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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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mitgebracht, und noch etwas, das sie jedoch nur sehr zögernd auspackte: Drei frisch geschnitzte Pfähle aus Eichenholz, das noch grün war und duftete, und einen kurzstieligen, schweren Hammer, ein Fäustel, wie der Maurer es nennt. Barbara wurde merklich blaß, als sie das sah, und die Polizeibeamten starrten einigermaßen betreten auf diese Art von Werkzeug. Sie wußten offenbar nicht recht, ob sie nicht doch langsam einschreiten sollten, trotz Hartwigs Ratschlag, unsere Anordnungen weitgehend zu befolgen. Wie weit war weitgehend? Das war wohl die Frage, die sie sich stellten.
    „Ich weiß nicht, ob ich das könnte“, murmelte ich und legte alles in den kleinen Korb zurück. „Aber ich bin froh, daß Sie daran gedacht haben. Wir sind auf alles vorbereitet. Wenn sie kommen, werden wir ja sehen, was an den alten Legenden Wahres dran ist.“ Ich wandte mich an die Polizisten.
    „Haben Sie keine Angst. Es wird niemand damit getötet, der nicht schon längst tot wäre.“
    Danach aßen wir, aber ich hatte das Gefühl, daß es nur mir richtig schmeckte. War ich denn so ausgehungert? Ich tippte auf das HC 3 in mir, das wohl eine Menge Aufbaustoffe brauchte, um sich umzuwandeln. Ich schauderte bei dem Gedanken, daß ich die nächsten Wochen solche Mengen vertilgen könnte.
    Dann kam der Anbruch der Nacht. Optisch war er nicht merklich. Die Dämmerung veränderte sich nicht von einem Augenblick zum anderen. Aber ich spürte es. Ich spürte, daß nun Nacht war, daß jener Augenblick gekommen war, da etwas anderes erwachte.
    Sekunden später kam von oben ein schmerzhafter Aufschrei, der abrupt abbrach.
     

     
    Sekunden saßen wir erstarrt.
    Wir befanden uns im großen Speisezimmer im Erdgeschoß des Hauses. Die Beamten hatten schließlich eingesehen, daß es am besten war, weil wir dort alle gemeinsam essen konnten. Außerdem konnten sie uns ja dabei im Auge behalten. Nur einer war oben bei Erik geblieben.
    Sein Schrei mußte es gewesen sein, den wir gehört hatten. Ich war der erste, der auf die Beine kam und die Treppen hinauf stürmte. Ich prallte gegen die Tür. Sie war verschlossen. Ein wütendes Brüllen antwortete mir, das wenig Menschliches an sich hatte. Die Polizisten hielten erstarrt inne, als sie es hörten.
    „Fritz?“ rief einer zögernd.
    Aber Fritz antwortete nicht. Statt dessen kam wieder das tierische Brüllen.
    „Großer Gott, was ist das?“ flüsterte ein anderer.
    „Dr. Fellner, wenn ich mich nicht irre.“
    „Dr. Fellner?“
    „Wir müssen die Tür aufbrechen.“ Ich sah Frau Lange fragend an. Sie nickte zustimmend. Ich sah, daß sie zitterte. Sie ahnte wahrscheinlich von allen am meisten, was da drin vorging. Oder sie malte es sich aus. „Vorwärts“, sagte ich und rammte gegen die Tür, die zwar ächzte, aber unvergleichlich stabiler war als meine Schultern.
    Ein schriller, kreischender Ton antwortete diesmal. Die Erkenntnis kam wie ein Schlag über mich. Ich wollte die Männer aufhalten, aber es war schon zu spät. Die Männer stemmten sich gegen die Tür, die splitternd nach innen krachte. Mit schrillen Lauten, die in den Ohren schmerzten und in wahnsinnigem Stakkato aufeinander folgten, flatterte etwas an uns vorbei das Treppenhaus hinab.
    „Hinterher!“ brüllte ich. „Er darf uns nicht entkommen.“
    Ich war bereits die halbe Treppe hinab, bevor die anderen begriffen, was überhaupt geschehen war. Aber ich war auch nicht rasch genug. Trotz der Festbeleuchtung durch Lampen und Kerzen war die kleine flatternde Bestie aus meinem Blickfeld entschwunden. Ich stand lauschend, während Barbara und einige der Männer zögernd hinter mir herkamen.
    Von ganz unten drangen die flatternden Geräusche plötzlich herauf.
    Wir stürmten hinunter – sahen nichts. Wir lauschten mit angehaltenem Atem. Da war es wieder, das Schlagen von Flügeln. Im ersten Stock diesmal. Es wollte uns zum Narren halten.
    „Ich weiß, was es will“, sagte ich leise. „Daß wir uns aufteilen. Daß es irgendwo einen von uns allein erwischt. Aber keiner von uns geht von diesem Augenblick an mehr allein durch das Haus!“
    Die Männer nickten stumm.
    Dann sahen wir es. Es hing mit starren Augen und halb geöffneten Flügeln an der Lampe des Stiegenhauses.
    „Irgendeine Art von Netz wenn wir hätten“, meinte einer der Männer.
    In diesem Augenblick kam Frau Lange allein die Treppe herab. Auf halbem Weg schnellte die Fledermaus auf sie zu. Einer der Polizisten reagierte mit unglaublicher Schnelligkeit. Er hatte

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