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0456 - Der Geisterseher

0456 - Der Geisterseher

Titel: 0456 - Der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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kräftigen Schluck aus dem Cognac-Schwenker und hielt Raffael Bois das Glas entgegen, damit der Diener sofort wieder nachfüllen sollte. »Nun«, brummte der Grande. »Das ist ja alles gut und schön, aber es gibt da mindestens ein grundlegendes Problem. Ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll…«
    »Nur immer frisch von der Leber weg«, empfahl Zamorra.
    Der Mann aus der Vergangenheit sah zwischen Nicole und den Zwillingen hin und her und räusperte sich mehrmals. Offenbar hatte er tatsächlich ›Anlaufschwierigkeiten‹.
    »Es ist so, wenn Ihr mir diese helfende Einmischung erlaubt, Herr«, ergriff der Gnom das Wort. »Es ist so, daß es gewisse Momente gibt, wo man… wo jeder von uns unmöglich mit den anderen zusammen sein kann.«
    »Oh, Zamorra und Nicole können ja auch mal ein paar Stunden ohne intensive Liebesspiele zurechtkommen, nicht wahr?« sagte Uschi Peters.
    »Ähem!« machte der Gnom. »Das ist es nicht, was ich meinte. Sondern, äh… eine andere delikate Eigenheit. Selbst, hm, selbst der König pflegte eine bestimmte Angelegenheit allein zu regeln, wenn ich es mal so sagen darf.«
    Zamorra und Nicole grinsten. »Ist das wirklich ein Problem? Wie ich hörte, wurden in Versailles zu Eurer Zeit eben diese delikaten Angelegenheiten durchaus halbwegs öffentlich geregelt, und die Lakaien liefen den Herrschaften mit Eimern nach, weil es im Schloß keine Toiletten gab.«
    »Gute alte Zeit«, spöttelte Monica.
    »Ähem!« hüstelte jetzt Nicole. »Ich glaube kaum, daß das ein anregendes Gesprächsthema ist. Wir können ja jeweils vor der Badezimmertür Wache stehen, alle zusammen, wenn jemand glaubt, das wäre ein Problem. Dabei haben wir ein handfestes wirkliches Problem. Nämlich, wie wir dem Spuk zuleibe rücken. Das in der Gruppe Zusammenbleiben ist ja nur ein Teilaspekt unseres Vorgehens. Wir müssen sehen, daß wir die Ursache entdecken und sie bekämpfen.«
    »Was bedeutet, sie zu neutralisieren, unschädlich zu machen oder wie auch immer«, ergänzte Zamorra. »Aber das stößt auf Schwierigkeiten, weil wir keine Möglichkeit haben, dem Phänomen mit unseren bekannten magischen Mitteln und Möglichkeiten zuleibe zu rücken. Wir sind ja nicht einmal fähig, auf Anhieb festzustellen, ob wir eine echte Person oder einen Spuk vor uns haben. Ich hab's selbst erlebt.«
    »In der Tat, es ist schwierig«, sagte Monica Peters. »Nur gut, daß ich zum Zeitpunkt des Spinnennetzes nicht auch unten im Keller war. Ich glaube, wenn ich mich da im Netz gesehen hätte, wäre ich in Ohnmacht gefallen.«
    »Ich glaube, wir können uns nicht selbst als Spukphänomen sehen«, wandte der Gnom ein. »Als ich in mein Gästezimmer kam, löste mein Doppelgänger sich auf.«
    »Das würde bedeuten, daß es keine Spukerscheinungen mehr gäbe, die uns gleichen, sobald wir tatsächlich zusammenbleiben. Wo kein Spuk ist, ist aber auch kein Erkennen und Nachforschen möglich«, sagte Nicole. »Daraus folgere ich, daß wir uns weiter getrennt bewegen sollten wie bisher. Oder sieht einer von euch eine andere Möglichkeit?«
    Monica, die ein helles Sommerkleid mit dünnen Spaghettiträgern trug, schüttelte den Kopf. »Wir dürfen uns vor allem nicht in Panik versetzen lassen«, sagte sie.
    »Wie meinst du das?« wollte ihre Schwester wissen.
    »So.« Monica stand auf und schlüpfte aus dem Kleid. Dann streifte sie den Slip ab, ihre Haut, das Fleisch, bis sie nur noch als Skelett dastand. Mit hohlem, meckerndem Lachen löste sie den Schädel von den Halswirbeln und warf ihn ihrer Schwester zu. Sekunden später zerfiel das gesamte Gerippe und alles andere, was von ihr übriggeblieben war, zu Staub, der als graue Wolke durch das Zimmer davonschwebte.
    ***
    Drei Männer, die dem Hohen Schwarzen dienten, bereiteten die für den Abend geplante Zeremonie vor. Sie wußten, daß sie vorsichtig zu Werke gehen mußten. Es hatte schon Pannen zur Genüge gegeben; eine weitere durften sie sich nicht mehr erlauben.
    Man traf sich heimlich, ähnlich wie bei den Versammlungen des Ku-Klux-Klan. Wo die Versammlungen und Rituale abgehalten wurden, erfuhren die Mitglieder immer erst wenige Stunden vorher. Keiner kannte offiziell den anderen. Die drei Männer, die die Planung durchführten und die auch Angelique entführt hatten, waren die große Ausnahme. Sie gehörten zum inneren Kern.
    »Hier«, sagte der Wortführer und drückte dem Katapultbesitzer ein zusammengerolltes Papier in die Hand. »Leg's ab wie üblich.«
    Darauf befand

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