0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing
einer trockenen vertauscht, »Die Personalien, Chef«, sagte er und legte dem Captain ein Blatt Papier auf den Tisch.
Hensley griff danach, studierte es genau und las dann vor:
»Snibby Racktime, 21 Jahre alt, einmal vorbestraft wegen Unterschlagung, sonst nichts Nachteiliges über ihn bekannt. Es kann keine große Sache gewesen sein, diese Unterschlagung. Er erhielt ein Vierteljahr mit Bewährung. Die Bewährung läuft allerdings noch.«
»Wo wohnt er?« fragte Phil.
»In der 126. Straße. Nach eigenen Angaben hat er dort ein möbliertes Zimmer. Bei einer gewissen Mrs. Brigg. Ich kenne die Frau dem Namen nach. Ihr Mann war Werkmeister in einer Stahlfabrik und kam vor ein paar Jahren ums Leben durch irgendeinen Betriebsunfall. Eine ordentliche Frau.«
»Deswegen müssen ihre Mieter nicht auch ordentlich sein«, brummte Phil. »An Ihrer Stelle würde ich sofort jemand ’rauf in die 126. Straße schicken und den Jungen festnehmen lassen. Unter Verdacht, mit der Einbrecherbande, die das Geschäft ausraubte, gemeinsame Sache gemacht zu haben. Mit dieser Begründung können Sie ihn erst einmal vierundzwanzig Stunden auf Nummer Sicher bringen. Und bis dahin können Sie ja versuchen, ihn auszufragen.«
»Gute Idee«, nickte Hensley und gab über die Vorzimmer-Sprechanlage die entsprechenden Anweisungen. Er hatte die Sprechtaste gerade losgelassen, als das Telefon auf seinem Schreibtisch anschlug. Er meldete sich und reichte gleich darauf den Hörer an mich weiter.
»Für Sie, Cotton. Die Fahndungsabteilung des FBI!«
Ich übernahm das Gespräch. Der Leiter der Fahndungsabteilung war am Apparat und sagte:
»Hören Sie, Jerry, wenn Sie schon in Harlem sind, könnten Sie etwas mit für meine Abteilung erledigen…«
Ich hörte genau zu, legte den Hörer zurück auf die Gabel und wandte mich an den Captain:
»Wem gehört das Nachtlokal, daß den sinnigen Namen ›Schwarze Seele‹ führt?«
»Das gehört Chester, Mort Lee Chester. Warum?«
»Wir müssen ihn aufsuchen. Er hat mal ein Mädchen namens Jennifer Herold als Sängerin beschäftigt. Die -verriet ihren Freund an die Polizei. Der Freund heißt Lionel Batters und ist ausgebrochen. Vermutlich will er das Mädchen umbringen.«
***
Batters legte das gefesselte kleine Mädchen auf den Rücken neben eine der Boxen, so daß sie nicht beobachten konnte, was er tun wollte. Als er sich aufrichtete, stand der Gehilfe des Sheriffs fünf Schritt näher als vorher. In dem Gesicht des Sträflings stand ein Zug von unbeherrschter Brutalität.
»Wolltest du mich angreifen?« zischte er haßerfüllt, während er mit dem Colt in der Hand langsam auf den erschrockenen jungen Mann zuging. »Wolltest mich wohl hereinlegen, was? Bist wohl ein ganz schlauer Kopf, he? Ein neunmal gescheiter Hilfssheriff, der sich einen Orden vom Gouverneur verdienen möchte, he?«
Jetzt stand er dicht vor dem jungen Mann, der die Arme gehoben hatte, blaß war und schwieg.
»Dreh dich um und lehn dich gegen die Box!« befahl der Sträfling.
Der Hilfssheriff gehorchte wortlos. Er streckte die Arme aus und stemmte sie bei weit vorgeneigtem Oberkörper auf die Stange, die wie eine Art Geländer über der Futterkrippe entlanglief und verhindern sollte, daß Schweine über die Krippe hinweg in den Gang zwischen den Boxen klettern konnten. Batters wartete, bis er seine vorgebeugte Haltung eingenommen hatte, dann holte er kurz aus und schlug mit dem Kolben der Waffe zu.
Der junge Hilfssheriff brach lautlos zusammen.
»Zieh ihn aus«, befahl Batters dem Farmer. »Ich brauche seine Klamotten. Oder meinst du, ich könnte in dieser Kluft über Land fahren?«
Der Farmer gab keine Antwort. Er beugte sich zu dem Bewußtlosen nieder und zog ihm die Oberkleidung aus. Batters wartete bis zu dem Augenblick, da sich der Farmer wieder aufrichten wollte. Schnell und überraschend schlug er ein zweites Mal zu. Auch der Farmer brach zusammen.
Jetzt entfaltete Batters eine fieberhafte Tätigkeit. Ungefähr in der Mitte des hinteren Ganges gab es eine Leiter, die nach oben auf den Strohboden führte. Batters schleppte mühsam die beiden bewußtlosen Männer die Leiter hinauf. Er fesselte sie mit den Vorgefundenen Lederriemen und knebelte sie mit ihren eigenen Taschentüchern. Danach streifte er selbst die Sträflingskleidung ab und legte die Kleidungsstücke des Hilfssheriffs an. Sie waren ihm eine Spur zu weit, aber nicht so sehr, daß es auffiel.
In den Hosentaschen des Farmers fand er eine kleine Geldbörse
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