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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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über Mädchen herfällt und das Blut aus ihren Adern saugt?“
    „Ja … ja, natürlich“, sagte er zögernd. „Der Beißer. Klar habe ich davon gehört.“
    „Das ist nur einer von ihnen“, fiel ich ihm ins Wort. „Einer von Hunderten, vielleicht sogar von Tausenden. Ihre Zahl wächst ständig. Haben Sie nie Gruselfilme gesehen?“
    „Das ist schon lange her“, meinte er.
    „Der Ausdruck Vampir, der ist Ihnen doch sicher ein Begriff, oder?“
    „Jaaa.“ Das Gespräch war sichtlich nicht nach seinem Geschmack.
    „Und das hier?“ Ich zeigte ihm meine Bißmale. „Weckt das irgendwelche Assoziationen in Ihnen?“
    Gebannt starrte er auf meinen Hals. „Sie meinen …“
    „Ich meine“, bestätigte ich.
    Die Sonne war fast untergegangen, als Frau Lange endlich zurückkam. Sie hatte Angst, das war deutlich zu erkennen, aber es war auch eine ganze Menge Entschlossenheit in ihrer Miene. Sie war keine, die kuschte. Sie besaß Kampfgeist. Wir waren in guten Händen.
    Und ich hatte gedacht, man würde mich auslachen! Auch die Siebzigerjahre hatten nicht vermocht, den Aberglauben bis in die letzten ländlichen Winkel auszulöschen. Die Leute hier hatte noch ein recht magisches Bewußtsein.
    Die Polizeibeamten stammten sicher nicht alle aus diesem Ort. Sie handelten überraschend logisch. Sie glaubten den ‚Humbug’ zwar nicht, aber sie wollten sichergehen. Sie setzten sich mit Hartwig in Verbindung, der dann durchblicken ließ, daß sie sich besser an meine Anordnungen halten sollten und mit einigen ungewöhnlichen Dingen rechnen müßten, worauf sie alle mit sehr nachdenklichen Gesichtern herum schlurften.
    Ich hatte Gelegenheit, mit Hartwig ein paar Worte zu wechseln. Er und seine Männer beobachteten aufmerksam die Klinik. Aber bis jetzt war noch nichts geschehen. Der Befund des Arztes, der Erik untersucht hatte, lautete auf veränderte Blutzusammensetzung ohne Gefahr für den Metabolismus, und eine vorübergehende Störung des Kreislaufs. Dem Patienten war mit größter Wahrscheinlichkeit HC 3, der neue synthetische Blutstoff, verabreicht worden. Ein Wundermittel, wie er sich ausdrückte. Er hätte nicht gewagt, es in solchen Mengen zu verabreichen.
    Aber Lukard hatte, dachte ich zähneknirschend. Bei ihm war es gleich. Sein Patient würde in jedem Fall wieder auferstehen. Der Gedanke bestärkte mich in meiner Ahnung, daß Eriks Überleben einen ganz bestimmten Zweck erfüllte.
    Hartwig versprach, anzurufen, sobald sich etwas Aufregendes täte.
    Während Frau Lange Knoblauchkränze zu knüpfen begann, nahm ich die Gelegenheit wahr, in meinem Büro anzurufen. Ich hoffte immer noch, daß ich Freddie erreichte, bevor er etwas anstellte. Nun, da ich Hartwig mehr oder weniger auf meiner Seite wußte, wäre es mir bedeutend lieber gewesen, Freddie hätte sich aus der Sache rausgehalten. Aber niemand meldete sich.
    Als ich unwillig den Hörer auf die Gabel warf, sah ich ein kleines Gesicht mit großen Augen, das mich anstarrte. Das mußte Frau Langes Tochter sein, ein hübsches, blondes Ding in einem gelben Kleidchen, barfuß, mit fast kohlrabenschwarzen Zehen. Sie mochte acht oder neun sein, oder vielleicht auch zehn.
    „Hallo“, sagte ich lächelnd.
    „Hallo“, erwiderte sie ohne Lächeln. „Bist du schuld, daß sie das stinkige Zeug aufhängen?“
    Die Frage hatte ich nicht gerade erwartet. Aber sie wollte offenbar eine Antwort. Diplomatisch erwiderte ich: „Wenn jemand einen Fliegenfänger aufhängte, der auch nicht besonders gut riecht, würdest du dann sagen, der Mann ist schuld, der ihn aufhängt?“
    Sie senkte den Blick und dachte offenbar nach. Schließlich fragte sie: „Was fängst du denn mit dem Knoblauch?“
    „Fledermäuse“, erklärte ich. „Riesengroße Fledermäuse.“
    Sie sah mich erschreckt an. Sie schien Angst davor zu haben. „Hier drin?“
    „Nein, nein“, erklärte ich. „Hab keine Furcht. Der Knoblauch soll sie nur draußen halten. Du mußt nachsehen, ob auch wirklich an jeder Tür und jedem Fenster etwas hangt. Willst du das tun?“
    Sie nickte heftig und schwirrte ab. Es konnte nicht schaden, wenn noch einer alles überprüfte. Vielleicht wußte sie das eine oder andere Schlupfloch, das die anderen nicht kannten.
    Der Kamin war ein Problem. Frau Lange löste es einfach, indem sie die Ölheizung anschaltete. Sie war auch sonst sehr umsichtig. Nicht nur, daß sie eine ganze Menge Kruzifixe anschleppte, hatte sie zudem noch einen kleinen Kessel mit Weihwasser aus der Kirche

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