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0455 - Der Zeit-Zauberer

0455 - Der Zeit-Zauberer

Titel: 0455 - Der Zeit-Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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manche Scharlatane von Blicken in die Zukunft, und auf jedem Jahrmarkt lasen einem die alten zahnlosen Weiber mit ihren Katzen auf den Schultern und den polierten Glaskugeln auf dem Tisch das künftige Schicksal aus der Hand, aber bislang hat Don Cristofero noch keine Prophezeiung erlebt, die tatsächlich eingetroffen wäre. Was von den Schriften eines gewissen Michel de Notrédame, auch Nostradamus genannt, zu halten war, vermochte er indessen nicht zu entscheiden, weil ihm die Möglichkeiten fehlten, dies zu prüfen. Doch erschienen ihm dessen verschlüsselte Weissagungen als recht düster, so daß er sich nur ungern damit abgab. Überhaupt, Wissenschaft interessierte ihn viel mehr als Magie. Eine Ausnahme war der Gnom.
    Aber es war etwas anderes, Wahrsagerei zu hören oder plötzlich sich selbst in der Zukunft zu befinden und darin zu leben. Das wollte er nun doch nicht zu leicht wahrhaben. Andererseits hatte es hier Veränderungen gegeben, die so umfassend waren, daß selbst ein mächtiger Zauberer sie so rasch nicht durchführen konnte.
    »Bemühe Er sich, uns wieder zurückzubringen dorthin, woher wir gekommen sind, oder das Château wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen - je nachdem, was Er mit Seinem faulen Zauber angestellt hat«, brummte Don Cristofero.
    »Herr«, raunte der Gnom verschwörerisch. »Wolltet Ihr nicht geruhen, Euch zuvörderst noch ein wenig umzuschauen in dieser Zukunftswelt? Es muß eine wahre Lasterhöhle geworden sein.«
    »Lasterhöhle?« echote Don Cristofero mäßig interessiert.
    »Ha, Herr. Weiber habe ich gesehen… Weiber, sage ich Euch! Gleich drei Stück, schön wie Engel der Sünde, und eine von ihnen vollkommen nackt. Herr, vielleicht solltet Ihr…«
    »Nun ist Ihm wohl das Hirn endgültig aus der Schale gesprungen«, seufzte Cristofero. »Dummes Zeug! Nackte Weiber! Lasterhöhle!«
    »Herr, sie liefen mir über den Weg und hätten mich fast gesehen, ebenso wie der Mann, der mich um ein Haar erwischt hätte. Ein wahrer Riese von Gestalt, mit solchen Pranken und Muskeln!« Er deutete den Umfang eines Elefantenbeines an. »Wirklich, Herr, Ihr könnt dem treusten Eurer Diener Glauben schenken.«
    »Engelsweiber und ein Riese in meinem Château? Er träumt. Wache Er auf und mache Er rückgängig, was Er verbockt hat, aber hurtig.«
    »Oh, Herr, wenn Ihr erlaubt, werde ich sie Euch zeigen und Euch beweisen, daß ich die Wahrheit spreche.« Der Gnom wirkte ernsthaft gekränkt.
    »Es sei«, brummte Don Cristofero, dem nichts ferner lag, als diesen kleinen schwarzen Zauberer wirklich zu kränken. Er mochte den Gnom. Aber dessen Geschichte klang trotzdem unglaublich. »So viel Zeit werden wir wohl erübrigen können.«
    Für seine Leibesfülle überraschend behende bewegte er sich hinter dem Gnom her, der ihn durch ein Château Montagne führte, wie Don Cristofero es sich in seinen wildesten Träumen nicht vorgestellt hätte…
    ***
    Obgleich sie sich in verschiedenen Zimmern aufhielten, konnten Uschi und Monica Peters zusammenarbeiten. Die Distanz zwischen ihnen war verhältnismäßig gering, und von Mauern hatten parapsychische Phänomene sich noch nie stören lassen.
    Zamorra zeigte keine Ungeduld. Er wußte, wie schwierig es war, Kontakt zu einem völlig unbekannten Bewußtsein herzustellen. Er selbst vermochte manchmal, unter ganz besonders günstigen Umständen, andeutungsweise Gedanken von Menschen, mit denen er sich intensiv befaßte, zu erfassen. Nicole war zu einer besseren Telepathin als er geworden, aber sie mußte ihr Gegenüber dabei sehen können. Befand sich die belauschte Person hinter einer Tür oder außerhalb von Nicoles Sichtfeld, war mit der Telepathie bereits nichts mehr auszurichten.
    »Seltsam«, flüsterte Monica nach einer Weile. »Da muß wirklich etwas sein. Aber es ist wirr, und es scheinen… scheinen zwei Bewußtseine zu sein. Dann wieder fühle ich nur eines, aber nicht das, was ich am Anfang bemerkt habe. Ich weiß nicht, was das bedeuten soll.«
    »Und Uschi?« fragte Zamorra.
    »Sie sieht nicht mehr als ich«, bedauerte Monica. »Ich verstehe das alles nicht. So diffus war es noch nie.«
    »Vielleicht versucht der Fremde sich abzuschirmen«, vermutete Zamorra.
    »Dann würden wir überhaupt nichts spüren können, schon gar nicht dieses seltsame Wechselspiel.«
    »Könnt ihr ihn lokalisieren?«
    »Das, was denkt, bewegt sich ständig«, sagte Monica. »Tut mir leid, Zamorra, aber wir schaffen's nicht. Hier müssen wir

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