0459 - Geheimwaffe Ghoul
nicht. Die Soldaten schienen sich in ihre Zimmer zurückgezogen zu haben. Vielleicht standen sie auch irgendwo Wache. Meine besorgten Blicke hatten der Decke gegolten, doch dort sah ich zum Glück keine elektronischen Augen, die das Klosterinnere überwachten. Diese Anlage war nur außerhalb installiert worden.
»Geheimwaffe Ghoul«, meinte Suko. »Wo mag sie stecken?«
»Wo würdest du so etwas aufbewahren?«
»In einem Keller.«
»Sehr richtig.«
»Aber den haben wir durchsucht.«
Mark hatte unsere Unterhaltung mit angehört. »Ich bin fest davon überzeugt, daß wir nur einen Teil des Kellers untersucht haben. Dieses Kloster ist verdammt groß. Es besitzt auch einen entsprechenden Grundriß, und meiner Ansicht nach ist es voll unterkellert. Wir sollten tatsächlich einen anderen Weg suchen.«
»Kannst du das übernehmen?« fragte Suko. »Dich sieht man nicht. Wenn du etwas gefunden hast, kannst du zurückkehren und uns Bescheid geben. Ich wundere mich nur darüber, daß wir keinen Ghoul riechen. Die können sich einfach nicht verbergen. Der Leichengeruch verrät sie immer. Das war so, das wird immer so bleiben.«
»Das wäre eine Möglichkeit. Ich…«
Mark redete nicht mehr weiter, denn wir hörten Schritte. Sie klangen aus dem Treppenhaus, und es war zu erkennen, daß sich mindestens zwei Soldaten auf den Gang zubewegten.
Wo gab es Deckung?
Nur in dem Raum hinter uns, aus dem wir vorhin erst gekommen waren. Also huschten wir wieder zurück.
Rechts und links der Tür bauten wir uns auf. Wir standen im toten Winkel und würden den Ankömmlingen eine perfekte Überraschung bereiten. Mark Baxter war nicht mitgekommen. Er konnte sich draußen im Gang aufhalten, ohne gesehen zu werden.
Er griff auch nicht ein. Die Tür wurde aufgestoßen. Zwei Soldaten wollten unsere Leichen abholen. Sie blieben plötzlich stehen, als wären sie vor eine Wand gelaufen. Bevor sie noch reagieren und irgendwelche Warnschreie ausstoßen konnten, griff Mark Baxter ein.
Er hämmerte den Männern seine Fäuste gegen den Rücken. Diese Stöße konnten sie nicht mehr ausgleichen. Beide Soldaten taumelten in den Raum, hielten sich aber auf den Beinen und drehten sich um, wobei sie in die Mündungen der Gewehre schauten, die auf sie zeigten.
Ihre Gesichter erbleichten.
Sie schauten auf ihre toten Kameraden und bekamen plötzlich Nervenflattern. Mark Baxter griff nicht ein. Er wollte nicht, daß man auch nur etwas von seiner Existenz ahnte.
Suko drückte die Tür zu. Ob Mark im Raum war oder draußen stand, wußten wir nicht. Außerdem interessierten uns allein die beiden noch immer überraschten Soldaten.
Suko entwaffnete sie mit geschickten Griffen und entnahm den Maschinenpistolen die Magazine.
»Wo steckt Topol?« fragte ich.
Die Männer – sie waren höchstens 25 – schüttelten die Köpfe. Verstanden sie mich nicht?
Ich sprach einige Brocken russisch und wiederholte die Frage in ihrer Heimatsprache.
Da bekam ich die Antwort. »Im Büro.«
»Okay, wo liegt es?«
»Unten.«
»Was heißt das?«
»In der Zentrale.«
Ich schaute die beiden Soldaten mit harten Blicken an. »Befindet sich die Zentrale in einem Keller?«
»Ja, Keller, Keller…«, wiederholte er. Diesmal sprach er sogar Englisch.
»Wie kommen wir hin?«
»Bewacht…«
»Dann führe uns!«
Der Soldat bekam große Augen.
Angst stahl sich in seinen Blick, doch als er mir ins Gesicht sah, schlug er seine Augen nieder und nickte. Suko kümmerte sich derweil um den zweiten. Der hatte bemerkt, wie nahe ihm der Inspektor schon war.
Suko riß ihm den Helm vom Kopf und schlug zu. Es war ein wohldosierter Schlag gewesen, und der Soldat legte sich schlafen. Für die nächste Stunde würde er uns nicht stören.
»Und du kommst mit!« befahl ich dem anderen, wobei ich mit der Hand winkte.
Er verstand die Geste und stand auf. Wahrscheinlich spürte er das gleiche Puddinggefühl in den Knien, wie ich es gehabt hatte, als ich in die Mündungen der Gewehre schauen mußte. Sollte er nur. »Und noch etwas«, sagte ich scharf aber leise. »Wenn du versuchst, irgendwelche Dummheiten zu machen, ergeht es dir schlecht. Wir schießen sofort, das müssen wir einfach tun, im Interesse unserer Sicherheit und der einiger anderer. Klar?«
Er nickte. Ob er mich verstanden hatte, wußte ich nicht. Es war mir auch egal. Hauptsache, wir kamen dorthin, wo sich Topol aufhielt. Dieser Mann mußte gestoppt werden.
Er führte uns nicht mehr zurück in das Treppenhaus, wir
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