0459 - Geheimwaffe Ghoul
als mißtrauisch.
Jemand sprach von einem Geisterfahrzeug, ein anderer hielt es für ferngelenkt und reihte es in die Kategorie der amerikanischen Spionagetricks ein.
Die Wahrheit traf niemand.
Bis jemand sich verantwortlich fühlte und Gegenmaßnahmen ergriff, würde Zeit vergehen, die einem Mann wie Mark Baxter zugute kam. Er zog sich zurück.
Auch als Unsichtbarer war er nicht übermütig. Er sah zu, daß er die unmittelbare Nähe der Menschen mied und begab sich in den unmittelbaren Bereich der Klostermauer.
Mark suchte nach irgendwelchen Fallen. Stolperdrähte waren oft genug besser als die modernste Elektronik, doch Mark fand nichts dergleichen. Die Russen hatten sich, was die innere Sicherheit der Anlage anging, zurückgehalten.
Aber es patrouillierten Wachtposten entlang der Mauer-Innenseite. Früher mußten hier einmal Beete oder kleine Nutzgärten von den Mönchen angelegt worden sein. Jetzt war alles gerodet worden, aber der Boden zeigte noch immer eine gewisse Weichheit.
Deckung gab es nicht. Mark stellte sich deshalb mit dem Rücken zur Mauer hin und lauschte auf die Schritte. Die Gestalt sah er wie einen Schatten aus der Dunkelheit auftauchen.
Es war tatsächlich ein Soldat, der Uniform und einen Helm trug.
Sein Schäferhund, den er an der Leine führte, mußte Mark Baxter gewittert haben!
Der Unsichtbare erlebte so etwas nicht zum erstenmal. Tiere waren da wesentlich sensibler als Menschen. Der Hund reagierte auch anders als normal. Er riß und zerrte an der Leine, und der Soldat wurde aufmerksam. Er blieb stehen.
Dabei sprach er auf seinen Hund ein. Der hörte nicht auf die Stimme und knurrte weiter.
Mark verhielt sich still.
Er hörte, wie der Soldat mit seinem Hund sprach. Da Baxter einige Brocken Russisch konnte, begriff er auch den Sinn des Monologs.
»Gut, ich schaue nach. Aber da kann nichts sein. Beruhige dich.«
Eine Hand tätschelte das Fell des Hundes. Mit der anderen hakte der Mann eine flache Lampe vom Koppel los und leuchtete genau auf die Stelle, wo Mark Baxter stand, aber erkennen konnte er den Unsichtbaren nicht.
Der Hund wollte sich nicht beruhigen. Er mußte hart zurückgezogen werden, sein Herr begann zu schimpfen, dann ging er weiter, den Schäferhund an der kurzen Leine führend.
Baxter atmete auf. Er bekam noch mit, wie der Hund seinen Kopf drehte und wieder zurückschaute, aber der Wachtposten kümmerte sich nicht mehr um das Knurren.
Er ging weiter und war bald darauf von der Dunkelheit verschluckt worden.
Baxter hatte seinen ersten leichten Schreck überwunden. Er begann zu rechnen und kam zu dem Entschluß, daß so bald kein Wachtposten an dieser Stelle erscheinen würde. Bis der Soldat seine Runde gedreht hatte, verging genügend Zeit, die er unbedingt nutzen wollte. Aus der Tasche holte er das flache Sprechgerät, schaltete es ein und brachte es dicht vor seine Lippen.
»John und Suko, bitte melden. Meldet euch…«
***
Wir hatten voller Spannung auf eine Nachricht des CIA-Agenten gewartet, die aber war nicht gekommen.
Eine Viertelstunde verging. Ich war drauf und dran, selbst die Verbindung herzustellen, doch ich ließ es bleiben. Unter Umständen hätte ich den Unsichtbaren noch in große Schwierigkeiten gebracht, und das wollte ich auf keinen Fall.
Alter Leichengeruch war uns nicht mehr entgegengeweht worden.
Die Ghoul-Gespenster mußten sich verzogen haben, und das war auch gut so. Ich wollte sie nicht unbedingt in meiner Nähe wissen.
Obwohl ich darauf gewartet hatte, schrak ich doch zusammen, als ich den feinen Piepton hörte.
Mark meldete sich.
Ich schaltete das Gerät ebenfalls ein und hörte seine flüsternde Stimme ziemlich klar. »John und Suko, bitte melden. Meldet euch…«
»Wir verstehen dich.«
»Das ist gut, John.«
Suko kroch in meine Nähe, um mithören zu können, und er bekam auch meine Frage mit. »Und? Wie geht es dir, Mark? Hast du alles überstanden?«
»Ja, sehr gut. Ich bin auch sicher und unverletzt aus dem Wagen gekommen.«
»Er brannte aus.«
»Das habe ich noch gesehen.«
»Wie läuft es jetzt weiter?« fragte ich.
»Paß auf, John, ich habe mir folgendes gedacht. Durch das Tor könnt ihr nicht, es ist zu gut bewacht. Ein paar Schritte dahinter befindet sich ein Wachhaus. Ihr müßt über die Mauer klettern. Sie ist zum Glück so gebaut, daß ihr es schaffen könnt.«
Ich lachte leise. »Die Mauer ist verdammt lang.«
»Das weiß ich selbst. Ich habe mir ungefähr die Entfernung ausgerechnet. Lauft etwa
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