte Bancroft. Er wußte, daß er diese Information niemals vor Gericht verwenden konnte, weil sie, den Buchstaben des Gesetzes nach, illegal war. Aber sie half ihm zu seiner Meinungsbildung und Entscheidungsfindung.
    Ebenfalls über seine Freunde mit ihren Beziehungen fand er heraus, an wen die T.I.-Waffe ausgehändigt worden war, mit der Loewensteen erschossen worden war.
    An einen gewissen Rico Calderone.
    »Aha«, murmelte Bancroft.
    Damit war Calderones Aussage infrage gestellt, nach der er erst nach Tendyke das Haus erreicht hatte. Denn wie sollte Tendyke, oder wer auch immer sich hinter diesem Namen verbarg, an diese Waffe gekommen sein, wenn sie noch gar nicht in seiner Reichweite war?
    Und die einzige Begegnung zwischen Tendyke und Calderone war unter Aufsicht erfolgt. Bancroft war zugegen gewesen. Und wenn da der eine dem anderen eine Waffe abgenommen hätte - Bancroft hätte es zwangsläufig bemerken müssen.
    Wenn aber diese Aussage Calderones nicht stimmte, dann konnte auch der Rest nicht stimmen.
    Und der Mann, der sich Tendyke nannte… wenn er eine Waffe hätte haben wollen, hätte er es wesentlich einfacher gehabt. Er hätte bloß das Zimmergeschütz mitgehen lassen müssen, das in Bancrofts Schreibtischschublade gelegen hatte.
    Aber er hatte es nicht getan und damit klar gemacht, daß er nicht auf Schußwaffen angewiesen war.
    Sehr lobenswert, dachte Bancroft. Wer keine Waffe trug, kam auch nicht in die Versuchung, sie anzuwenden.
    »Aber du bist ein fauler Zahn, Calderone«, murmelte er. »Und ich werde dich ziehen, schätze ich.«
    Zumindest wollte er erst einmal eine ›Diagnose‹ stellen, um herauszufinden, wes Geistes, Kind Calderone wirklich war. Mehr und mehr begann er zu glauben, daß Robert Tendyke Robert Tendyke war.
    Wer glaubt, wird selig, ohne Rücksicht auf die Beweislast. Aber Geronimo Bancroft war alles andere als gutgläubig.
    Die Beweise, die fehlten, wollte er erbringen. Schließlich wollte er keinen Unschuldigen belasten.
    »Wenn du ein linker Hund bist, Calderone, dann kriege ich dich«, murmelte er. »Egal wie!«
    ***
    Carlotta versuchte sich aufzurichten und zu flüchten, aber es war ihr unmöglich. Die eigentümliche Lähmung, die sie erfaßt hatte, hielt immer noch an. Wie ein von der Schlange hypnotisiertes Kaninchen starrte Carlotta die sich bewegenden Skelette an. Sie krochen dicht über dem Boden heran. Näher und näher kamen sie. Eines war nur noch ein Dutzend Meter von der Römerin entfernt.
    Es gab niemanden, der ihr helfen konnte. Ihr Entführer war schon unheimlich weit entfernt, zu einer winzigen Figur geschrumpft. Warum ging er und ließ sie hier in ihrem gelähmten Zustand allein? Was hatte es zu bedeuten? Und vor allem - was war das hier für ein verfluchter Ort? Woher kamen all diese Skelette? Ein ganzes Heer menschlicher Gerippe, Krieger aus allen Epochen der Weltgeschichte!
    Eine vage Ahnung stieg in ihr auf. Sie hatte Ted einmal von den Skelettkriegern des Höllenfürsten erzählen hören. Sollte das hier eine Lagerstätte dieser Krieger sein? Und hatte der Unheimliche, der Carlotta entführte, sie mit seinen seltsamen, beschwörenden Worten aus ihrer Ruhe geweckt?
    Ich bin in der Hölle gelandet , durchzuckte es Carlotta. Um Himmels willen, ich bin in die Hölle verschleppt worden!
    Erneut stöhnte sie auf.
    Das vorderste Gerippe war jetzt nur noch vier, fünf Meter entfernt. Es mußte schneller geworden sein. Es gewann an Kraft, konnte sich jetzt schon fast aufrichten. Nur noch ein paar Sekunden, dann war es heran.
    Es kroch über Carlotta, die nicht ausweichen konnte. Sie wollte schreien - nicht einmal das gelang ihr! Ekelhaft die bleichen, dünnen Knochenfinger, die über ihre Kleidung tasteten, schrecklich der Schädel mit den tiefen, dunklen Augenhöhlen und dem Gebiß, das sich langsam bewegte. Als säßen noch Muskeln am Knochen, um ihn zu bewegen, als versuche der Schädel ihr etwas zu sagen. Aber was Carlotta hörte, waren keine Wörter, sondern das Aufeinanderklicken der nur noch

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