0459 - Geheimwaffe Ghoul
konnte, würde ich glatt zu Boden fallen.
Der Schreibtisch stach mir als Haltepunkt ins Auge. Ich schlich auf ihn zu. Das Zittern in meinen Beinen blieb, und auch das Gefühl der Angst war noch nicht gewichen. Der Schock hatte mich eben zu tief getroffen. Schließlich hatte ich gespürt, was es heißt, Todesangst zu empfinden. Darüber kann man nicht einfach hinweggehen.
Beide Hände stützte ich auf den Schreibtisch. Ich atmete tief durch, hörte auch, daß sich Suko und der unsichtbare Agent unterhielten, aber das war mir egal.
Allmählich kam ich wieder zu mir. In den letzten Minuten war mir wieder einmal bewußt geworden, daß ich nicht zu den Supermännern gehörte. Vor mir lagen die Waffen, die man uns abgenommen hatte. Und wie aus dem Nichts erschien meine Beretta wieder. Da wußte ich, daß Mark Baxter in der Nähe stand.
»Danke«, sagte ich leise.
»Hör auf«, erwiderte er, »es ist knapp genug gewesen. Fast hätte mich der Typ noch bemerkt.«
»Wer war der Mongole? Kennst du ihn?«
Auch Suko kam näher, um die Antwort mitzubekommen. Selbst mein Freund sah gestreßt aus.
»Und ob ich ihn kenne. Dieser Mongole hat in gewissen Kreisen einen verdammt miesen Ruf. Sein Name ist Topol.«
»Nie gehört!« Ich war ehrlich.
Der Unsichtbare lachte. »Kann ich mir vorstellen. Topol gehört auch einer anderen Szene an. Er ist kein Dämon…«
»Das glaube ich gern. Dennoch muß er irgend etwas damit zu tun haben. Vielleicht hat ihn eine schwarzmagische Kraft beeinflußt.«
»Sicher«, erklang die Antwort. »Bei Topol ist alles möglich. Dieser Mann ist ein Sadist. Ein Folterknecht beim KGB. Im Kreml, falls man ihn überhaupt dort einläßt, gehört er zu den Superfalken. Wahrscheinlich hätten sie ihn schon längst abgeschafft, doch es heißt, daß der mächtige Freunde besitzt, die sämtliche Äras überlebt haben. Uns ist bekannt, daß er im Ausland agiert. Man hat ihn abgeschoben. Ich wundere mich nur, daß man seine Aktivitäten zuläßt, wo auch in der UdSSR der Wegweiser in Richtung Abrüstung und Entspannung weist.«
Das war auch für mich ein Problem, über das ich schon hier nachdachte. Es formte sich auch eine Theorie in meinem Gehirn zusammen, während ich, ebenso wie Suko, die Waffen wieder an mich nahm und auch die Dokumente einsteckte.
»Vielleicht weiß die Rechte nicht, was die Linke tut«, sprach ich in Marks Richtung.
Suko bemerkte. »Du meinst, daß Topol eine eigene Suppe kocht?«
»So ist es.«
»Das kann gut sein«, meldete sich Mark. »Zuzutrauen ist es ihm auf jeden Fall. Seine Landsleute haben es sich nicht leisten können, ihn zu liquidieren, eben wegen der Freunde. Da schob man ihn einfach ab. So etwas nimmt ein Henker und Verbrecher wie Topol nicht hin. Er wird sich irgendwie rächen und auf sich aufmerksam machen wollen. Das kann er nur, wenn er zu außergewöhnlichen Mitteln greift.«
Ich hob die Schultern. »Wie dem auch sei, dieser Raum hier macht mich nicht gerade an. Wir sollten ihn so schnell wie möglich verlassen. Außerdem wird Topol sicherlich unsere Leichen abholen lassen wollen. Bis das geschieht, müssen wir verschwunden sein.«
»Dann beginnt die Jagd«, sagte Suko.
Ich war wieder optimistisch gestimmt. »Vielleicht gelingt es uns, Topol schon vorher zu stellen.«
»Seine Ghouls werden ihn abschirmen«, meinte Suko.
»Da schlagen wir uns durch.«
»Vergeßt die Gewehre nicht«, erinnerte uns Mark Baxter. »Wer weiß, möglicherweise können wir sie noch brauchen.«
»Davon war auch ich überzeugt.«
Suko hatte sich bereits gebückt und eines dieser Schnellfeuergewehre aufgehoben. Es war eine Präzisionswaffe, die er in der Hand wog. Ich holte mir das andere Gewehr. Die Funktion war leicht zu begreifen, auch wenn es sich um ein russisches Modell handelte.
»Können wir?« fragte Mark. Seine Stimme war nahe der Tür aufgeklungen.
»Sicher.«
»Ich werde als erster gehen.« Er lachte leise. »Mich können sie ja zum Glück nicht sehen.«
Wieder war es faszinierend zu sehen, wie sich die Tür wie von Geisterhänden bewegt öffnete. Suko und ich warteten einige Sekunden, und als wir von Mark nichts hörten, schoben auch wir uns über die Schwelle in den leeren Gang.
Hier atmete ich zum erstenmal tief durch und kam auch dazu, mir den Schweiß von der Stirn zu wischen.
Keiner von uns kannte das Kloster genauer. Wir waren auf unser Glück und den Zufall angewiesen, wenn wir die Ghouls finden wollten. Etwas ratlos standen wir herum.
Stimmen hörten wir
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